Gastrotipp

Ukrainisches Essen: Genuss im Pirouette und Drei Elefanten

Lust auf ukrainische Küche in Berlin? Auf Blini, Borschtsch und mehr? In Berlin überzeugen uns vor allem zwei Restaurants: Pirouette und Drei große Elefanten. Wir treffen die Ukrainer, die gesunde Gerichte aus ihrer Heimat servieren.

Ein herzhaftes ukrainisches Erlebnis erwartet Sie im Pirouette in Prenzlauer Berg, wo die aus Czernowitz stammende Köchin Uliana köstliche handgemachte Blini und Borschtsch serviert. Foto: Gianluca Quaranta

Ukrainische Küche: Oft als russisches Essen angeboten

Was ist ukrainisches Essen? Das Land hat so beliebte slawische Gerichte wie Rote-Bete-Borschtsch (genauer gesagt „Borsch“, das T ist eine englische Erfindung) und Vareniki (gekochte Teigtaschen) hervorgebracht. Doch die kulinarische Tradition des Landes ist so eng mit der des großen Nachbarn verwoben, dass sich die meisten ukrainischen Restaurants in Berlin einfach „russisch“ nennen, weil sie (wahrscheinlich zu Recht) davon ausgehen, dass deutsche Gäste sonst verwirrt werden könnten.

Aber man kann in dieser Stadt großartig Ukrainisch essen – wenn man weiß, wo man suchen muss. Zum Beispiel hinter den roten Samtvorhängen im Pirouette in Prenzlauer Berg. Von außen bereitet einen nichts auf das herzhafte ukrainische Erlebnis vor, das einen hier erwartet: nicht nur die köstlichen Blini und Teigtaschen, die von der aus Czernowitz stammenden Köchin Uliana handgefertigt werden, sondern auch die gemütliche Atmosphäre, in der man sich auf Ukrainisch und Russisch unterhält.

Die Crew der Ukraine Hilfe Berlin hat das Lokal zu ihrem „Kriegs-Hauptquartier“ gemacht, und zwei Familien mit Kindern – die kürzlich eingetroffenen Verwandten des Besitzers Slava Lukyachenko – schlemmen fröhlich an der Tagessuppe, einer Soljanka.

Das Pirouette wird von einem früheren Tanzpaar betrieben

Der Name des Lokals und die vielen Fotos an den Wänden deuten auf die Vergangenheit von Slava und ihrem Mann Roman hin. Beide sind Tänzer, die sich beim Kiewer Ballett kennengelernt haben, bevor sie in den Berliner Friedrichstadtpalast wechselten, wo sie über ein Jahrzehnt lang auftraten, bevor sie beschlossen, ihre Tanzschuhe an den Nagel zu hängen und sich etwas „Entspannenderem“ zuzuwenden.

Und so wurde in der Pause zwischen den Corona-Schließungen im Juni 2020 das Pirouette geboren. Jetzt gibt es Cocktails, Wodka und eine überraschend veganfreundliche Speisekarte, die von Slavas Tochter reformiert wurde. Die Karte umfasst neben Schweine- und Rindfleischpelmeni (9,90–10,90 Euro), riesigen Burgerplatten und Eierspeisen zum Frühstück auch tierfreien Borschtsch (6,50 Euro) und Kohl-, Kartoffel- und/oder Pilzvareniki (6,90-7,90 Euro) umfasst.

Unser Tipp: Beginnt und endet mit den Blini (Pfannkuchen), entweder pikant mit Frischkäse und Lachs oder Lachsrogen oder süß mit allem von Nutella bis Orangenlikör – eine überzeugende ukrainische Variante der „Crepe Suzette“.

Drei Elefanten: Chefin Gumz kam vor 20 Jahren nach Deutschland

Im Neuköllner Drei Elefanten kocht auch jemand aus der Ukraine, genauer gesagt aus Czernowitz: die Inhaberin Angelika Gumz. Sie zaubert eine Fülle von veganen und vegetarischen Optionen. Gumz, die vor mehr als 20 Jahren mit ihrem deutschen Ehemann hierher gezogen ist, isst selbst wenig Fleisch. Ursprünglich eröffnete sie Drei Elefanten als allgemeines vegetarisches Café, bis die Pandemie ein paar Monate später zuschlug und sie sich auf ihre Stärken besann. Eine davon ist natürlich der Borschtsch (6,50 Euro) mit den zartesten Rindfleischstückchen (oder Bohnen) in einer tiefen, wohligen Brühe.

Handgefaltete Vareniki, serviert auf Wunsch mit einer cremigen Pilz- oder Spinat-Walnuss-Soße. Foto: Drei Elefanten

Die handgefalteten Vareniki, die pur oder in einer cremigen Pilz- oder Spinat-Walnuss-Soße serviert werden, sind zwar etwas teurer als in der Pirouette (8,50-10,90 Euro), werden aber mit Krautsalat und einem Morkovka (Karottensalat) nach koreanischer Art serviert, der pikant genug ist, um die Deutschen neben uns zu überraschen. Eine Handvoll Neuköllner Brunch-Gerichte wie Shakshuka und ein veganes Panini mit Cashew-Pesto stehen weiterhin auf der Karte, aber Gumz‘ Küche hat nichts Hippes oder Ausgefallenes an sich – und ihr Café ist dafür umso besser.

Wie Slava auf der anderen Seite der Stadt hat sich auch Gumz in den vergangenen Wochen sehr verausgabt und versucht, ihr Geschäft über Wasser zu halten, während sie sich um ihre ältere Mutter kümmert und neu angekommene Bekannte empfängt. Sie bietet auch kostenlose und ermäßigte Mahlzeiten für die ständig wachsende Flüchtlingsgemeinschaft an, die die wohlhabenderen Berliner mit einem kleinen Obolus für ihr Essen unterstützen können – eine einfache und einfach köstliche Art, seinen Teil beizutragen.

  • Pirouette Saarbrücker Str. 17, Prenzlauer Berg Mo-Fr 12-21 Uhr, Sa-So 11-21 Uhr, mehr bei Facebook
  • Drei Elefanten Donaustr. 104, Neukölln, tgl 10-22 Uhr, mehr online

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