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Trampen: 12 Tipps, um sicher aus Berlin raus und ans Ziel zu kommen

Seit es BlaBlaCar und Co gibt, muss niemand mehr trampen. Das ist einerseits praktisch, weil man für wenig Geld ziemlich sicher am Ziel landet. Andererseits ist es schade, weil trampen zu einem unvergesslichen Erlebnis werden kann. Zu West-Berliner Zeiten sammelten sich hunderte Tramper*innen in der Gegend um Dreilinden, um in einem fremden Auto durch ein fremdes Land zu fahren, das auf der anderen Seite doch gar nicht so fremd war. Wie aufregend! Aber auch heutzutage ist Trampen spannend. Man weiß nicht, auf welchem Weg man ans Ziel kommt und auch nicht, ob sich das Ziel nicht mitten auf dem Weg ändert. Manchmal lernt man sogar Freund*innen fürs Leben kennen. Wir haben 12 Tipps zum Trampen zusammengestellt, mit denen ihr gut aus Berlin raus und hoffentlich als Tramp-Fans ans Ziel kommt.

Nicht zu viel Gepäck mitnehmen

Tipps zum Trampen: Es trampt sich besser mit leichtem Gepäck.
Raus aus Berlin? Es trampt sich besser mit leichtem Gepäck. Foto: Pixabay/The Digital Way

Auch wenn es vor dem Urlaub zu Hause manchmal so scheint, als bräuchte man das achte T-Shirt, das die dritte Hose und den zweiten Bikini unbedingt: Es ist nicht so! Erstens, weil es im Urlaub echt nicht darauf ankommt, hip zu sein. Zweitens, weil einen der Fleck auf dem T-Shirt irgendwann eh nicht mehr interessiert. Und drittens, weil sich Klamotten zur Not auch im Urlaub waschen lassen. Außerdem bringt leichtes Gepäck fürs Trampen nur Vorteile. Wenn ihr doch mal ein Stück laufen müsst, um mitgenommen zu werden, wird es euch euer Rücken danken. Und falls euch jemand mitnehmen möchte, der nicht viel Platz hat, könnt ihr grinsend auf den kleinen Rucksack auf eurem Rücken zeigen.


Möglichst früh starten

Beim Trampen gilt: Der frühe Vogel fängt leider wirklich den Wurm. Wer erst nachmittags in Berlin startet, braucht sich nicht zu wundern, wenn er die erste Nacht in Kleinmachnow verbringt. Man weiß ja nie, ob man gleich zu Beginn Glück hat und schnell wie der Wind gen Süden (ja, oder Osten, Westen, Norden) rauscht oder sich am Rastplatz die Beine in den Bauch steht. Auch wenn man kein festes Ziel hat und wild campt, sollte man früh losfahren, denn man muss sich ja immer noch einen Schlafplatz suchen. Wer noch nie wild campen war und es ausprobieren will: Hier erklären wir, was erlaubt ist und warum es nichts für schwache Nerven ist.


Nicht als Gruppe reisen

Eigentlich logisch: Je mehr Personen zusammen reisen, desto schwieriger wird es, jemanden zu finden, der so viele Menschen mitnehmen kann. Oder will. Schließlich erweist der Fahrer oder die Fahrerin euch Vertrauen, indem er euch mitnimmt – ihr könntet ja auch Autoklauer*innen oder gar Menschenfresser*innen sein. Klar, dass es sich besser für den*die Fahrer*in anfühlt, wenn zwei statt vier fremde Menschen im eigenen Auto sitzen. Dass ihr euch anständig benehmen solltet, sollte selbstverständlich sein.


Sich von Freund*innen oder Verwandten an einen Autobahn-Parkplatz in Fahrtrichtung bringen lassen

Diese beiden haben einen denkbar schlechten Startpunkt fürs Reisen per Anhalter gewählt.
Diese beiden haben einen denkbar schlechten Startpunkt fürs Reisen per Anhalter gewählt. Foto: flickr/ilf_

Der Startpunkt eurer Reise ist wichtig – wie bei einem Spielzeugzug, den man von Anfang an auf die richtige Schiene setzen muss, damit er am Ziel ankommt. Mitten in Berlin haben viele Autofahrer*innen kurze Wege und verlassen die Stadt nicht – ihr aber wollt raus aus der Stadt. Deswegen startet ihr nicht an der Friedrichstraße oder am Ostkreuz, sondern begebt euch dahin, wo der Fernverkehr lang fährt – an die Autobahn.


Menschen an Rastplätzen fragen, ob sie einen mitnehmen…

Tipps zum Trampen: Am besten, man fragt die Menschen an Rastplätzen, ob sie einen mitnehmen.
Am besten, man fragt die Menschen an Rastplätzen, ob sie einen mitnehmen. Foto: imago images/imagebroker

Die Chancen, dass jemand einen ein Stück mitnimmt, steigen, wenn man die Menschen direkt anspricht. Das geht am besten an einem Rastplatz, wo viele Reisende Pause machen. So kann man direkt einen guten Eindruck vermitteln und den Menschen klar machen, was für einen Gefallen sie einem tun, wenn sie einen ein Stückchen näher zum Traumstrand, in die Berge oder auch nur zur Oma bringen. Außerdem entsteht auf diesem Weg von Anfang an ein lockeres Verhältnis und vielleicht ist das Gespräch schon voll im Gange, wenn man ins Auto steigt.


…und idealerweise ihre Sprache sprechen

Wenn man sich unterhalten kann, geht die Fahrt schneller rum.
Wenn man sich unterhalten kann, geht die Fahrt schneller rum. Foto: imago images/Shotshop

Trampen lebt von Begegnungen. Viele Autofahrer*innen nehmen einen mit, weil sie eine lange Fahrt vor sich haben, die sie alleine bestreiten müssen. Da kommen ihnen ein oder zwei Tamper*innen, mit denen sie ein bisschen plaudern können, gerade recht. Klar, Gespräche kann man auch mit Händen, Füßen und einem Mischmasch aus Englisch, der jeweiligen Sprache des Fahrers oder der Fahrerin führen. Viel mehr Spaß macht es aber, wenn sich eine tiefergehende Unterhaltung entwickelt. Dann vergeht erstens die Zeit schneller und wenn man Glück hat, bietet der oder die Fahrer*in einem sogar einen Schlafplatz an. Und mit noch mehr Glück entsteht aus dieser Begegnung eine Freundschaft.


Sich NIEMALS an einer Autobahnausfahrt absetzen lassen

Tipps zum Trampen: Eine Autobahnausfahrt ist der schlechteste Ort, um sich absetzen zu lassen.
Eine Autobahnausfahrt ist der schlechteste Ort, um sich absetzen zu lassen. Foto: Imago Images/blickwinkel

Egal, wie eilig es die Fahrer*innen haben, egal, wie unangenehm es euch ist, Forderungen zu stellen und egal, wo ihr hinwollt: Lasst euch niemals an einer Autobahnausfahrt absetzen. Been there, done that. Am Ende müsst ihr immer laufen, laufen, laufen – wenn ihr Pech habt, mit viel Gepäck hinter der Leitplanke der Autobahn entlang zum nächsten Rasthof. Denn auch wenn sich Ausfahrt und Auffahrt an der gleichen Stelle befinden, wird kaum ein Auto für euch halten: aus dem einfachen Grund, dass sie dort nicht halten können und dürfen. Wenn die Fahrer*innen darauf bestehen, euch an einer Ausfahrt rauszulassen, erklärt eure Situation und weist darauf hin, dass ihr dort nicht mehr wegkommt und es sogar gefährlich werden kann, an so einer Stelle neben der Straße zu stehen oder entlang zu laufen. Bietet den Fahrer*innen zur Not an, euch ein paar (oder viele) Kilometer vorher an einem Rasthof rauszulassen.


Gut lesbare Schilder malen…

Eure Destination sollte beim Trampen auf euren Schildern gut lesbar sein.
Eure Destination sollte beim Trampen auf euren Schildern gut lesbar sein. Foto: Pixabay/Daniel Brachlow

Irgendwann muss man die Autobahn ja zwangsläufig mal verlassen, wenn man seinen Urlaub nicht zwischen Sanifair-Toiletten und Schnitzelbrötchen von Serways verbringen will. Erst ab diesem Zeitpunkt ist es nützlich, eins von diesen klassischen Tramper-Schildern zu malen. Sie sollten gut lesbar sein, genau so wie euer Lächeln auch vom Auto aus zu erkennen sein sollte. Benutzt Eddings, zerreißt zu Hause den Karton vom neuen Laptop und schreibt euer Ziel drauf. Danach stellt ihr euch an einer Stelle an den Straßenrand, an dem die Autofahrer*innen gut halten können — zum Beispiel an eine Bushaltestelle.


…und sich nicht auf einen Ankunftsort versteifen

Sie macht es richtig: Irland ist als Ziel unspezifisch genug.

Egal, ob ihr die Menschen direkt ansprecht oder am Straßenrand ein Schild in die Höhe haltet: Seid nicht zu spezifisch, was den Zielort angeht. Andernfalls könnte es nämlich sein, dass ihr euer Zelt im auf einem Feld hinter einer Raststätte aufschlagen müsst, dort, wo manche LKW-Fahrer*innen pinkeln gehen (Been there, too. Und ich kann versprechen: Bei jedem Pinkelgang eines LKW-Fahrers sitzt ihr kerzengerade im Zelt). Gebt stattdessen nur die Richtung an, in die ihr wollt oder eine weiter entfernte Stadt, die auf eurem Weg liegt — dann ist die Chance höher, dass jemand zumindest für einen Teil der Strecke den gleichen Weg hat. Außerdem könnt ihr dann, falls ihr zum Beispiel durch Frankreich trampt, Sachen wie „Vers Sud“ auf euer Schild schreiben, was so viel heißt wie: Dem Süden entgegen. Klingt das nicht wunderbar?


Selbst im Auge behalten, wo man aussteigen möchte

Tipps zum Trampen: Es ist eure Aufgabe, darauf zu achten, wann ihr aussteigen müsst.
Es ist eure Aufgabe, darauf zu achten, wann ihr aussteigen müsst. Foto: Pixabay/ Thamlamm

Manchmal laufen die Gespräche so gut, dass die Fahrer*innen und man selbst vergisst, dass man nicht den selben Weg bis zum Ende teilt. Deswegen ist es schlau, gleich zu Anfang abzuklären, wo einen die Person rauslässt. Ist man nämlich erst einmal an der Stelle vorbeigefahren, wo sich die Wege trennen, ist es schwierig dorthin zurückzukommen. Denn den oder die Fahrer*in zu bitten, auf der Autobahn noch einmal umzudrehen, nachdem sie einen schon mitgenommen hat, ist unangenehm. Und auch irgendwie dreist: Man selbst trägt die Verantwortung für den Reiseweg und nicht der- oder diejenige, der*die einem den Gefallen getan hat, einen mitzunehmen.


Sich nicht entmutigen lassen

Wichtig ist beim Trampen, den Mut nicht zu verlieren, wenn es mal länger nicht klappt.
Wichtig ist beim Trampen, den Mut nicht zu verlieren, wenn es mal länger nicht klappt. Foto: Pixabay/Elena Mullagaleeva

Wer es eilig hat, der sollte nicht trampen. Fürs Trampen braucht man Zeit. Klar gibt es auch die Hardcore-Tramper*innen, die zu einem Termin in Köln von Berlin aus per Anhalter fahren und es irgendwie auch schaffen, pünktlich anzukommen. Spaß macht das aber nicht, wenn man sich ständig wünschen muss, dass der*die Fahrer*in etwas mehr auf die Tube drückt oder man immer nervöser wird, weil niemand einen mitnimmt. Viel cooler ist es, wenn man viel Zeit hat und Urlaub. Wenn man offen für neue Bekanntschaften ist und kein Problem damit hat, in Cannes statt in Barcelona zu landen.


Nicht einsteigen, wenn man ein ungutes Gefühl hat

Aus Sicherheitsgründen trampt man besser zu zweit.
Aus Sicherheitsgründen trampt man besser zu zweit. Foto: imago images/Cavan Images

Trampen ist nichts für introvertierte oder ängstliche Menschen. Schließlich muss man viel reden und zu fremden Menschen ins Auto steigen. Letzteres wiederum sollte man nicht tun, wenn einem das Bauchgefühl sagt, dass man das besser lassen sollte. Vielleicht stößt man damit einen lieben Menschen vor den Kopf. Aber es geht um eure Sicherheit und euer Wohlbefinden: Nichts ist bei Trampen schlimmer, als sich in den Griff an der Tür zu krallen und sich schon mal Fluchtwege zu überlegen, während man sich vorstellt, was der Typ neben einem ausheckt. So traurig es ist: Gerade als Frau solltet ihr besser euch gut überlegen, ob ihr wirklich alleine trampen wollt. Sicherer ist es, zusammen mit einem Freund oder einer Freundin per Anhalter zu reisen. It’s still a man’s world.


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