Jedes Jahr, wenn Studien zu den glücklichsten Ländern weltweit erhoben werden, schneidet Norwegen mit Bravour ab. Hohe Lebensqualität, sichere Wirtschaft, spektakuläre Landschaften – den Norweger Musiker Erlend Øye zog es jedoch schon früh in die Welt hinaus. Ende der 1990er-Jahre gründete er mit Eirik Glambek Bøe in London das Indie-Folk-Duo Kings of Convenience und lieferte den Soundtrack für gebrochene Literaturstudent:innenherzen.
Doch Erlend Øye wäre nicht Erlend Øye, wenn ihn nicht wieder das Fernweh gepackt hätte. Nach einer Residenz in Berlin zog es ihn Anfang der 2010er-Jahre nach Sizilien. In Siracusa lernte er die Musiker Luigi, Stefano und Marco kennen – fortan seine „La Comitiva“, was sich aus dem Italienischen etwas oldschool mit „Gefolgschaft“ übersetzen lässt. Erst im April 2024 erschien das Debütalbum „La Comitiva“. Ein Werk, das ebenfalls gut als alternative Filmmusik des Dramas „Call Me by Your Name“ funktionieren würde, so zerbrechlich und neugierig klingt es. Dafür sorgen frühlingshafte Gitarren-Arpeggios und behutsam eingesetzte Shaker: Kings of Convenience-Fans dürfen sich freuen. Neben der süditalienischen Kultur – Erlend Øye singt auf einigen Songs in seiner neuen Landessprache – hat sich der 49-Jährige viel von Bossa Nova inspirieren lassen. Und so schaffen es Erlend Øye & La Comitiva durchgehend optimistisch zu klingen, aber melancholische und nachdenkliche Schattierungen zuzulassen. Auf der Bühne wirkt Øye flippiger und ausgelassener denn je. Das Konzert im Festsaal Kreuzberg wird ein Feel-Good-Erlebnis. (Max Hossner)
