Coming of Age 

Fatale Videos: „Schwimmen“ im Kino

Luzie Loose, Jahrgang 1989, inszeniert einen herben Coming-of-Age-Film über das Leben von Teenagern heute. Und darin spielen die Erwachsenen oft nur eine Nebenrolle

UCM One

Den Eltern beim Streiten zuzusehen, das tut weh. Es schmerzt aber ebenso, wenn der Vater dann weggeht. Dazu der Umzug vom Haus mit Garten ins wenig beschauliche Neukölln – das alles hat die 15-jährige Elisa (nuanciert: Stephanie Amarell) aus der Bahn geworfen. Sie freundet sich mit der gleichaltrigen Anthea (Lisa Vicari) an. Und neben ausgiebigem Feiern sind die beiden bald auf einem Rachefeldzug: Sie wollen all jene Klassen-„Kameraden“ mit Bloßstellungsvideos dissen, die zuvor Elisa blamiert haben. Bei der rebelliert nämlich der Körper gegen die psychische Überforderung: ­Immer wieder fällt sie in Ohnmacht und wurde dabei gefilmt.

Der Titel „Schwimmen“ in dem souverän inszenierten Spielfilmdebüt von Autorin und Regisseurin Luzie Loose, Jahrgang 1989, ist mehrdeutig: das Fehlen von Haltestricken in einer komplexen Gesellschaft, aber auch konkret die Herausforderung, in einem See eine weit entfernte Boje zu ­erreichen. Deutlich arbeitet Loose heraus, was für fatale Folgen der Missbrauch mit dem ach so tollen Smartphone und den Unwägbarkeiten des weltweiten Gewebes haben kann.

Ein herber Coming-of-Age-Film über das Leben von Teenagern heute. Und darin spielen die Erwachsenen oft nur eine Nebenrolle.

Schwimmen D 2019, 101 Min., R: Luzie Loose, D: Stephanie Amarell, Lisa Vicari, Alexandra Finder, Start: 12.9.

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