Shi Nguyen hat sich viel Mühe gegeben mit der Eröffnung des Shi Mai. Weiße, grüne und violette Lampions sorgen für exotisches Flair. Musiker spielen live auf einem vietnamesischen T’rung, das wie ein großes Holzxylofon anmutet. In der Showküche hinter der langen, geschwungenen Theke brutzeln die Köche geduldig die Zutaten, die sich die Gäste zuvor am Buffet ausgewählt haben. Persönlich begrüßt Herr Shi jeden seiner Gäste, reicht mit einer leichten Verbeugung beide Hände, wie es in Asien zum guten Ton gehört. Der Betreiber erhofft sich viel vom neuen Restaurant im DomAquarйe. Denn vietnamesische Küche kommt bei den Gästen gut an. Was der Pionier Monsieur Vuong, eigentlicher Name Dat Vuong, einst vormachte, soll nun auch hier funktionieren.
Alle paar Wochen, so scheint es, entdeckt man ein neues vietnamesisches Restaurant in Berlins Straßen. Wieso ausgerechnet jetzt? Ist alles nur gastronomischer Trend oder die vietnamesische Küche wirklich besser als andere asiatische Küchenrichtungen? Tatsächlich gibt es vietnamesische Restaurants bereits seit den 70ern in der Bundesrepublik. Doch versteckten sie sich hinter chinesischen, thailändischen oder japanischen Etiketten. Viele trauten sich nicht, eigene Wege zu gehen, dachten, niemand interessiere sich für die vietnamesische Kultur und Gastronomie. Ihr Land sei einfach zu klein, dachten viele Vietnamesen und eröffneten lieber ein chinesisches Restaurant, so erinnert sich Sian Truong, der Betreiber des gleichnamigen Restaurants. Dabei stellen sie den größten asiatischen Ausländeranteil in Berlin. Gut 12.000 gemeldete Vietnamesen gibt es in Berlin. Nicht eingerechnet ist dabei die zweite Generation. Viele kamen als Vertragsarbeiter in die ehemalige DDR oder als Flüchtlinge, als sogenannte Boatpeople, in die Bundesrepublik.
Dat Vuong war 1987 einer von ihnen. Zusammen mit seinem Vater Hoanh Vuong kam er als Kind nach Deutschland. 17 Jahre später eröffnete er das erste Monsieur Vuong in der Gipsstraße, 2003 dann den erfolgreichen Laden in der Alten Schönhauser Straße. Mit seinem vietnamesischen Imbiss war er einer der Ersten in Berlin, der sich traute, rein vietnamesische Küche anzubieten. Gesunde Gerichte, schnell serviert, in erkennbar asiatischem Design die Einrichtung, die an eine Garküche erinnern soll. Dat Vuongs Konzept setzte Maßstäbe und fand schnell Nachahmer. „Mit dem Monsieur Vuong schien das gastronomische Selbstbewusstsein der Vietnamesen zu erwachen“, weiß Sian Truong. Früher war er Geschäftsführer im Monsieur Vuong, bevor er sein eigenes Restaurant Sian in der Prenzl’berger Rykestraße eröffnete. Öfter wird es mit dem Monsieur Vuong verglichen, doch das stört Truong nicht. Er fühlt sich vielmehr geehrt. „Schließlich ist es seit zehn Jahren erfolgreich, und schließlich war ich dort einmal Geschäftsführer“, erklärt er …
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Text: Antje Binder
Fotos: Betty Myller
Mamay
Schönhauser Allee 61, Prenzlauer Berg, Tel. 444 72 70;
U+S-Bhf. Schönhauser Allee, U-Bhf. Eberswalder Straße, Tram M1;
tgl. 12-24 Uhr; Rauchen nur draußen
Monsieur Vuong
Alte Schönhauser Straße 46, Mitte, Tel. 99 29 69 24;
U-Bhf. Rosa-Luxemburg-Platz, Weinmeisterstraße, Tram M2;
tgl. 12-24 Uhr; Rauchen nur draußen
Shi Mai
Karl-Liebknecht-Straße 5, im DomAquarйe, Mitte, Tel. 40 05 48 83;
tgl. 11-23 Uhr; Rauchen nur draußen
Sian
Rykestraße 36, Prenzlauer Berg, Tel. 40 50 57 75;
U-Bhf. Senefelderplatz, Tram M2, M10; tgl. 12-24 Uhr;
Rauchen draußen, Markise und Heizpilze
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