Japanisch/Peruanisch

The Catch in der Bleibtreustraße

Ein guter Fang: Die Qualität der Grundprodukte macht aus The Catch ein hervorragendes Lokal

THE CATCH

Auch daran erkennt man die neue, weltläufige Berliner Gastronomie: an ihrer konsequenten Hinwendung zum Digitalen. Einfach mal eine per App getätigte Reservierung via Telefonanruf auf einen Gehsteigtisch im Sonnenschein umbuchen – vorgesehen scheint so etwas nicht mehr zu sein in den Betriebsabläufen dieses aus Lettland importierten Konzeptlokals. Um es vorweg zu nehmen: Es sollte die einzige Irritation eines kulinarisch überzeugenden Abends bleiben.

Willkommen also im The Catch, dem weitgereisten Restaurantwurf des lettischen Gastronomen Alexander Slobine und seiner Frau Alexandra. Wie schon in Riga folgt dabei auch die Berliner Dependance dem Izakaya-Trend, es zitiert und inszeniert die Kultur der traditionellen japanischen Kneipen, in denen man ganz fabelhaft essen kann.  Wobei das Gastronomenpaar Slobine durchaus von sich behaupten darf, auch den dort so unbedingten Produktfetischismus aus Japan importiert zu haben. Durch die Bank ist es die Qualität der Ausgangsware, die aus dem The Catch so viel mehr macht als ein mit ausgeprägter Zeitgeisteshaltung schick aufgezogenes Trendlokal.

Der „Catch“, der Fang also, besteht dabei aus Fischen und Meeresfrüchten, die, soweit möglich, direkt von Fischmärkten aus Spanien und Japan bezogen werden. Ein Gastro-Pub mit Sake statt Craft Beer sozusagen. Mit schickem Design und nicht minder schicken jungen Gästen.

Der Abend beginnt mit einer hausgemachten Yuzu-Limo und einem preislich sportlichen Triennes Rosé (0,15 l/9 Euro). Dazu „Raw“, also Rohes, wie auf Eis serviertes Sashimi vom schottischen Lachs. Was dann folgt, ist eine Gaumenreise durch die das Beste aus Japan und Peru vereinende Nikkei-Küche. Ein für zwölf Euro smart kalkuliertes Gelbschwanzmakrelen-Ceviche mit Avocado und scharf-cremigem Wasabi-Dressing etwa. Vom Grill kommen danach die ohne Chi-Chi servierten, perfekt saftigen roten Garnelen. Und auch vor den inzwischen allzu inflationär kredenzten Bowls darf man den Hut ziehen. Die Gyudon-Bowl, eine Fleischschüssel mit gegrilltem Entrecôte und Reis, ist überzeugend simpel und nimmt die Geschmacksnerven in Umami-Gefangenschaft.

Am Ende des Abends ist es auch diese Vollmundigkeit, die nachhaltig begeistert.  Ein modisches, auch ein etwas teureres Lokal mag dieses The Catch gewiss sein, aber eines mit Bauchgefühl.  Und mit leichten Gewissensbissen ob der von weit her eingeflogenen Waren.Manuela Blisse

The Catch Bleibtreustr. 41, Charlottenburg, Tel. 0175 222 00 95, Mo–Do 12–23, Fr+Sa 12–24, So 18–23 Uhr, www.thecatch.berlin

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