Schöne Friedhofscafés in Berlin gibt es nicht zuhauf in Berlin. Man muss sie suchen, muss wissen, wohin, wenn man die einzigartige Atmosphäre eines Kaffeehauses in einer Umgebung sucht, in der Innehalten zum Kaffee mit Kuchen dazugehört wie das kleine Wasserglas zum Espresso. Wir stellen euch Friedhofscafés in Berlin vor, allesamt wunderbare Orte, die mit viel Hingabe geführt werden – vielleicht gerade deshalb, weil sie sich dort eingemietet haben, wo die meisten Menschen nicht einfach so hinkommen, sondern aus Liebe und Verbundenheit.
Stimmungsvoll: Das 21 gramm auf dem St. Thomas-Kirchhof
Sicherlich das populärste unter den Friedhofscafés in Berlin! Das gemütliches Gewölbe an der Hermannstraße, in dem all day long gebruncht, Crémant und Kaffee geschlürft werden kann, nennt sich 21 gramm. Das Restaurant-Café belegt die ehemalige Aufbahrungshalle des Kirchhofs. Hier treffen alte Architektur, modernes Design und New-Age-Gastronomie-Denken aufeinander. Das Ergebnis: ein gut besuchtes Café, das im kulinarisch ständig boomenden Berlin seit Jahren Rang und Namen hat. Die regelmäßig wechselnden Brunch-Kreationen sind ausgefallen und lecker und ziehen ein breites Publikum an. Und aufgrund der Lage auf dem schönen St. Thomas-Kirchhof fühlt sich ein Besuch im 21 gramm wie ein Kompliment für Leib und Seele an.
- 21 gramm Hermannstr. 179, Neukölln, Di–So 10–17 Uhr, Tel. 030/76 79 58 10, online
Lauschig: Das Café Finovo auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof
Versteckt hinter den Yorckbrücken liegt der kleine, aber sehr besondere St.-Matthäus-Kirchhof. Auf ihm liegen die Gebrüder Grimm begraben. Hier weht ein Hauch Magie zwischen den Gräbern umher, egal bei welchem Wetter. Das Friedhofscafé Finovo befindet sich direkt am Eingang neben der sehenswerten Kapelle. Vor dem Café kann kann man bei schönem Wetter wunderbar die Ruhe und das Grün genießen und einen Cappuccino schlürfen. Gute Gründe, um im Café Finovo zu verweilen, sind die täglich frischen und leckeren Kuchen. Das Interieur wirkt etwas zusammengewürfelt und verstaubt, passt aber zum einmaligen Charme dieses schönen Friedhofs. Der Name „Finovo“ setzt sich übrigens aus „fin“ und „novo“ zusammen, was so viel bedeutet wie „Ende“ und „Neubeginn“. Friedhöfe sind symbolische Orte der Vergänglichkeit, des Nachsinnens über das Leben. Und wieso sollte man sich solch weitreichende Gedanken nicht bei einem Stück frisch gebackenen Kuchen machen?
- Café Finovo Großgörschenstr. 12–14, Schöneberg, Jan+Dez tgl. 10–16 Uhr, Feb+Nov 10–17 Uhr, März+Okt 10–18 Uhr, Sep 10–19 Uhr, Mai–Aug 10–20 Uhr, Ruhetag: Montag, Di jeweils ab 12 Uhr, Tel. 030/20 61 55 20, online
Modern-mediterran: Das Lisbeth auf dem Friedhof Sophien II
La Dolce Vita auf einem Friedhof? Das Lisbeth, eröffnet im September 2022 auf dem Sophienfriedhof II in Mitte, bietet eine einzigartige Kombination aus Gastronomie, Kultur und Natur. Es ist zugleich Ort der Ruhe und kultureller Treffpunkt. Die italienische Gastronomin Chiara de Martin bestimmt das Angebot und hat dafür gesorgt, dass das hausgemachte Tiramisu, der kräftige Caffè und der wechselnde, italienische Mittagstisch in der Nachbarschaft schnell beliebt und bekannt wurden. Im Lisbeth finden regelmäßig Ausstellungen, Workshops und Lesungen statt, die sich mit den Themen Leben, Tod und Trauer befassen. Das Café kann auch für private Trauerfeiern gemietet werden. Im lauschigen Garten des Lisbeth vergisst man vor allem in den schönen Monaten die Zeit, wenn alles in Kerzenschein getaucht ist und man sich ganz und gar nicht wie auf einem Friedhof fühlt.
- Lisbeth Bergstr. 29, Mitte, Di–So 10.30–20 Uhr, Tel. 030/40 04 33 49, online
Leider mit ungewisser Zukunft: Das Café Strauss auf dem Friedrichswerderschen Friedhof II
Von außen: ein rotes Backsteingebäude, das von der Straße aus nicht viel verrät und irgendwie in das Grün des verwucherten Friedrichswerderschen Friedhofs überzugehen scheint. Ein Holzschild verrät vorbeispazierenden Passant:innen, dass es hier irgendwo „leckeren Kuchen, Gebäck und frisch gerösteten Kaffee“ zu geben scheint. Das Café Strauss an der Bergmannstraße war eigentlich immer unser Liebling unter den Friedhofscafés in Berlin. Leider wurde kurz vor Fertigstellung dieses Artikels bekannt, dass diese liebgewonnene Institution bald schließen wird und die charmanten Räumlichkeiten auf dem verwilderten Friedhof einer ungewissen Zukunft entgegenblicken. Auf der kleinen Terrasse des Café Strauss saß man all die Jahre bei schönem Wetter in gemütlichen Korbstühlen, der dichte Bewuchs rundherum spendete eine extra Portion Ruhe und irgendwie hatte man hier, trotz der anderen Gäste rundherum, das Gefühl, für sich zu sein. Versunken las man die Morgenzeitung, arbeitete oder redete leise, teilte sich ohne viel zu sprechen ein Stück frisch gebackenen Kuchen. Wir werden vor allem die wunderbare Schoko-Ganache-Torte vermissen! Aber wir hoffen, dass das schöne, stuckverzierte Gewölbe mit unverwechselbarer Atmosphäre eine würdige Wiedergeburt erwartet. In der Zwischenzeit spazieren wir auf den verschlungenen Wegen des Friedrichswerderschen Friedhofs umher, blenden den Großstadtlärm aus, der leise von Mehringdamm und und Hermannplatz herüberweht, und freuen uns auf eine Neueröffnung.
- Café Strauss Bergmannstr. 42, Kreuzberg, leider bald geschlossen
Noch mehr Besonderes in der Stadt: An diesen Orten in Berlin erwachen Märchen zum Leben. Ruhe suchen in der lauten Stadt: Diese schönen und besonderen Friedhöfe in Berlin sind einen Besuch wert. Und wir verraten euch, wo in Berlin echte Berühmtheiten begraben liegen – Marlene Dietrich, Willy Brandt und andere. Wer Berlin am liebsten mit dem Rad erkundet, kann ein Radtour entlang dieser bedeutenden Gräber in Erwägung ziehen. Noch mehr Inspiration für spannende und entspannte Stunden liefern euch unsere Rubriken „Ausflüge“ und „Food“.