Drama

„Euforia“ im Kino

Zwei ungleiche Brüder im liebevollen Clinch

Missing Films

DramaMatteo lebt in Rom. Er ist reich, liebt es zu feiern, hat viele Liebhaber und zieht täglich mehrere Bahnen Koks. Sein älterer Bruder Ettore ist in dem Dorf ihrer Kindheit geblieben. Der schweigsame, verschlossene Lehrer und Vater hält seine Ehe nur noch als Farce vor seinem Sohn aufrecht. Als Ettore an Krebs erkrankt, zieht er übergangsweise zu Matteo, um sich in Rom behandeln zu lassen. Die zurückhaltende Kälte und Lustlosigkeit Ettores trifft auf Matteos Narzissmus und seine scheinbare Zufriedenheit, die er mit ruhelosem Party-Life-Style und antrainierter guter Laune aufrechterhält.

In ihrer zweiten Regiearbeit widmet sich die bekannte italienische Schauspielerin Valeria Golino der Vielschichtigkeit von Menschen und Beziehungen. Ettore (Valerio Mastandrea) und Matteo (Riccardo Scamarcio) teilen trotz vieler Differenzen eine seltene, unbeschwerte Lebensfreude aus Kindheitstagen. Besonders rührend: Als der ältere Bruder im Krankenhaus zu tanzen beginnt und er und Matteo leichtfüßig und lachend über den Flur springen. Vor allem aber sind die Brüder beide unzufrieden mit sich und ihrem Leben – und reagieren mit unterschiedlichen Arten der Verdrängung.

Den Ursprung des Problems thematisiert das Drama fast ein bisschen zu knapp, das Dilemma ist dennoch klar: Wer froh sein will, muss mitunter auch leiden. Feinfühlig in heiteren wie schweren Momenten erzählt Golino, dass in der oft verdrängten Emotionalität zwar viel Schmerz, aber auch die einzig wahre Freude – intensivste Euphorie – zu finden ist.

Euforia I 2018, 110 Min., OmU, R: Valeria Golino, D: Riccardo Scamarcio, Valerio Mastandrea, Isabella Ferrari, Start: 20.2.

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