Berlins Beste

Skandinavische Küche in Berlin: Von Rentieren und Büllerbü

Skandinavische Küche hat in den vergangenen Jahren einen ziemlichen Hype erlebt – auch in Berlin. Schuld daran ist natürlich vor allem die Restaurantszene Kopenhagens, die „Nordic Cuisine“ popularisiert hat. Aber die Küche zwischen Lappland und Kopenhagen hat noch viel mehr zu bieten – und zeigt das auch in zahlreichen Cafés, Bäckereien und Fachgeschäften in Berlin.


Dänische Brotkultur im Sofi

Beliebt bei Sofi: der Morning Bun mit Kardamom, Orange und Zimit. Skandinavische Küche in Berlin
Beliebt bei Sofi: der Morning Bun mit Kardamom, Orange und Zimit. Foto:Stephanie von Becker

Das helle Sauerteigbrot „Berlin Loaf“ wird aus alten Weizensorten gebacken, mit besonders viel Wasser und noch mehr Zeit zum Gehen. Daraus wird ein besonders bekömmliches und vor allem köstliches Brot. Wenn wir schon mal da sind, nehmen wir uns dann noch ein Mohnbrötchen mit, aus dem gleichen wunderbar intensiven Sauerteig. Vielleicht lassen wir es sogar gleich mit einer Scheibe Käse und aufgeschlagener Butter belegen und freuen uns über sie, die einfachen Dinge.

  • Sofi Bakery Sophienstraße 21, Mitte, Mo, Mi–Fr 7.30–18.30 Uhr, Sa+So 8.30–17.30 Uhr, www.sofiberlin.com

Tapas, nordisch gedacht: Skål

Lachs in allen Variationen im Skål. Foto: Skål

Tapas, schon wieder, aber anders. Unlängst das Munch’s Hus aus Schöneberg, das bisher einzige norwegische Restaurant Berlins, einen Zweitladen in Charlottenburg eröffnet und sich eben diesen Appetithappen verschrieben – auf nordische Art. Zudem gibt es noch einen der skandinavischen Klassiker schlechthin, das Smörrebröd, ordentlich belegte Stullen also.

Ein nettes kleines Lokal mit kleiner Bürgersteigterrasse vis-à-vis des Wochenmarkts auf dem Karl-August-Platz. Bei den Happen (warm und kalt) dominiert Lachs: mal kalt, mal warm geräuchert, mal als Ceviche. Oder eben als Smörrebröd mit Rührei. Köttbullar gibt es natürlich auch, und als Enoteca gut über 100 verschiedene Weine. All das hübsch angerichtet und am Gaumen apart.

  • Skål Krumme Straße 39, Charlottenburg, Di, Do+Fr 17–23 Uhr, Mi+Sa 10–23 Uhr, www.skal-tapas.de

Norwegisch dinieren im Munch’s Hus

Norwegische Küche? Hat viel zu bieten – zumindest im Munch's Hus.       Skandinavische Küche in Berlin. Zwei Teller auf einem Tisch im Munch's Hus, darauf Fisch und Kartoffeln, zwei Gläser Wein.
Norwegische Küche? Hat viel zu bieten – zumindest im Munch’s Hus. Foto: Munch’s Hus

Elchbraten? Oder lieber Fischplatte mit Eismeersaibling? In Berlins einzigem norwegischen Restaurant, Munch’s Hus, geht beides. Und noch viel mehr. Das Restaurant des Norwegers Kenneth Gjerrud hat wenig mit der gefeierten, oft eher experimentellen Nordic Cuisine gemein, sondern ist eher ein Ort für Familienbesuche und Wohlfühlküche. Die Weine stammen von norwegischen Winzern und auch Bier-Freunde finden hier gutes norwegisches Craft-Bier.

  • Munch’s Hus Bülowstraße 66, Schöneberg, Mo 12–15 Uhr, Di–Fr 12–15 Uhr, 17–23 Uhr, Sa 17–23 Uhr, www.munchshus.de

Fleischbällchen für alle bei Möllers Köttbullar

Köttbullar mit Kartoffelstampf, Preiselbeeren und Gurkensalat: so schmeckt Schweden im Möllers Köttbullar.
Köttbullar mit Kartoffelstampf, Preiselbeeren und Gurkensalat: so schmeckt Schweden im Möllers Köttbullar. Foto: Meike Bergmann

Der Repräsentant des skandinavischen Streetfoods hat eine eigene Botschaft bezogen: Möllers Köttbullar, ein kleines Imbisslokal in Kreuzberg. Dort findet sich genau dies, Köttbullar, die schwedische Antwort auf die Bulette. Handwerklich zubereitet von Henrik Möller und Michael Hubert, aus Rindfleisch oder vegan aus kaltgepresstem Sonnenblumenprotein aus dem Allgäu, mit handgestampftem (!) Kartoffelstampf, Gurkensalat, viel brauner Soße – oder wahlweise Demeter-Pommes. Die Rinds-Bratlinge sind außen kross, innen saftig, schmecken nach ihrer Hauptzutat, wertigem Fleisch von der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall. Kurzum: simples Konzept, herzlich-vollmundig umgesetzt.


Moderne Backkultur im Albatross

Brot im Albatross: nordische Backkultur für Berlin. Skandinavische Küche
Brot im Albatross: nordische Backkultur für Berlin. Foto: Albatross

Kaum eine Bäckerei steht mehr für die neue Berliner Backkultur als Albatross in der Graefestraße. Neben saftigem Roggenmischbrot (das die nordische Herkunft eines der Mitgründer verrät) und fluffigem Sauerteig steht auch der laminierte Teig in all seinen Varianten im Vordergrund: Plunder mit saisonalen Früchten, bretonisches Kouign-Aman und natürlich die Klassiker Croissant und Pain au Chocolat. Bevor man mit prallgefüllten Tüten den Heimweg antritt, sollte man unbedingt noch auf eine Tasse Café und ein Gebäck verweilen.


Burger auf isländisch: Tommi’s Burger Joint

Burgerauswahl und Pommes bei Tommis Burger Joint
Burger für alle: Tommi’s Burger Joint ist ein Stück Reykjavik in Berlin. Foto: burgerjointde/Instagram

Ja, ja, wir lehnen uns hier schon gewaltig aus dem Fenster – aber wer schon mal Reykjavik besucht hat, weiß: der Original Tommi’s Burger Joint ist ein isländischer Klassiker. Der nun eben auch die Welt und Berlin erobert hat. Auch wenn Burger wohl eher weniger als skandinavische Küche durchgehen. Und auch uns findet man durchaus auch mal etwa in der ersten Berliner Filiale, der als hip-rustikaler Imbiss inszeniert ist auf hausgemachte Burger mit Bio-Fleisch und Pommes (unbedingt mit Sauce Bernaise bestellen!). Die Pattys aus Angusbeef werden medium rare gebraten, ein Extralob gibt’s für das Eichhofener Pils.

  • Tommi’s Burger Joint Invalidenstraße 160, Mitte, tgl. 12–22 Uhr, www.tommis.is
  • Tommi’s Burger Joint Gabriel Max Straße 17, Friedrichshain, tgl. 12–22 Uhr
  • Tommi’s Burger Joint Kurfürstendamm 212, Charlottenburg, tgl. 12–22 Uhr

Kopenhagener Cool bei Sticks’n’Sushi

Sticks'n'Sushi Sushi Tiergarten Restaurant skandinavische Küche in Berlin
Sushi auf Dänisch? Aber ja doch: Stick’n’Sushi verbindet dänische Designliebe und japanische Sushikultur. Foto: Sticks’n’Sushi

Aus Fine Dining wird also Systemgastronomie. Nur eben auf die dänische Art. 1994 gegründet, gibt es das Sticks’n’Sushi alleine in Kopenhagen elf Mal, dazu fünf Läden in London. Und seit einigen Jahren eben auch in Berlin, mit mittlerweile zwei, bald sogar drei Filialen. In die zuvor als Galerie genutzten ehemaligen Tagesspiegel-Druckerei an der Potsdamer Straße, auf der Kantstraße in der ehemaligen Le Bar du Paris Bar und bald auch auf der Torstraße.

Sushi ist klar, Sticks steht für auf dem Lavastein gegrillte Fleisch- und Fischspieße. Dänische Interpretation japanischer Köstlichkeiten, sozusagen. Besonders schön im, nun ja, Berliner Stammhaus sind eine kühn gewendelte Treppe und ein Bartresen, an dem es neben feinen Drinks auch eine gut kuratierte Bier- und Weinauswahl gibt.

  • Sticks’n’Sushi Potsdamer Straße 85, Tiergarten, So–Do 12–23, Fr+Sa 12–0 Uhr, www.sticksnsushi.com
  • Sticks’n’Sushi Kantstraße 152, Charlottenburg, So–Do 12–22.30, Fr+Sa 12–23.30 Uhr

Zimtschnecken satt bei Brodstätte

Saftiges Brot, aber vergesst nicht die Zimtschnecken: die Brodstätte skandinavische Küche in Berlin
Saftiges Brot, aber vergesst nicht die Zimtschnecken: die Brodstätte. Foto: Lena Ganssmann

Hätten wir uns auch nicht träumen lassen, dass die kulinarische Nachhilfe einmal aus Skandinavien kommt. Und den Startschuss in Berlin hat dafür eine dänische Bäckerei: der Brodstätte, gestartet als The Bread Station, gegeben. Die setzt auf bäuerlich-handwerkliche Grundprodukte und wenige, überzeugende Brotsorten. Typisch skandinavisch sind die eher blond als Mischbrot oder aus Weizenvollkorn. Daneben gibt es noch ein paar Kleinigkeiten, darunter die köstlichen Zimtschnecken.


Fine Dining im Faelt

Nordisch grundiert, aber eigenständig gut: Sternerestaurant Faelt. Skandinavische Restaurants Berlin
Nordisch grundiert, aber eigenständig gut: Sternerestaurant Faelt. Foto: Faelt/Kirchgasser Photography

Pfannkuchen, Nudelsalat und ein Haus-Bier? Ist das die falsche Hausnummer? Nein. Tatsächlich handelt es sich um Bestandteile eines grandiosen Menüs, das bereits im März 2020 einen Michelin-Stern erhalten hat. Björn Swanson (zuvor im Golvet) nennt sein Konzept „Reduziert aufs Wesentliche“, doch in Wahrheit verbindet er einfach herausragende Produktqualität, inspirierte und präzise Küchenkunst mit einer sympathischen Heiterkeit. Der Name Faelt verweist auf seine skandinavischen Wurzelt und bedeutet „Feld“ auf Schwedisch. Der Speiseplan ist rasch geklärt, denn es gibt in dem kleinen Lokal mit knapp 20 Plätzen nur dieses eine, vorerst monatlich wechselnde Neun-Gänge-Menü ab 99 Euro.

  • Faelt Vorbergstraße 10A, Schöneberg, tgl. 18–0 Uhr, www.faelt.de

Ein Stück Finnland in Berlin: Kioski

Kioski_Zimtschnecke
Der schnellste Weg nach Helsinki? Geht über einen kleinen gelben Kiosk! Foto: Aida Baghernejad

Korvapuusti: So wird die Zimtschnecke in Finnland genannt, nur echt mit Hagelzucker und viel Geschmack. In Berlin backt sie Ann-Marie von Löw, die finnische Wurzeln hat, eigentlich aus dem Theater kommt, nun aber im Hinterhof des Mykita Haus in einem slowenischen K67-Kiosk ein kleines Café betreibt. Die deutsch-finnische Miniatur-Gastronomin verbindet hier das Prinzip Mittagskantine mit italienischer Espresso- und Aperitivokultur. Auf der Karte stehen auch süddeutsche Spezialitäten (fränkischer Leberkäse! Butterbrezeln!), italienische Paninis und ein Best-of der guten Mittagsküche mit gegrillten Stullen, wechselnden Tagessuppen und warmen Gerichten.

  • Kioski im Hof des Mykita Haus Ritterstraße 9, Kreuzberg, Mo-Fr 9-16 Uhr, bis 2. August Sommrpause, www.kioski.berlin

Süßes bei Herr Nilsson GODIS

Skandinavisch Süßes snacken? Das geht bei Herr Nilsson Godis, was auf Schwedisch für Süßigkeiten steht. Das lustige Logo mit dem fröhlichen Affen (dem hat wohl jemand Zucker gegeben) gibt die quietschsüße Atmosphäre der mittlerweile drei Läden vor. Neben Süßem und Saurem (vor allem schwedisches Fruchtgummi), gibt es selbstverständlich auch dutzende Lakritzevariationen, schwedische Schokoladen und Knabbersnacks aus Büllerbü-Land. Ein Laden wie ein Kindertraum.

  • Herr Nilsson GODIS Wühlischstraße 58, Friedrichshain, Mo–Sa 13–18 Uhr, www.herrnilsson.com
  • Herr Nilsson GODIS Immanuelkirchstraße 22, Prenzlauer Berg, Mo–Sa 13–18 Uhr

Kaffeepause in der Oslo Kaffeebar

Natürlich gehört auch die Oslo Kaffeebar in diese Liste – und das liegt nicht nur am Namen. Seit über 10 Jahren zelebriert der Laden die hohe Kunst des Third-Wave-Coffee in einem Ambiente, das nach eigener Aussage an ein norwegisches Wochenendhäuschen erinnern soll. Aber ein sehr modern eingerichtetes. Die Kaffeebohnen werden selbst geröstet und in den Kaffee tunken wir stilecht norwegische Zimtschnecken.

  • Oslo Kaffeebar Eichendorffstrasse 13, Mitte, Mo–Fr 8–19 Uhr, Sa+So 9–19 Uhr, www.oslokaffebar.co

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