Studie

Trinkgeldstudie 2022: Wo wer gern gibt – und wo nicht

Trinkgeld zu geben gehört in Deutschland an vielen Orten zum guten Ton. Allerdings sind bei weitem nicht alle bereit, Service zum Beispiel in Restaurants, Bars und Clubs finanziell zu würdigen. Dabei ist gerade die kleine Extraeinnahme für viele ein Grund, überhaupt in diesen Bereichen zu arbeiten. Denn mit Abend- und Nachtarbeit gehören Tätigkeiten in der Gastronomie nicht unbedingt zu den attraktivsten Jobs. Und ebenso wie im Taxigewerbe hat man hier nicht immer nur mit angenehmen Gästen zu tun.

Wer gibt am Ende Trinkgeld? Public Viewing im Tusches Kick & Rush in Köpenick. Foto: Imago/Matthias Koch

Trinkgeld – eine Selbstverständlichkeit in Deutschland?

Nach wie vor sind viele Menschen nicht wieder im Vor-Pandemie-Rhythmus. Viele lassen Vorsicht walten, die Gründe dafür sind ganz unterschiedlich. Aber sie gehen seltener aus als früher, und das hat Folgen für viele Branchen: Kulturveranstaltungen finden vor weniger Publikum statt, Clubs sind leerer, Konzerthallen manchmal nur halbvoll. Auch das Barpersonal bekommt das zu spüren. Oft sind deutlich weniger Mitarbeitende engagiert, die dann auch weniger Trinkgeld bekommen.

Den kleinen Bonus zum Gehalt, der in Serviceberufen in Deutschland üblich ist, sparen sich zudem einige inzwischen lieber mal ein. Denn wegen der Energiekrise zeichnet sich ein teurer Winter ab. Viele Menschen schauen nach Wegen, wie sie sparen können. Für einige ist der logische Schluss: weiter in den Club oder ins Restaurant, dafür dann aber an den Getränken sparen – oder eben am Trinkgeld.

Der Getränkehersteller Jägermeister hat nun zum Thema eine Studie durchgeführt. Das Unternehmen aus Wolfenbüttel (Niedersachsen) wirbt mit der Kampagne „Trinkgeld gehört dazu“ schon länger dafür, dass die Kundschaft ein paar Extracent oder -euro zur Rechnung aufschlägt.

Im März 2022 hat die Firma dazu vom Studienanbieter Kantar 1.196 Konsument:innen im Alter zwischen 18 und 49 Jahren zu ihren Trinkgeld-Gewohnheiten befragt. Zusätzlich wurden Menschen aus einzelnen Berufsgruppen aus dem Nachtleben befragt: 106 Barkeeper:innen, 116 Gastronom:innen und 68 Taxifahrer:innen.

Die Studie hatte zum Ziel, „das Thema Trinkgeld und vor allem die Bedeutung von Trinkgeld mehr ins Bewusstsein der Gesellschaft zu rücken“, teilt die Firma mit. Neben Fragen zu der allgemeinen Einstellung zu Trinkgeld standen zentrale Fragen zum veränderten Ausgehverhalten im Zuge der Coronavirus-Pandemie im Fokus.

Zuerst wurde in der Studie die Bedeutung von Trinkgeld erforscht

  • Nur 54 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass Trinkgeld eine Selbstverständlichkeit sei.
  • 73 Prozent der befragten Barkeeper:innen brauchen Trinkgeld für die Existenz.
  • Die Mehrheit der Befragten glaubt, dass Kellner.innen und Putzpersonal, etwa bei den sanitären Anlagen, Trinkgeld zum Leben dringend benötigen.
  • Dafür glauben weniger als die Hälfte der Befragten, dass Garderobenpersonal und Taxifahrer:innen auf Trinkgeld angewiesen sind.

Trinkgeld: Wo wird eigentlich getippt – und wo nicht?

Launig mit dem Taxi durch Berlin kacheln und dann kein Trinkgeld geben? Für die Hälfte der bei der Trinkgeldstudie Befragten ganz normal. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Erst schön essen mit den Freund:innen beim indischen Restaurant an der Ecke. Dann in der ramschigen Kneipe noch zwei, drei Bier. Bevor es mit dem Taxi in den Club geht. Da dann erstmal zum Ankommen schnell eine Mate an der Bar. Sicher kein ungewöhnlicher Tag im Leben vieler Berliner:innen. Spannend ist aber die Frage, wie viel denn eigentlich bei einem solch erlebnisreichen Start in die Nacht eigentlich an Trinkgeld beim Personal hängenbleibt. Die Umfrage ergab:

  • In Clubs ist Trinkgeld aktuell keine Selbstverständlichkeit: Nur 29 Prozent der Befragten geben an, dort zu tippen.
  • In Kneipen sind es 54 Prozent und in Bars immerhin bereits 60 Prozent der befragten Konsument:innen.
  • Nur in Restaurants scheint das Geben von Trinkgeld wirklich gelernt zu sein: 92 Prozent der Konsument:innen geben an, im Restaurant Trinkgeld zu geben.
  • Auch beim Taxifahren ist Trinkgeld nicht selbstverständlich – bei den befragten Taxifahrer:innen endet jede zweite Fahrt ohne Trinkgeld.

Welche Altersgruppe gibt wie viel Trinkgeld?

Ein Viertel der Befragten gibt die Höhe des Trinkgelds sogar mit ein bis fünf Prozent an – deutlich weniger als die üblich angenommenen zehn Prozent. Allerdings variiert die Trinkgeldhöhe – und hängt davon ab, wie teuer der Abend generell war: Je höher die Rechnung, desto niedriger ist das Trinkgeld: Bei Beträgen unter 20 Euro wird mit 14 bis 20 Prozent deutlich mehr Trinkgeld gegeben. Ab einer Rechnungssumme von 40 Euro nimmt die Höhe des Trinkgelds prozentual stark ab. Und während sich jüngere Gäste für gute Trinkgeldgeber:innen halten, sagen Barkeeper:innen, dass ältere Gäste eher bereit seien, mehr Trinkgeld zu geben.

Inwiefern die aktuell für viele angespannte finanzielle Situation – Mieterhöhungen, Inflation, Energiekosten – sich nun auf die Trinkgeldbereitschaft auswirkt, werden die kommenden Monate zeigen. Und auch, ob der Herbst am Ende doch wieder zu einer Corona-Situation führt, die mehr Menschen vom Besuch entsprechender Einrichtungen abhält.

Einen kleinen Hinweis gibt die Studie aber auch (indirekt) an das Personal. Denn, Überraschung, wer Trinkgeld will, muss freundlich sein: 65 Prozent, also zwei Dritten der Befragten, gaben an, nur bei gutem Service etwas dazuzugeben.


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