Berlins Beste

Restaurants an der Kantstraße: 12 Tipps zwischen Kult und Moderne

Dank vieler Restaurants ist die Kantstraße eine echte Gastromeile. Die Paris Bar und das Ottenthal sind Klassiker. Drumherum finden sich vornehmlich asiatische Imbissrestaurants. Mit The Duc Ngo erfuhr die Kantstraße kulinarischen Wandel. Mit Läden wie dem Kuchi und dem 893 Ryotei hat der in Vietnam geborene Gastronom Qualität, Zeitgeist und Design bei den Asia-Küchen hochgeschraubt. Und seit das Lovis eröffnet hat, ist die Kantstraße um ein ganzes Stück in ihrer kulinarischen Länge gewachsen.


Sushi und Nikkei-Küche im Restaurant 893 Ryotei

893 Ryotei Restaurant in der Kantstraße
Restaurants an der Kantstraße: Mattschwarzes Design im Restaurant 893 Ryotei. Foto: 893 Ryotei Berlin

Hinter den verspiegelten, mit Graffiti besprühten Scheiben einer ehemaligen Schlecker-Filiale hat The Duc Ngo vom Kuchi-Imperium sein bis dato kulinarisch ambitioniertestes Restaurant eröffnet. Die Speisekarte im 893 Ryotei ist ungewöhnlich lang und die Gäste hin und wieder bemerkenswert illuster. Ein Gesellschaftslokal könnte man das 893 Ryotei also nennen, aber eines, das sich tief durch die Aromen Asiens schmeckt. Überzeugend etwa die Aneignungen der Nikkei-Küche, wie sie die japanischen Einwanderer Perus geprägt haben.

  • 893 Ryotei Kantstraße 135, Charlottenburg, Di–Sa 18–23 Uhr, Tel. 030/91 70 31 21, online

Chinatown-Kult in der Kantstraße im Aroma

Dim Sum und andere Snacks schmecken zu später Stunde im Aroma. Foto: Judith Triebel/tip

Dass dieser Teil der Kantstraße gerne auch als „Chinatown“ bezeichnet wird, hängt mindestens mit dem Aroma zusammen. Bis spät in der Nacht essen hier Gäste aus aller Welt, darunter viele Asiat:innen. Und je später der Abend, desto mehr Köche der umliegenden asiatischen Restaurants tauchen im Aroma auf. Legendär sind die gut geölten Arbeitsabläufe. An großen Tischen mit Drehplatten isst man neben gebratenen und gedämpften Dim Sum, der Spezialität des Hauses, auch schon mal Hühnerfüße und tausendjährige Eier.

  • Aroma Kantstraße 35, Charlottenburg, Mo–Do 14–0 Uhr, Fr–So 12–3 Uhr, Tel. 030/37 59 16 28

Saigon-Spezialist in der Kantstraße ist das Ben Thanh

Saigon-Spezialist in der Kantstraße ist das Ben Thanh
Das Ben Thanh serviert Curry und Reisbandnudeln. Foto: Susan Schiedlofsky

Unter den vielen empfehlenswerten Asiaten entlang der Kanstraße ist das Ben Thanh einer der leiseren ­Läden. Sowohl, was den Umgang der Küche mit Schärfe, als auch die für den hiesigen Geschmack allzu exzentrischen Zutaten angeht. Besonders zu empfehlen ist die Suppe mit geschmorten Rindfleischstreifen, Karotten und Reisbandnudeln genauso wie das vietnamesische Curry mit Zitronengras, Kokosmilch und Hühnchen in Bananenblättern.

  • Ben Thanh Kantstraße 78, Charlottenburg, tgl. 12–22.30 Uhr, Tel. 030/31 80 38 68, online

Funky Fish: das Fischrestaurant in der Kantstraße

Funky Fish: das Fischrestaurant in der Kantstraße
Gegrillte Meeresfrüchte sind die Stars im Funky Fish. Foto: Clemens Niedenthal

Mit dem Funky Fisch hat The Duc Ngo auf der Kantstraße das internationale Fischrestaurant eröffnet, das Berlin brauchte. Das Konzept ist simpel: Fische und Meerestiere werden den Gästen wie auf einer Bühne präsentiert, vor ihren Augen ausgenommen, zugeschnitten, portioniert und auf den Grill gelegt. Olivenöl, Röstaromen und die mediterrane Brandung prägen den Geschmack dieses beinahe wie ein Aquarium rundum verglasten Ladens. Und dann wäre da noch diese wunderbare Fischsuppe, die über zehn, zwölf Stunden im Hundertlitertopf köchelt.

  • Funky Fish Kantstraße 135-136, Charlottenburg, Di–Sa 12–22 Uhr, Tel. 0163/938 22 15, online

Georgische Spezialitäten bei Gamarjoba

Spinat und rote Beete sind Vorspeisen im Gamarjoba. Foto: Susan Schiedlofsky

Natürlich ist auch auf der weltgewandten Kantstraße eines der georgischen Restaurants in Berlin zuhause. Und Fans von herzhaften Eintöpfen kommen hier voll auf ihre Kosten, denn die Karte umfasst auch viele Gerichte aus dem „Ketsi“, einem traditionellen Tonpfännchen. Und nach Hause liefern sie übrigens auch, im Umkreis von fünf Kilometern von der Kantstraße.

  • Gamarjoba Kantstraße 89, Charlottenburg, Mo 17–22 Uhr, Di–Do 14–22 Uhr, Fr 14–23 Uhr, Sa+So 12–23 Uhr, Tel. 0176/64 15 82 44, online

Eine Legende der Kantstraße: Good Friends

Hühnerfüße mit Knoblauchsoße und Tausend-Jahr-Eier mit Qualle gibt es nur im Good Friends. Foto: Good Friends

Ein erstes Indiz sind die vielen Chines:innen unter den Gästen. Die Küche im Good Friends ist authentisch und steht daher innerhalb der chinesischen Community hoch im Kurs. Vieles stammt aus der Kanton-Küche – vor allem die hier tasächlich süß-sauer abgeschmeckten Fleisch- und Fischgerichte. Wem das eine allzu ferne Aromenreise ist: Die Kellner halten auch eine abgewandelte Speisekarte bereit, die etwas stärker auf den europäischen Geschmack abgestimmt ist.

  • Good Friends Kantstraße 39, Charlottenburg, tgl. 12–22.45 Uhr, Tel. 030/313 26 59, online

Sushi und Ramen-Nudelsuppen im Kuchi Kant

The Duc Ngo verantwortet auch das Kuchi in der Kantstraße. Foto: Iinaroosa Viitanen

Das Kuchi ist ein modernes japanisches Restaurant mit einem umfangreichen Angebot an Sushi und Ramen-Nudelsuppen. Das liebevoll eingerichtete Lokal mit künstlerisch gestaltetem Innenhof lädt zu frisch zubereiteten Speisen wie der „My Best Friend‘s Roll“ mit frittiertem Gemüse, Lachs und einer Kuchi-Spezialsauce ein. Das Sushi-Angebot ist vielfältig, da kommen auch Vegetarier voll auf ihre Kosten.

  • Kuchi Kant Kantstraße 30, Charlottenburg, tgl. 12-23 Uhr, Tel. 030/31 50 78 15, online

Streetfood-Klassiker in der Kantstraße: Lon Men’s Noodlehouse

Streetfood-Klassiker in der Kantstraße: Lon Men's Noodlehouse
In Lon Men’s Noodlehouse wird schnell und gut gespeist. Foto: F. Anthea Schaap

Das Lokal selbst mag eher pragmatisch eingerichtet sein, aber die authentischen Nudelsuppen in zwei unterschiedlichen Größen und diversen Variationen (zum Beispiel mit krossen Schweineohren oder eher berlinerisch mit knuspriger Schweinshaxe) lohnen sich immer. Zudem sollte man die taiwanesischen Dim Sum unbedingt einmal probieren. Nicht abschrecken lassen, wenn im Noodlehouse mal wieder alle Tische besetzt sind: Gerade zur Mittagszeit wechseln die Gäste schnell, wobei der Chef des Hauses nie den Überblick verliert: Berlins bestgeölte Straßenküchen-Institution.

  • Lon Men’s Noodlehouse Kantstraße 22, Charlottenburg, Do–Mo 12–22 Uhr, Tel. 030/31 51 96 78, online

Fine-Dining-Restaurant in der Kantstraße: Lovis

Fine-Dining-Restaurant in der Kantstraße: Lovis
Die präzise, poetische Küche von Sophia Rudolph wurde im Lovis in Architektur übersetzt. Foto: ©Wilmina/Robert Rieger

Die lichtgraue Stahltür öffnet sich und man tritt in einen Charlottenburger Hinterhof, der einmal ein Frauengefängnis war. Vor allem tritt man hinaus aus der Welt. Ruhe und üppiges Grün, das den gründerzeitlichen Backsteinbau samt Glasfassade konstrastiert. Im Inneren ein kontemporären, kitschfreies Restaurantdesign mit Leuchtbuchstaben und ein Bocci-Leuchten-Sternenhimmel. Die Berliner Architekten Armand Grüntuch und Almut Grüntuch-Ernst haben das ehemalige Amtsgericht an der Kantstraße und das dahinterliegende Frauengefängnis zu einem Hotel, dem Wilmina, und einem Restaurant, dem Lovis, umgestaltet und betreiben beides fortan selbst. Der Gastraum ist der nun überdachte Gefängnisinnenhof; die backsteinerne Innenwände waren einmal Außenwände.

Sophia Rudolph, geboren in Berlin, teilweise aufgewachsen in Frankreich, könnte man noch aus dem Panama kennen, wo ihre coole wie konzentrierte Küche vor sechs Jahren zurecht ein Spektakel war. Zuvor war sie Sous-Chefin bei Marco Müller im Rutz, mit dem sie eine unbedingte Leidenschaft für Grundprodukte verbindet. Eine mit Gruyère-Schaum gefüllte Roscoff-Zwiebel in einer geschmeidigen Beurre Blanc, die Zwiebel süß, der Schaum kräftig:, so ein Teller ihrer „Contemporary German Cuisine“ bleibt nah bei den Zutaten und intuitiv im Geschmack. Und das rosa gegrillte Onglet, der Nierenzapfen – charaktervoller und geschmacksintensiver als jedes Rumpsteak. Die Weine dazu: biodynamisch, elegant, gerne aus Österreich.

  • Lovis Kantstraße 79, Charlottenburg, Di–Sa 18.30–23.30 Uhr, online

Madame NGO: die beste Pho in der Kantstraße

Madame NGO: die beste Pho in der Kantstraße
Das Pho-Restaurant in der Kantstraße: Madame Ngo. Foto: F. Anthea Schaap

Nach Vietnam geht es am schnellsten mit einem Besuch bei Madame Ngo, die sich als vietnamesische Brasserie mit französischem Akzent versteht. Der Kolonialismus hat in Vietnam schließlich auch kulinarisch Spuren hinterlassen, am bekanntesten etwa die Vorliebe für Baguette und Pâté. Das wird hier nicht nur als Belag auf dem Bánh Mì, sondern auch einzeln als Vorspeise neben Papayasalat, Frühlingsrolle, Steak Tartare und Entenstopfleber serviert. Das Highlight sind in diesem Ableger der Kuchi-Restaurantfamilie von The Duc Ngo aber vor allem die Pho, die beliebten aromatischen Reisnudelsuppen Vietnams. Dort zwar vor allem als Frühstücksgericht bekannt, lassen sie sich aber ganz wunderbar den ganzen Tag über schlürfen. Bei Madame Ngo köcheln die Brühen mindestens zwölf Stunden in Hundertlitertöpfen im Schaufenster vor sich hin.

  • Madame NGO Kantstraße 30, Charlottenburg, Mo–Sa 12–17 + 18–22.30 Uhr, Küche bis 22 Uhr, So 12–17 + 18–22 Uhr, Küche bis 21.30 Uhr, Tel. 030/60 27 45 85, online

Klassisch österreichische Küche im Ottenthal

Freitag und samstags ist Schnitzelschmaus im Ottenthal. Foto: Susan Schiedlofsky

Säulen und Mozartbüsten, freundlich-versierte Kellner. Dazu eine sehr gute österreichische Küche auf hohem Niveau, die neben den beliebten Klassikern wie einem Wiener Schnitzel und dem Zwiebelrostbraten vom trockengereiften Irish Hereford Rind durchaus auch zunehmend mit Raffinesse begeistert: Carpaccio vom Stör etwa oder Pastete vom Brandenburger Hirsch mit kaltgerührten Wildpreiselbeeren. Neu auf der Karte ist ein veganes Schnitzel ohne Soja, Seitan oder Tofu. Platz lassen sollte man für den Baumkuchen aus eigener Herstellung. Kurz: Die handwerkliche, Bio-zertifizierte Produktküche des Ottenthals kocht längst weit über die Alpenrepublik hinaus.

  • Ottenthal Kantstraße 153, Charlottenburg, Di–Fr 17–0 Uhr, Küchenschluss 22 Uhr, Schnitzelschmaus Fr+Sa 12–16 Uhr, Tel. 030/313 31 62, online

Der Promi-Treffpunkt: Paris Bar

Der Promi-Treffpunkt in der Kantstraße: Paris Bar
Die Paris Bar ist Legende auch über die Kantstraße hinaus. Foto: Paris Bar

Gäbe es ein Restaurant in dieser Stadt, an dessen legendärem Ruf die Qualität der Speisen so gut wie gar keinen Anteil haben, es wäre wohl Michael Würthles Paris Bar, die Mutter aller modernen Berliner Künstlerlokalitäten. Dass man unter der ikonografischen Leuchtfassade dennoch mehr als passabel essen kann, und zwar süddeutsch und vor allem französisch, sei dennoch unbedingt erwähnt. Die Künstler:innen im Publikum sind mit den Jahren weniger geworden, die Prominenten nicht. Ein wichtiger Laden für diese Stadt und ihre Erzählungen.

  • Paris Bar Kantstraße 152, Charlottenburg, tgl. ab 12 Uhr, Tel. 030/313 80 52, online

Mehr Charlottenburg

Wir kennen schöne Spaziergänge und die spannendsten Kieze und Ecken in Charlottenburg. Die besten Restaurants Charlottenburgs – von schick bis bodenständig – empfehlen wir hier. Und: Im Interview erzählt uns der heimliche König der Kantstraße The Duc Ngo über kulinarischen Wandel im Bezirk.

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