Museumsküche

Futurium Restaurant in Mitte

Der Preis für die beste Berliner Museumsgastronomie geht an das Zukunftslabor Futurium. Und dazu hätte es nichtmal der Norialgen und Insekten bedurft

Zu Tisch in der Zukunft: Im Futurium kochen Sarah Wieners Hoflieferanten. Foto: Sarah Wiener Gruppe

Wo Museen in New York, Stockholm oder Luxemburg längst selbstverständlich so feine wie zeitgenössische Restaurants beherbergen, ist der kulinarische Ableger des kulturellen Betriebs hierzulande immer eine Kantine geblieben. Weder wurde erkannt, dass das Gastronomische längst selbst im Feuilleton angekommen und damit quasi museumswürdig ist. Immerhin: Ausstellungen über das Essen hatte es in Berlin zuletzt einige gegeben. Noch, dass Museen im Sinne einer Volksbildung eben auch Orte sein sollten, in denen handwerklich, naturnah und ehrlich gekocht wird.

Gut, die Fernsehköchin Sarah Wiener bespielt seit rund einer Dekade bereits das Restaurant im Hamburger Bahnhof. Aber auch das war zwischenzeitlich ja nur noch eine Schnitzelbude. Bei Weitem nicht die beste der Stadt.

Haus der Zukünfte

Jetzt also das Futurium, das als „Haus der Zukünfte“ ja schon mal deutlich macht, wohin die Reise geht. Und wieder ist es Sarah Wiener, beziehungsweise ihr Unternehmen Die Hoflieferanten, die das große, zeitgenössisch möblierte und bei aller Betonroheit durchaus wohnliche Lokal bespielen. Nur, dass diese Sarah Wiener inzwischen eine andere ist. EU-Abgeordnete für die Grüne Partei Österreichs. Eigentümerin des Gut Kerkow bei Angermünde, durchaus ein Vorzeigebetrieb der ökologischen Landwirtschaft. Von dort kommt auch das selbstgepökelte Rindfleisch für eines der besten und in jedem Fall üppigsten Pastrami-Sandwiches dieser Stadt (ganz wunderbar die milchsauer eingelegten Gemüse). Die gebeizte Lachsforelle wird begleitet mit Schwarzwaldmisojoghurt, Kimchi und Apfel. Es schmeckt frisch, harmonisch – und nach sehr guten Grundprodukten. Alle Teller (Hauptgerichte 10 bis 13 Euro) könnten noch mit Norialgen oder Insektenknusper (je 3,50 Euro) getoppt werden. Das mag man als zeitgeistigen Schabernack abtun. Aber wo hat man schon die Möglichkeit, diese beiden gefeierten Protagonisten einer Ernährungswende so unkompliziert zu kosten.

Einzig dem durchweg freundlichen Service würde man ein wenig vom Verve jener Teller wünschen, die sie noch zögerlich durch den Laden tragen. Ein bisschen großstädtische Geschwindigkeit, etwas esskulturelle Euphorie, dann würden wir künftig auch für die gebrannte Creme von der Tonkabohne und das Kürbiseis bleiben.  Immer donnerstags hat das Futurium und damit auch sein Restaurant auch für ein (frühes) Abendessen geöffnet.

Futurium Restaurant Alexanderufer 2, Mitte, Mi–Mo 10–18 Uhr, Do bis 20 Uhr, www.restaurant-futurium.de

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