Die Kreuzberger Weinhandlung Suff steht mit einem Sortiment zwischen Eckkneipe, Fine Dining und Naturweinbar wie keine andere für die entdeckungsdurstige Diversität dieser Stadt. Das gilt es zu feiern: mit der Weinmesse La Grande Suff in der Markthalle Neun – und im SO36.
Es gibt viele Weinläden in Berlin. Kiezikonen mit Patina und der Selbstverständlichkeit einer gut eingewohnten Nachbarschaftskneipe. Wine-Concept-Stores, die aussehen wie ein Ausstellungsraum für zeitgenössisches Grafik- und Produktdesign. Großhandlungen, die die Flaschen palettenweise in der Hauptstadtgastronomie verteilen. Weinboutiquen mit Jahrgangstiefe und dem, was man einmal einen edlen Tropfen genannt hat.
Weinhandlung Suff ist eine ziemlich berlinische Erfolgsgeschichte
Die Weinhandlung Suff ist alles davon. Und das ist eine ziemlich berlinische Erfolgsgeschichte. Eine, die man nicht unbedingt erwarten konnte, damals im Kreuzberg der späten 1980er-Jahre. „Für Suff hat die feine Küche und die gehobene Gastronomie lange Zeit gar keine Rolle gespielt“, resümiert auch Christian Schoßau, seit gut 20 Jahren einer der Geschäftsführer, „der Wein musste gut, der Winzer oder die Winzerin nett sein und fertig.“
Dann aber begannen die kulinarisch nicht nur in Berlin so furiosen 2010er-Jahre. Restaurants wie das Nobelhart & Schmutzig oder Lode & Stijn, von Beginn an überzeugte Suff-Kunden, prägten eine neue Küche und einen anderen Weingeschmack. Und es lag wohl auch am gelassenen, undogmatischen Blick auf die Weinszene, dass in den Suff-Regalen plötzlich so viele spannende Flaschen von jungen Winzer:innen lagen. Claus Preisinger, Martin Nittnaus, die Seckingers oder, aus dem österreichisch-slowenischen Grenzgebiet, Vino Gross.
Der neuen, bio-dynamischen Wein-Avantgarde wurde von der Suff-Familie sogar eine eigene Bühne gebaut: der Naturweinstand Drunk by Nature in der Markthalle Neun.
Hochgetrunken, aber die Herkunft nicht vergessen
Vom Kiezweinladen auf der Oranienstraße zum in der Berliner Weinszene angesagten Naturweinspezialisten, zur stadtweit agierenden Weinhandlung mit Filialen in Charlottenburg, Wilmersdorf und Prenzlauer Berg, zum Lieferanten der gehobenen Hauptstadtgastronomie: Die Weinhandlung Suff hat sich sozusagen hochgetrunken. Im Gegensatz zu manch anderen Emporkömmlingen hat man die eigene Herkunft aber nicht vergessen.
Ganz im Gegenteil, sagt Christian Schoßau: „Läden wie der Elefant auf der Oranienstraße, die Weiße Taube in der Wiener Straße oder das Franken sind in der Berliner Kneipenszene richtige Instanzen. Sie alle kaufen alle ihren Wein bei uns und das teilweise seit mehr als 30 Jahren. Die Verbindungen zu diesen Orten und ihren Menschen sind lebendig und wichtig. Ich sehe das auch nicht als Gegensatz zum nächsten spektakulären Wein von Sven Enderle oder Sepp und Maria Muster. Ich glaube, dass diese Bodenhaftung uns hilft, nicht irgendwelchen Moden und schon keiner Arroganz zu verfallen.“
Tatsächlich ist es auffällig, in welcher beiläufigen und zugewandten Atmosphäre nicht nur am Suff-Stand in der Kreuzberger Markthalle Neun durchaus spektakuläre Weine über den Tresen gehen. Gleichberechtigt daneben der exzellent trinkflüssige Literriesling von Borell Diehl aus der Pfalz.
Weinhandlung Suff: Die Könige der Literflasche
Überhaupt: die Literflasche. „Wir sind die Könige der Literflasche“, so Christian Schoßau. Überhaupt läge es ihm fern, der Stadtgesellschaft vorzuschreiben, welcher Wein denn nun zu munden habe: „Ich finde es im Gegenteil selbst faszinierend, welche Weine in welcher unserer Filialen besonders gut funktionieren. Von einem Bestseller aus Kreuzberg, nehmen wir den Puszta Libre! von Claus Preisinger, verkaufen wir in der Leonhardstraße in Charlottenburg noch einige Flaschen, und am Rüdesheimer Platz bleibt man verlässlich bei den italienischen Klassikern.“
Der Zeitgeist und die Evergreens, vor allem aber eine zeitgenössische, naturnahe und handwerklich ausgebaute Weinstilistik, dieses Nebeneinander soll auch die Weinmesse La Grande Suff mit rund 70 Winzern und Winzerinnen in der Markthalle Neun prägen, die man ganz bewusst auch als großes Familienfest inszeniert. Wie war das nochmal: „Der Wein musste gut sein und der Winzer oder die Winzerin nett.“
„La Grande Suff“ am 2. März 2025
Ab 22 Uhr wird am Sonntag, den 2. März, deshalb auch getanzt und gefeiert. Und das, wie es sich für eine Kreuzberger Ikone gehört, in einer weiteren Kreuzberger Ikone ganz in der Nachbarschaft, im SO36 ebenfalls auf der Oranienstraße: „Dort werden dann die Reste der Messe leergetrunken und zudem noch einige ganz besondere Flaschen aufgemacht.“
800 Flaschen Mythos
Überhaupt ist die Nacht ja wichtig für eine Weinhandlung, was exemplarisch auch für Lena Singer-Fischer gilt, die jüngste Erfolgsgeschichte aus dem Suff-Portfolio. „Ein handwerklicher Sekt mit klassischer Flaschengärung kommt erst nach fünf Jahren in den Handel. Bis dahin muss man vier neue Jahrgänge vorfinanzieren“, erzählt die Sektwinzerin Lena Fischer-Singer, „da war es ein absolutes Geschenk, in Berlin auf eine Weinszene zu treffen, die Lust hatte, sich auf eine Unbekannte wie mich einzulassen.“
Als „Lena macht Sekt“ gibt es ihre Schaumweine etwa im Offenausschank im Grill Royal. Und von ihrem Premiumprodukt Mythos gingen alleine im Crackers und im Cookies Cream 800 Flaschen über den Tresen. Man sei schockverliebt gewesen, so Camille Darroux, Sommelière in der vegetarischen Spitzenküche des Cookies Cream.
Klar liegt das an der Qualität eines Produktes, aber eben auch an der Kompetenz eines Händlers. Um Weine zu verkaufen, braucht es zuallererst also eine soziale Kompetenz. Um gute Partys zu machen auch. Es ist davon auszugehen, dass La Grande Suff eine ziemlich gute und entdeckungsdurstige Party wird.
- Weinhandlung Suff Seit 1989 heißt es „Schöner Trinken“ in der Kreuzberger Oranienstraße 200. 2012 kam der Weinstand in der Markthalle Neun hinzu. Auch die Hertz-Weinhandlungen in Charlottenburg und am Rüdesheimer Platz gehören zur Suff-Familie, Website
- La Grande Suff So, 2.3., 13–18 Uhr, in der Markthalle Neun, Eisenbahnstr. 42/43, Kreuzberg, rund 70 Winzer:innen und mehr als 400 Weine, Ticket 34 €, Website
- Afterparty So, 2.3., ab 22 Uhr, im SO36, Oranienstr. 190, Kreuzberg, Ticket 13 € inkl. besonderen Weinen aus dem Suff-Keller, Website
Die nächste Flasche soll eine besondere sein? Seht euch auch in diesen guten Berliner Weinläden um. Prägt den Geschmack der Stadt seit 60 Jahren: Wir nehmen die Weinhandlung Schmidt in den Blick. Zum Anstoßen könnt ihr euch einen Platz in diesen tollen Berliner Weinbars sichern. Alles verändert sich: Die Oranienstraße im Wandel der Zeit.