Das Platz doch! gibt der multikulturellen Küche zwischen Österreich, Ungarn und der Slowakei seit mittlerweile acht Jahren ein Kreuzberger Zuhause. An den langen Tisch sind alle eingeladen, die den Geschmack von Zuhause und das Gefühl von Familie spüren möchten. Ein außergewöhnliches Konzept, das funktioniert!
Küche, die nach Zuhause schmeckt
Kennengelernt haben sie sich schon als Kinder in Bratislava, erzählen Vanda Molnár und Silvia Taha. „Unsere Mütter freuen sich, dass wir zusammenarbeiten“, sagen sie und lachen. Vor acht Jahren eröffneten sie ihr Lokal, das Platz doch! – der Name war eine spontane Eingebung eines Freundes, mit dem sie durch den Treptower Park spazierten – und schufen einen Raum, der radikal persönlich, radikal biografisch und radikal saisonal eine Küche zelebriert, die nach Geborgenheit und nach Zuhause schmeckt. Ganz egal, wie das ursprüngliche Zuhause geschmeckt hat: Die Liebe, die in jedem Teller steckt, erinnert daran, wie es sich angefühlt hat, an Großmutters Tisch zu sitzen und mit seinen Leibspeisen verwöhnt zu werden.
Platz doch! als Ort der Gemeinschaft
Ein Abend im Platz doch! ist alles andere als das klassische Restauranterlebnis. Alle sitzen an einer langen Tafel zusammen, Molnár, die Köchin im Duo, kocht in der winzigen offenen Küche und erzählt aus ihrem Leben und von den Zutaten, die von kleinbäuerlichen Betrieben aus der Region stammen oder aus der Slowakei, oft auch selbst eingelegt, eingemacht, haltbar gemacht werden. Das könnten etwa fermentierte Tomaten des letzten Sommers sein, süß, sauer und funky. Oder hausgemachtes Ajvar, Zwiebelmarmelade, Senfsauce. Oder, oder, oder. Schließlich sind die Prinzipien der italienischen Kulinarikvereinigung Slowfood hier nicht einfach nur Pose, sondern gehören zur DNA des Lokals.
Naturwein und persönliche Beziehungen
Dazu passt auch, dass das Platz doch! eines der ersten Restaurants in Berlin war, das seinen flüssigen Fokus auf Naturweine legte. Dafür zeichnet sich im Zweiergespann Taha verantwortlich, die ebenso wie Molnár Autodidaktin ist. In der Weinauswahl legt sie ihr Augenmerk auf ungewöhnliche Flaschen aus Deutschland, Österreich, Slowenien und der Slowakei, die sie größtenteils selbst hierher einführen. Auch hier ist ihnen ein enges, persönliches Verhältnis zu den Winzer:innen wichtig – so sehr, dass sie jetzt auch Weinreisen im kleinen Kreis organisieren. Kenner und Genießer sollten unbedingt auch einen Blick in diese zwölf Berliner Weinhandlungen werfen.
Verbindungen schaffen, das ist ihnen wichtig. Und das lässt sich eben beim gemeinsamen Verreisen genauso gut erreichen wie auch an einer langen Tafel, an der alle Gäste zusammen essen, ob sie sich kennen oder nicht. Und das eben ganz ohne Dünkel und ohne Zwang: „Manche kommen auch einfach nur für einen Teller und ein paar Gläser Wein“, erzählen Taha und Molnár.
Platz doch! bringt Geschichten an den Tisch
Vielleicht ist diese Liebe zu Gastlichkeiten und dazu, Menschen zusammenzubringen, auch ein Überbleibsel ihrer vorherigen Karrieren: Taha arbeitete im Filmbereich, Molnár unter anderem in der Musikindustrie, leitete zeitweise auch einen Club in Bratislava. Bei allen Unterschieden haben Filme, Clubs und Restaurants eben doch etwas gemeinsam: Es geht ums Geschichten erzählen und darum, einen Raum zu schaffen, in dem ganz unterschiedliche Menschen Zusammenkunft und Gemeinschaft erleben können. Gerade nach zwei Jahren, in denen genau diese menschlichen Bedürfnisse viel zu kurz kommen mussten.
Im Platz doch! wird eine Küche fluider Grenzen serviert
Kann man das nun gehobene Balkanküche nennen? „Nein, wir sagen lieber K&K-Küche“, sagt Taha. Aber dabei geht es den beiden weniger um das Kaiserliche und Königliche, sondern sie verweist auf die einst so multikulturelle, -linguale und -ethnische Kulturlandschaft zwischen Österreich, Ungarn, der Slowakei und Slowenien, in der Grenzen fluid waren und kultureller Austausch Alltag war, bevor die Geschichte erst einen eisernen Vorhang und dann harte Grenzen zwischen den Ländern zog.
„Ich koche, wie es unsere Großmütter schon getan haben“, erklärt Molnár. Was heute eben unter „radikal lokal“ oder „Slowfood“ läuft, war einst einfach nur gute Haushaltsführung. Nur, dass sie sich auch kreative Freiheit erlaubt: Die Mangold-Topfen-Knödel treffen auf satte Tomatensauce, im traditionellen Ajvar sorgt fermentiertes Gemüse für mehr Komplexität.
Zuhause in Kreuzberg: Das Platz doch!
Und wohin könnte diese Küche zwischen Tradition und Moderne, zwischen Heimat und der großen Welt besser hinpassen als nach Kreuzberg? Sie sind hier zuhause, vernetzt im Kiez. Die Nachbarskinder kommen vorbei und zeigen ihre neuen Schuhe, deren Eltern bleiben stehen auf einen kurzen Plausch. Fine Dining für die wenigen? Das können ruhig die anderen. Das Platz doch! ist ein Lokal für alle, die wissen, wie man zusammenrückt. Und für die Gemeinschaft.
- Platz doch! Manteuffelstraße 48, Kreuzberg, Tel. 030/69 56 78 66, Mi–Sa 18–22 Uhr, online
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