Mit Werken von Alma Ulrikke Bille Stræde, Anna Borgman, Ingo Gerken, Manaf Halbouni, Karin Lind, Carsten Nicolai, Sophia Pompéry, Ahmed Ramadan, Liza Sivakova, Francis Zeischegg.
15. März bis 1. Juni 2025 Dienstag bis Sonntag, 12 bis 18 Uhr
Kombiticket: 5 € / ermäßigt 3 € www.schlossbritz.de
Preußische Pünktlichkeit ist uns noch heute ein Begriff, aber was hat das ausgehende 19. Jahrhundert mit unserem heutigen Zeitverständnis zu tun? Die Ausstellung Die ganze Zeit untersucht die Verflechtung von Zeitregimen, Macht und sozialer Ordnung vom Zeitalter der Industrialisierung bis hin zu unserer Gegenwart und thematisiert dabei auch gesellschaftliche Transformationsprozesse.
Der Ausstellungsort, das gründerzeitliche Schloss Britz, bietet den passenden Rahmen, die architektonische Hülle und die historisierende Ausstattung werden zu Bedeutungsträgern. Der repräsentative Bau spiegelt in seiner Formsprache jenes Selbstbewusstsein einer aufstrebenden, bürgerlichen Klasse wider, die Zeit zunehmend als ökonomische Ressource begriff und instrumentalisierte. So deutet der Uhrenturm auf dem Britzer Gutshof an, dass in einer industriell geprägten Landwirtschaft auch die Zeitökonomie von größerer Bedeutung war.
Die Ausstellung verwebt historische Artefakte mit zeitgenössischen künstlerischen Positionen zu einem vielschichtigen Narrativ. Sie folgt der These, dass die Kontrolle über Zeit gleichbedeutend mit der Kontrolle über gesellschaftliche Ressourcen ist – eine Erkenntnis, die in der Gründerzeit ihre bis heute wirksame Systematisierung erfuhr. Die Macht über die Zeit manifestierte sich dabei auf verschiedenen Ebenen: in der Strukturierung des Alltags, in der Organisation von Arbeit, in der Synchro-nisation ganzer Gesellschaften und des Welthandels.
Die ganze Zeit macht deutlich, wie die in der Gründerzeit etablierte Zeitkultur bis heute nachwirkt. Gegenwärtig führen wir Debatten um Arbeitszeit und Care-Arbeit, in der Spannung zwischen beschleunigter Globalisierung und Entschleunigung, in der Frage nach Nachhaltigkeit in einer vernetz-ten Welt. In der Gegenüberstellung von historischen Zeugnissen und künstlerischen Interventionen entsteht ein differenzierter Blick auf die Zeitlichkeit unserer Gegenwart – und damit auch auf mögliche Zukünfte.
Die Ausstellung lädt ein zu einer kritischen Reflexion darüber, wer heute die Macht über unsere Zeit ausübt und welche alternative Zeitkultur denkbar wäre.
Der „Danish Arts Foundation" und dem Verein „Freunde und Förderer Schloss Britz e.V." danken wir für die finanzielle Unterstützung der Ausstellung.
Die Ausstellung wird kuratiert von Anna Borgman und Sophia Pompéry.
