• Essen & Trinken
  • Zwei alte Hasen und ein Beelitzer ­Kaninchen: Bob & Thoms in Schöneberg

Fine Dining 

Zwei alte Hasen und ein Beelitzer ­Kaninchen: Bob & Thoms in Schöneberg

Ehrliches Fine Dining könnte man nennen, was neuerdings am Viktoria-Luise-Platz passiert: Im Bob & Thoms schmeckt es im kleinen Kreis groß

Foto: Bob & Thoms

Das Vollbluth, der Schöneberger Bowls-Laden des Steglitzer Jungbluths, hat schon wieder aufgegessen. Schade. Aber die Räume werden mit viel Herzblut neu bespielt. Es ist ein Zwei-Mann-Betrieb, den Oliver Körber, Spitzname Bob, als Gastgeber und Felix Thomas in der Küche im Juni ­eröffnet haben. Die Newcomer sind alte ­Hasen in der Gastroszene. Körber hat 30 ­Jahre bei Karl Wannemacher im Alt Luxemburg gearbeitet und dort tasächlich bereits seine Ausbildung absolviert. Thomas war etwa im Skykitchen sowie in der Spreewälder Bleiche.

Ehrliches Fine Dining kann man das nennen, was in den bis auf Teelichter und ein paar Blümchen fast kargen Räumen passiert. Es gibt drei Vier-Gang-Menüs, vegetarisch, kontemporär und klassisch (45 bis 75 Euro), aus denen auch à la carte bestellt werden kann. Bob begrüßt mit einem Glas Crémant vom feinen Pfälzer Weingut Jülg, das ist ziemlich einmalig.

„Thoms“ verlässt sein Küchenreich, um appetitanregende, mit Pilzcreme gefüllte Brotkissen zu servieren. Als zweiter Küchengruß folgt ein Rote-Bete-Espuma mit Kohlrabi-Scheibchen und leicht frittiertem Mangoldblatt. Das Landei aus Brodowin (von dort kommen auch Käse und der Joghurt fürs Dessert mit Brennessel, Hafer und Amalfi-Zitrone) mutet wie abstrakte Kunst in Gelb und Orange und vereint die Gegensätze wachsweich und nussigknackig. Wie eine Tuschezeichnung in Lachs und tiefem Grün präsentiert sich der Müritz-Saibling mit Yuzu. Optisch fallen die Hauptgänge, die kontemporäre Rehkeule mit glänzendem Sauerklee, fein säuerlicher Essigaprikose und Sellerie sowie das Beelitzer Kaninchen dagegen leicht ab – geschmacklich gibt es aber keine Abzüge.

Die Weinkarte ist solide, aber eher klassisch zusammengestellt. Damit der Zwei-Mann-Betrieb funktioniert, werden maximal 15 Gäste bespielt. So bleibt dem Gastgeber auch Zeit für Tischplaudereien, die ebenfalls zum sympathisch ehrlichen Charme ­beitragen.

Bob & Thoms Welserstr. 10–12, Schöneberg, Tel. 20 92 94 92, Di–Sa ab 18 Uhr, www.bobthoms.de

Tip Berlin - Support your local Stadtmagazin