Ausstellungen

European Month of Photography: 12 Highlights aus dem EMOP-Programm

Anlässlich des European Month of Photography (EMOP), sind insgesamt 100 Fotografie-Ausstellungen in Berlin und Potsdam zu sehen. Zum künstlerischen Leitmotiv wird das Wechselspiel aus Nähe und Distanz. Der Monat der Fotografie bietet jungen Talenten, lokalen Fotograf:innen und international etablierten Künstler:innen ein Forum. 12 Empfehlungen aus dem EMOP-Programm von Lisa Hölzke und Julia Beckmann.


Touch: Politiken der Berührung

Yalda Afsah: Hug, 2022. Foto: Yalda Afsah
Yalda Afsah: Hug, 2022. Foto: Yalda Afsah

Fotografie hat das Ziel, die Betrachter:innen auf irgendeine Art zu berühren. Durch das Smartphone sind wir als Betrachter:innen, durch unzählige Fotos auf dem Touchscreen, die Berührenden. Gewissermaßen das genaue Gegenteil. Doch bedeutet dies eine besondere Nähe zwischen Werk und Rezipient? Und was verstehen wir nach Jahren der Pandemie überhaupt unter Nähe? Diese Wechselwirkungen aus Berührungen, Nähe und Distanz stellt der Monat der Fotografie in den Fokus und erhebt daher „Touch“ zum Leitmotiv. Die Ausstellung „Touch. Politiken der Berührung“ präsentiert Fotografien von 40 Berliner Künstler:innen, darunter Sibylle Bergemann und Hans Martin Sewcz.

  • Amtsalon Kantstr. 79, Charlottenburg, Di–So 11–19 Uhr, Eintritt frei, bis 31.3.

Hashem Shakeri: Cast out of Heaven / رانده شده‌ها از بهشت

Porträt von Dorna und Sevda, beide 12 Jahre alt, die am Wochenende durch die neu gebaute Stadt Parand spazieren, 2016, aus der Serie Cast Out Of Heaven.    Foto: Hashem Shakeri
Anahita Contemporary, Hashem Shakeri: Porträt von Dorna und Sevda, beide 12 Jahre alt, die am Wochenende durch die neu gebaute Stadt Parand spazieren, 2016, aus der Serie Cast Out Of Heaven, 2016 – Ongoing. Foto: Hashem Shakeri

Der in Teheran lebende Fotograf Hashem Shakeri widmet sich mit seiner Arbeit den Menschen aus seiner Heimat. Er lässt in den Alltag jenseits von Stereotypen blicken. Dabei beschäftigt er sich stets mit der Frage, unter welchen Umständen die Menschen leben und welche Rolle der Staat dabei spielt. Wie also greift der Staat konkret in die Konstruktion von Körpern ein? An der Frage haben sich nicht zuletzt die feministischen Proteste im Land entzündet. Wie gestalten sich die Beziehungen der Menschen unter Bedienungen von Exil und Coronapandemie und wie wird der Klimawandel den Alltag im Iran beeinflussen? Hashem Shakeri visualisiert die Fragen durch konzeptionelle Fotografie im Zusammenspiel mit dokumentarischer Abbildung.

  • Anahita Contemporary C/O Stilwerk Kantgaragen Kantstr. 125, Charlottenburg, Di–Fr 14–19 Uhr, Sa 11–16 Uhr, Eintritt frei, bis 1.4.

Drängende Gegenwart: Der Blick der jungen Generation

Eine Ausstellung junger Künstler:innen im Rahmen des European Month of Photography: Giulia Degasperi, o.T., 2020. Aus der Serie: The Dark Moutains, 2020. Foto: Giulia Degasperi
Eine Ausstellung junger Künstler:innen im Rahmen des European Month of Photography: Giulia Degasperi, o.T., 2020. Aus der Serie: The Dark Moutains, 2020. Foto: Giulia Degasperi

Klimakrise, Pandemie-Auswirkungen, der Angriffskrieg gegen die Ukraine sowie ein Rechtsruck in Europa: Die Welt steckt im Dauerkrisenmodus. Besonders junge Menschen fürchten um ihre Zukunft. In der Gruppenausstellung „Drängende Gegenwart“ bietet der EMOP Studierenden und Schüler:innen Berliner und Potsdamer Fotografie-Ausbildungsstätten eine Plattform, um ihren Umgang mit diesen Krisen und gesellschaftlichen Umbrüchen durch Fotografien aufzuzeigen. Mit dabei sind unter anderem Studierende der Ostkreuzschule für Fotografie, der Fachhochschule Potsdam sowie der HTW Berlin.

  • Leipziger Str. 54, Mitte, Mo-Fr 14–19 Uhr, Sa–So 14–18 Uhr, Eintritt frei, bis 26.3., Eröffnung: 4.3., 19 Uhr

Vjosa: The Last Untamed River in Europe

Flussbett Vjosa, 2021. Foto: Leander Rambichter-Praxmaer
Flussbett Vjosa, 2021. Foto: Leander Rambichter-Praxmaer

Der Vjosa River in Albanien ist einer der letzten frei fließenden Flüsse in Europa, der Lebensraum entlang des Flusses einzigartig. Die albanische Regierung plante bis 2022 Staudämme zu errichten, mit massiven Folgen für die Umwelt und die umliegenden Dörfer und ihre Bewohner:innen. Dank NGOs wie ECOAlbania konnte der Bau verhindert und das Gebiet um den Vjosa zum National Park erklärt werden. Die Umsetzung läuft noch. Prof. Matthias Leupold und Eric Berg haben das Gebiet zusammen mit den Studierenden der University of Europa for Applied Sciences (UE) erkundet und fotografisch sowie filmisch dokumentiert. Entstanden ist eine Sammlung aus Fotografien, Illustrationen und Videoarbeiten.

  • UNUMONDO E.V. C/O Malzfabrik Bessemerstr. 2–14, Tempelhof, Mi–Fr 14-18 Uhr, Sa. 11–15 Uhr, Eintritt frei, bis 19.3., Eröffnung: 14.3., 20 Uhr

Katarzyna Kozyra: Fressen

Katarzyna Kozyra, Fat Woman's Belly. Foto: Katarzyna Kozyra
Katarzyna Kozyra, Fat Woman’s Belly. Foto: Katarzyna Kozyra

Katarzyna Kozyra ist eine der bekanntesten Künstlerinnen Polens und bekannt dafür, mit ihren Performances Tabus zu brechen. So auch in dem Projekt „Fressen“, das sie 2021 im Warschauer Powszechny-Theater aufführte und bei dem das Publikum am Gelage partizipierte. Hierbei tritt sie nackt in Erscheinung und wartet darauf, dass zum Essen gerufen wird, wobei Köche die Mahlzeit aus einer Latex-Frauen-Puppe entnehmen. Was verrückt klingt, zeigt die sozialen Dimensionen des gemeinsamen Essens auf: Geben und Nehmen, Grundsätze der menschlichen Interaktion. Zugleich kann ein gemeinsames Essen kulturelle Grenzen überwinden. Wie passend, dass die gleichnamige Ausstellung, in der Videos der Performance sowie die dazugehörige Fotoserie zu sehen sind, nun in Deutschland im Rahmen des EMOP eröffnet wird.

  • Person Projects Lindenstr. 34-35, Kreuzberg, Di-Sa 11–18 Uhr, Eintritt frei, bis 22.4., Eröffnung: 3.3., 18 Uhr

Käthe-Kollwitz-Preis 2022: Nan Goldin

Thora at my vanity. Foto: Nan Goldin
Thora at my vanity, Brooklyn, NY, 2021, Courtesy of the artist and Marian Goodman Gallery. Foto: Nan Goldin

Queere Pionierin in der zeitgenössischen Fotografie: Nan Goldin. Ihre Fotos sind direkt, nah, intim und drehen sich um die Themen Liebe, Sexualität und Verletzlichkeit. Für ihr Schaffen erhielt sie den Käthe-Kollwitz-Preis 2022, der im Rahmen des EMOP verliehen wird. Zu diesem Anlass zeigt die Akademie der Künste eine Ausstellung, die sowohl Schwarz-Weiß- als auch Farbfotografien Goldins seit den 1970er-Jahren bis heute versammelt. Zur Preisverleihung ist die Künstlerin anwesend.

  • Akademie der Künste Hanseatenweg 10, Tiergarten, Di–Fr 14–19 Uhr, Sa–So 11–19 Uhr, am Tag der Preisverleihung (3.3., 20 Uhr) bis 0 Uhr, Eintritt: Di ab 15 Uhr sowie bis 18 Jahre frei, sonst 4/6 €, bis 19.3.

Émilie Delugeau: Zuhause

Émilie Delugeau, aus der Serie Zuhause, 2017-2020, VG Bild-Kunst, Bonn 2022. Foto: Émilie Delugeau
Émilie Delugeau, aus der Serie Zuhause, 2017-2020, VG Bild-Kunst, Bonn 2022. Foto: Émilie Delugeau

Émilie Delugeau ist alleinerziehende Mutter, die 2017 mit ihrer Tochter in die Eisenbahnstraße in Kreuzberg zog. Fortwährend wird sie mit der Frage konfrontiert, warum sie nicht zurück in ihre Heimat nach Frankreich gehe. Durch die Fragen ihrer Mitmenschen gezeichnet, beginnt die Fotografin sich mit ihrem Zuhause auseinanderzusetzen. Was bedeutet Zuhause? Muss immer die Heimat das Zuhause sein? Kann Zuhause auch ein Ort, eine Sprache, eine Landschaft oder ein Gefühl sein? Um den Fragen auf den Grund zu gehen, hält sie alles, was in ihr ein Gefühl nach Zuhause auslöst, fotografisch fest.

  • Institut Francais Berlin Kurfürstendamm 211, Charlottenburg, Di–Fr 9–12 Uhr und 13–18, Fr. 17.30 Uhr, Sa 11–17 Uhr, bis 25.3.

The Art of Coping with War

European Month of Photography: Der Krieg hinterlässt Zerstörung, wie die Ausstellung "The Art of Coping With War" zeigt.    Foto: Oleksandr Glyadelov
Beim European Month of Photography zu sehen: Documentation of the War, 2022-2023. Courtesy to MOCA NGO. Foto: Oleksandr Glyadelov

Über ein Jahr hält der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine nun an: Am 24. Februar 2022 änderte sich für die Ukrainer:innen alles von einem Tag auf den anderen, so auch für die fünf Fotograf:innen Ihor Bondarenko, Oleksandr Glyadyelov, Yana Kononova, Sasha Kurmaz und Olena Subach. In der Ausstellung „The Art of Coping with War“ der ukrainischen Botschaft zeigen die Künstler:innen anhand ihrer Fotografien, wie sie mit ihrem Trauma umgehen und auf den Krieg blicken. So entsteht ein gemeinschaftliches Bild des Kriegs von innen, das die Emotionen der Ukrainer:innen in den Mittelpunkt setzt.

  • Museum für Kommunikation Leipziger Str. 16, Mitte, Di 9-20 Uhr, Mi-Fr 9-17 Uhr, Sa-So 10-18 Uhr, Eintritt: 3/6 €, bis 18 Jahre frei, bis 2.4.

Dr Christian Thompson AO: Limerence

Dr Christian Thompsom AO, When Everything is Known and Knowable (single panel), aus der Serie Flower Walls, 2022.
Foto: Christian Thompson

Christian Thompson ist bekannt für seine Video-Installationen, Skulpturen, Performances und nicht zuletzt Fotografien. In seinen Kunstwerken bearbeitet er unter anderem die Themen Identität, Sexualität, Race und kulturelle Hybridität. Thompson selbst war einer der ersten australischen Aborigines, die an der Universität Oxford aufgenommen wurden. Erstmals werden seine Werke nun außerhalb Australiens präsentiert, wo er für seine Arbeit zum „Officer of the Order of Australia“ erhoben wurde – eine Art Ritterschlag. Ausgestellt werden Teile seiner Serie „Flower Wall“.

  • Michael Reid Berlin Ackerstr. 163, Mitte, Mi-Sa 11-17 Uhr, Eintritt frei, bis 1.4., Eröffnung: 3.3., 17.30 Uhr

Susanne Keichel: Schule: Soziale Gerechtigkeit / Teil 1

Susanne Keichel: Stühle, 2022, aus der Serie SOZIALE GERECHTIGKEIT / TEIL 1 SCHULE, 2021-2022, (fortlaufend).
Susanne Keichel: Stühle, 2022, aus der Serie SOZIALE GERECHTIGKEIT / TEIL 1 SCHULE, 2021-2022, (fortlaufend).
Foto: Susanne Keichel

Für viele junge Menschen bedeutet soziale Ungleichheit Alltag. Dabei bestimmt die Herkunft, auf welche Schule man geht und welche Berufsmöglichkeiten sich dadurch ergeben. Die Grenzen der sozialen Milieus sind starr und undurchlässig. Die Chancen in der Gesellschaft somit nicht für alle gleich. Susanne Keichel widmet sich dem Thema über Beobachtung der Bereiche Herkunft, Schule und Arbeit. Dabei wird die Schule zum zentralen Austragungsort, indem sich soziale Ungerechtigkeit manifestiert. In dem ersten Teil ihres Werkes zeigt sie Schüler:innen, die sie über drei Jahre – auch während des Lockdowns – fotografisch begleitet hat.

  • Raum für drastische Maßnahmen Oderstr. 34, Friedrichshain, Do-Fr 17-20 Uhr, Sa 14-20 Uhr, Eintritt frei, bis 2.4.

Daniel & Geo Fuchs: Nature & Destruction

European Month of Photography: Daniel & Geo Fuchs: Jaques, 2016/2018, aus der Serie nature & destruction. Foto: Daniel & Geo Fuchs
Daniel & Geo Fuchs: Jaques, 2016/2018, aus der Serie nature & destruction. Foto: Daniel & Geo Fuchs

Kaum ein Thema ist in der Kunst so tief verankert wie die Beziehung zwischen Natur und Mensch. Einerseits beschert uns Mutter Natur Ressourcen und Geborgenheit und gilt als Inbegriff der Schönheit, andererseits wird sie nach und nach vom Menschen zerstört. Diesen Gegensatz aus Schöpfung und Zerstörung setzt die neue Werkserie des Künstlerduos Daniel und Geo Fuchs ins Zentrum. Dabei arbeiten sie mit einer etwas ungewöhnlichen Technik: Ein von Google und der Nasa entwickelter Marsroboter nahm Naturfotografien auf, wobei er eine Vielzahl von Aufnahmen zu einem Bild zusammenfügt. So entstanden detailreiche und kontraststarke Kunstwerke, auf denen hochragende Gebirge und weitläufige Seen zu sehen sind.

  • Nüüd.Berlin Kronenstr. 18, Mitte, Do-Sa 13-19 Uhr, Eintritt frei, bis 15.4.

Female Photoclub Berlin: Look At Me Now

European Month of Photography: Beim European Month of Photography zu sehen: Holding Hands with You. Foto: Cherie Birkner
Beim European Month of Photography zu sehen: Holding Hands with You. Foto: Cherie Birkner

Einen Moment innehalten und im Jetzt verweilen: Dazu fordern die Bilder der Fotografinnen des Female Photoclub Berlin in der Ausstellung „Look At Me Now“ auf. Mit Momentaufnahmen von Berührungen im Kampfsport Jiu-Jitsu oder Händchenhalten erschaffen sie einen Gegenpol zur Schnelllebigkeit unserer Zeit. Zudem geht es um persönliche Aufnahmen von Menschen, die gegen Krankheiten kämpfen oder einen Neubeginn wagen. Immer im Zentrum: der Mensch im Hier und Jetzt.

  • Alte Münze Molkenmarkt 2, Mitte, Mo–Do 14–19 Uhr, Fr 14–21 Uhr, Sa 12–21 Uhr, So 12–19 Uhr, Eintritt frei, bis 25.3, Eröffnung: 16.3., 18 Uhr

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Lust auf noch mehr Kunst? Wir haben einen Überblick über aktuelle Ausstellungen in Berlin erstellt. Welche Berliner Ausstellungen im Kunstjahr 2023 darüber hinaus wichtig werden, erfahrt ihr auch bei uns. Am ersten Sonntag des Monats, dem Museumssonntag, ist der Eintritt kostenlos. Wer heute noch überlegt, etwas zu unternehmen, schaut bei unseren Tagestipps vorbei. Vielleicht habt ihr ja Lust auf Konzerte, einen Clubbesuch oder das aktuelle Kinoprogramm.

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