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Schnaps aus der Provinz: Ein Besuch bei Mammoth Whisky in der Uckermark

Keine Schnapsideen: handwerkliche Spirituosen. Wir haben den Mammoth Whisky in der Uckermark besucht und uns mit einem jungen Berliner getroffen, der Gin in Olivenöl wäscht

Schmidt & Schott Spirituosen

Als erstes hatte Thomas Blätterlein den wuchtigen Kornsspeicher saniert, nachdem er vor rund zehn Jahren zum ersten Mal nach Altkünkendorf gekommen war. Hatte oben seine Wohnung hineingebaut und unten das Natursteingewölbe freigelegt, in dem heute, endlich, die Whiskyfässer lagern. Dann hatte er einen Gin gebrannt. Schließlich war Gin das große Thema, als es damals losging mit der regionalen, handwerklichen Spirituosenrevolution. Hatte einen Himbeerbrand destilliert, der mindestens der beste Brandenburgs ist. Und tagelang wilde Beeren gesammelt, weil das Bäuerlich-Handwerkliche für Blätterlein nicht erst mit dem eigentlichen Akts des Brennens beginnt. Vor viereinhalb Jahren dann sollte er zum ersten Mal einen eigenen Whisky in zwei Eichenholzfässer füllen, die eben noch voll spanischem Sherry waren.

Blätterleins Augen beginnen schon zu leuchten, wenn er nur von der Recherche nach diesen abgelegten Fäsern erzählt. Whisky, so viel ist schnell klar, ist das Größte, Geheimnisvollste und Vielschichtigste, was als authentisches Produkt aus einer Destille in der Uckermark kommen kann.

Mammoth hat er den Whisky seiner Grumsiner Brennerei genannt, wegen der steinzeitlichen Endmoräne, deren sanfte, aber doch merkliche Schwünge hier die Landschaft hinter Angermünde prägen. Bald hinter der Brennerei beginnt ein Buchenwald, UNESCO-Weltnaturerbe. Thomas Blätterlein, der in einem früheren Leben mal einen großen Pflegedienst aufgebaut hatte, könnte hier stundenlang einfach nur die Tiere beobachten. Meistens hat er dafür aber keine Zeit. Schnapsbrennen ist Arbeit, brennt man nun Whisky, kommt auch noch der Faktor Zeit hinzu. Mindestens viereinhalb Jahre wird der Grumsiner Whisky künftig reifen.

Das Harz des Pistazienbaums

Vom Whisky zum Gin. Und doch zu einer Technik, die man vor allem vom Whisky, genauer vom amerikanischen Bourbon kennt. Der gewinnt durch das Bad in tierischen Fetten an Charakter und Ausgewogenheit. „Fatwashing“ sagt man dazu. Der junge Berliner Maximilian Schott kannte das von seinen Nachtschichten hinter der Bar.

Und er kannte drei Freunde, die gerade erfolgreich eine eigene Olivenölmarke in den Bioeinzelhandel gebracht hatten. Ein nussiges, intensives Öl, geerntet bei Kalamata in Griechenland. Maximilian Schott hatte eine Idee:  einen nicht in Fett, sondern in Olivenöl gewaschenen Gin. Wobei er den passenden Gin auch in Griechenland finden sollte. In einer handwerklichen Destille, die noch arbeitet wie zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts.

Grumsiner Brennerei: Thomas Blätterlein

Drei Tage lang werden Gin und Öl nun vereint. Und dann bei kalten Temperaturen wieder voneinander gefiltert. Wobei durch das Öl vor allem die frischen, grünen Aromen des Gins betont werden. Er wird sanfter, runder, schmeckt nun intensiver nach Koriander, Zitronen und Mastix, dem Harz des Pistazienbaumes.

Bliebe nur zu klären, was mit dem herausgefilterten gin-infusionierten Olivenöl passiert. Maximilian Schott hätte da eine Idee: eine Salbe zur Pflege frischer Tätowierungen.


Grumsiner Brennerei Wirtschaftshof 3, 16278 Angermünde OT Altkünkendorf, Öffnungszeiten, Händler und Onlineshop: www.grumsiner.de

Oel Gin Weinbergsweg 30, Mitte, Händlerverzeichnis und Onlineshop: www.oel-berlin.de

Weitere Spirituosen aus Berlin und jwd

Gurkengeist Die hippen Spreewood Distillers aus Schlepzig im Spreewald haben das lokalste aller dortigen Gemüse in einen schmissigen Brand gepackt.
Dorfstr. 56, 15910 Schlepzig www.spreewood-distillers.com

Münsterländer Korn Berlins führende Naturweinhandlung Viniculture hat sich mit der traditionsreichen Kornbrennerei Sasse zusammengetan.
Herausgekommen ist ein faßgelagerter Kornbrand, der fast wie ein floraler Whisky schmeckt.
Grolmanstr. 42/43, Charlottenburg www.viniculture.de

Basler Langsteiler Wild Theo Ligtharts Freimeisterkollektiv bringt Destilleure, Obtsbauern, Winzer oder Barkeeper zusammen. Dieser spontanvergorene Wildkirschenbrand vom Lorenz Humbel ist der beste Obstbrand, den wir je getrunken haben.
Erkelenzdamm 59-61, Kreuzberg, freimeisterkollektiv.de

Schultzen’s Apfelwiese Werder kann mehr als nur Baumblütenfest – dieser ungefilterte, fair ausgepreiste Apfelbrand muss sich vor Produkten aus Süddeutschland nicht verstecken.
Karl-Liebknecht-Str. 17, 14542 Werder/Havel, www.bauerschultz.de

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