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Mello-App: Berliner Start-up vernetzt Familien mit Kindern untereinander

Die Mello-App, ein Startup aus Berlin, vernetzt Familien mit Kindern miteinander. Playdates leicht gemacht – und in Lockdown-Zeiten durch Corona kommt die Plattform wie gerufen. Gegenseitige Hilfe kann Schließzeiten von Kita und Co. mildern.

Wollen Eltern miteinander vernetzen: Henni (li.) und Anna-Lena Gerber (re.), die Erfinderinnen der Mello-App. Foto: Mello
Wollen Eltern miteinander vernetzen: Henni (li.) und Anna-Lena Gerber (re.), die Erfinderinnen der Mello-App. Foto: Mello

„Wer möchte mit uns spazieren?“, fragt eine Userin aus Berlin. „Ich bin frischgebackene Mama eines Oktober-Kinds. So langsam trauen wir uns für kurze Spaziergänge raus. Wir sind auf der Suche nach netten Begleitungen. Ich bin Corona-mäßig sehr vorsichtig, aber an der frischen Luft und mit entsprechend Abstand sollte es ja passen.“

Die Mello-App ist seit Sommer 2020 online

Erst seit August dieses Jahres ist die Mello-App, ein in Berlin von Anna-Lena und Henni Gerber, beide 30 und Zwillinge, sowie ihrer älteren Schwester Ulrike Gerber erdachte Vernetzungsplattform für Eltern, bei Google Play und im Apple App Store herunterladbar. Dennoch nimmt die Zahl der Nutzer*innen mit derzeit rund 12.000 stetig zu.

Dass Eltern großen Kontaktbedarf zu anderen Eltern haben, war den Gründerinnen schon lange klar: Bereits von frühester Jugend an hatten die gebürtigen Berlinerinnen sich ihr Taschengeld durch Babysitting aufgebessert, lernten die Sorgen und Nöte von Eltern aus dieser Perspektive kennen.

Bei Mello sind Erfahrungen aus Kanada eingeflossen

Ulrike ist inzwischen selber Mutter, Anna-Lena hatte außerdem vor ihrem Wirtschaftsstudium eine Ausbildung als Erzieherin gemacht und unter anderem ein Jahr lang als Nanny in Vancouver, Kanada, gearbeitet. „Dort waren Eltern viel stärker miteinander vernetzt als in Berlin“, sagt Anna-Lena Gerber. „Was auch daran lag, dass die Betreuungssituation von Kleinkindern durch öffentliche Kitas deutlich schlechter ist als in Deutschland. Dort müssen sich Eltern viel stärker selbst organisieren und gegenseitig helfen.“

Das Büro von Mello: Anna-Lena Gerber (li.) mit ihren Mitarbeiter*innen. Foto: Mello
Das Büro von Mello: Anna-Lena Gerber (li.) mit ihren Mitarbeiter*innen. Foto: Mello

Eine Situation, der man im Zeichen des Lockdown light auch in Berlin immer näher kommt. Denn auch hier ist auf die Öffnungszeiten von Kita und Schule nicht mehr der gleiche Verlass wie in den Zeiten vor der Pandemie. Denn selbst wenn Covid-19 noch keinen Einzug in Kitagruppen oder Schulklassen gehalten haben sollten, bleiben Erzieher*innen und Lehrer*innen, die lediglich an Erkältungssymptomen leiden, vorsichtshalber erst mal zuhause. Mitunter mit dem Resultat, dass die Betreuung beziehungsweise der Unterricht wegen Personalmangel dann nicht stattfinden kann. Über die Probleme, die Kitas in der Pandemie haben, hat uns eine Erzieherin hier berichtet.

Wer in dieser Situation ein verlässliches Netzwerk zu anderen Eltern in der Nachbarschaft hat, kann den Ausfall immerhin durch gegenseitige Kinderbetreuung abfedern. Nach dem Motto: Heute passe ich auf deine Kinder auf, morgen du auf meine.

Großer Bedarf an gegenseitiger Hilfe

Tatsächlich nahm die Mello-App ihren Anfang durch die 2018 gestartete Vorläufer-App „SitEinander“, die ebenfalls durch die Gerber-Schwestern gelauncht wurde. Hintergrund dieser Idee war zum einen der Umstand, dass Kitaplätze gerade für die Kleinsten rar, die Wartezeiten darauf lang sind und gegenseitiges Babysitting den Eltern wenigstens stundenweise zu Freiräumen verhilft.

Außerdem wussten Anna-Lena, Henni und Ulrike, dass Eltern, vor allem wenn sie alleinerziehend und die Kinder noch in der Babyphase sind, oft zu wenig Geld haben, um sich Babysitter leisten zu können. „Nur“, um endlich mal wieder auszugehen, mögen sich in dieser Situation die wenigsten in Unkosten stürzen.

„Über ,SitEinander’ stellten wir dann aber fest, dass viele – auch werdende – Eltern über das gegenseitige Babysitting hinaus noch weiteren Bedarf nach Kontakten zu anderen Eltern haben“, sagt Anna-Lena Gerber. Es ginge dabei vor allem um Erfahrungsaustausch, aber auch um Freizeitgestaltung, bei denen Eltern und Kinder gleichermaßen auf ihre Kosten kommen.

Playdates finden mit der Mello-App

Waren es in Vor-Pandemie-Zeiten vor allem analoge Geburtsvorbereitungs- oder Pekip-Kurse, in denen Eltern die ersten Kontakte untereinander knüpften, soll nun die Mello-App digitalen Ersatz schaffen: Über die jeweiligen Profile können Eltern nicht nur eingeben, in welchem Bezirk sie wohnen, wie alt der Nachwuchs ist oder welche Muttersprache sie sprechen.

Man kann auch angeben, ob man „Playdates“, „Freundschaften“ oder „gegenseitiges Babysitting“ sucht. Per Pinnwand kann man sich außerdem zu spontanen Aktivitäten, etwa zu gemeinsamen Spaziergängen im Kiez verabreden.

Wichtig ist den Gerber-Schwestern, dass sich möglichst alle Eltern, also unabhängig ihrer Herkunft, Lebenssituation oder sozialen Lage von der Mello-App angesprochen fühlen.

„Wir haben für die App Flyer auf Türkisch und Arabisch gedruckt“, sagt Anna-Lena Gerber. „Auch wenn wir die App selbst derzeit nur auf Deutsch und Englisch anbieten können und noch kein Budget für weitere Übersetzungen haben.“ Darüber hinaus arbeiten die Gründerinnen mit einer zunehmenden Anzahl von Vereinen zusammen, etwa dem Verein Alleinerziehender Mütter in Neukölln sowie mit der Berliner Stadtmission oder den Betreibern von Unterkünften von Geflüchteten.

Auch Väter wolle man künftig gezielter ansprechen. Derzeit betrage das Verhältnis von männlichen zu weiblichen User*innen etwa 20 zu 80 Prozent. Anna-Lena Gerber: „Väter melden sich aktuell bei uns vor allem dann an, wenn sie alleinerziehend sind.“

  • Mello – Lerne Eltern aus Deiner Nähe kennen Kostenlos über Google Play oder App Store downloadbar. Weitere Infos zur Mello-App hier.

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