„Adults only“: The Knast verbindet Codes der BDSM-Kultur mit gehobener Bistroküche. In dem ehemaligen Gefängnis braucht trotzdem niemand Angst haben.

„Das hier war schon immer ein Ort für Sünder“, sagt Janina Atmadi und zeigt auf ein altes Foto der Gefängniskapelle. Die große Kuppel ist wiederzuerkennen, sonst hat der Ort heute wenig mit einem Andachtsraum zu tun. Die ehemalige Kapelle wurde zur Bar – dahinter stecken Janina Atmadi und Joachim Köhrich, die hier in Lichterfelde „The Knast“ betreiben: mit Bar, Restaurant, Kunstateliers – und bald einem Boutiquehotel. Die Sünder, auf die Janina Atmadi anspielt, sind die ehemaligen Sträflinge. Denn was heute ein Kulturort ist, war früher ein Gefängnis. Vor 15 Jahren sind die letzten Inhaftierten entlassen worden, ähnlich lang sind Janina und Joachim ein Paar – beruflich wie privat. Sie leiteten etwa das The NoName, ein Sternelokal an der Oranienburger Straße.
In ihrer Freizeit sind sie „viel im Nachtleben unterwegs“ und lieben die hedonistische Szene Berlins. Codes der BDSM-Kultur, wie Macht und Bestrafung, finden nun – in Gefängnisgemäuern – einen spannenden Rahmen. Die Betreiber:innen „erlauben und fördern, dass die Leute ihren Kink leben können“, gerade was Kleidung angeht. Doch sie betreiben explizit keine „Vergnügungsstätte“, das heißt: „keine Handlung, kein Play“. Klingt sehr nach Berlin, und wenig nach Lichterfelde. Auf eine gute Küche aber dürfte man sich auch in dieser recht bürgerlichen Nachbarschaft freuen. Mit einem Haken: Auch im Restaurant gilt: „Adults only“. Gespräche seien einfach andere, wenn keine Kinder am Nachbartisch sitzen würden.
Wochentags gibt’s „Tisch voll“ – eine Auswahl kleiner Gerichte zum Teilen, samt Wein und Wasser, für 50 Euro pro Person. Spargelcremesüppchen, Wachtelkroketten mit fermentiertem Rotkohl – gehobene Bistroküche. „Fine Dining, aber verständlich.“ Bodenständig darf es auch mal sein: „richtig gute Pommes“ – etwa bei den Steak frites. Am Wochenende sind das exzellente Menü (drei Gänge 59 Euro, vier Gänge 74 Euro) und die Weinbegleitung fair kalkuliert. Nach dem Essen gelangt, wer will, über eine verzierte Wendeltreppe in die Kapellen-Bar. So viel sei verraten: Der Anblick ist überwältigend.
Und Lichterfelde? Ist vielleicht noch nicht bereit, aber neugierig. Auf nebenan.de fragen Nachbar:innen: „Wer weiß denn, wie’s da ist?“ Wenn sie einfach vorbeischauten, wüssten sie, dass niemand zu etwas gedrängt wird – „safe space“ heißt vor allem: wohlfühlen. „Man kann auch in Alltagsklamotten kommen“, versichert Janina. Und einmal den „Tisch voll“ bestellen.
- The Knast Söhtstr. 7, Lichterfelde, Di–Sa ab 17 Uhr, online
Herzlich, lieblich und vegan: MaMi’s Food and Wine. Gute Entscheidung: Berlin hat drei neue Michelin-Sterne. Besser schmeckt Berlin gerade nirgends: Dirty Bistro im Tulus Lotrek. Noch mehr himmlische Aromen: Der ehemalige Küchenchef des Kink kocht jetzt im Cielo, wo der Name durchaus Programm ist. Ein perfektes Sandwich: Was Olle Hoolboom und Rochelle Bambury zwischen zwei Sauerteigbrothälften im Romeo’s servieren, wird dem Hype definitiv gerecht! Weltgewandte Hausmannskost: Im Jómo setzt man auf genau das. Unsere Rubrik „Food“ hält euch auf dem Laufenden.