Georgisch

Der blaue Fuchs in Prenzlauer Berg

Vom Kollwitzplatz nach Tbilisi im Teigschiffchen: Im blauen Fuchs ist Georgien immer nur eine Weinflasche entfernt

Foto: Blauer Fuchs, Augusta Leigh

Georgier wissen, wie man isst: stundenlang, begleitet von Wein, viel Wein, und noch mehr Trinksprüchen. Die traditionelle Supra, ein orgiastisches Festmahl, hat auch schon so legendäre Esser wie John Steinbeck und Anthony Bourdain in die Knie gezwungen. Georgier haben schließlich Übung, liegt die Wiege des Weinanbaus doch im kleinen, wackeren Land im Kaukasus. Und so ursprünglich, ungeschönt und ungefiltert schmecken die wunderbaren Weine der Region auch immer noch – und sind meistens das, was heute gewöhnlich als Naturwein vermarktet wird.

Passend zum Hype um den Naturwein erlebt auch die georgische Küche gerade weltweit eine Renaissance: In der Sowjetunion hatte sie ungefähr den Status inne, den französische Küche im Westen hatte – sie war das Maß aller Dinge. Spätestens seit dem Kaukasuskrieg 2008 aber wendet sich das Land dem Westen zu, gleichzeitig ziehen immer mehr junge Georgier*innen nach London, New York und auch Berlin: für Perspektiven, eine liberalere Gesellschaft und natürlich Techno. Und immer öfter machen sie ganz wunderbare Restaurants in Berlin auf, in denen sie Spezialitäten wie Khachapuri und Khinkali kochen. Ein Glück!

Das jüngste seiner Art, der blaue Fuchs, hat erst vor wenigen Monaten eröffnet und allerlei feine Flaschen georgischen Weins mitgebracht. Ganz unbedingt sollte man den Abend auch mit einer davon beginnen, zum Beispiel mit orangem Rkatsiteli aus dem Hause Tsikhelishvili. Dazu passt die Vorspeisenplatte, auf der verschiedene Pasten, Käse und Salate der georgischen Küche durchdekliniert werden. Walnüsse spielen übrigens neben frischen Kräutern und Granatäpfeln die Hauptrolle, vielleicht also nichts für Allergiker. Anders das Khachapuri, ein entfernter Verwandter des türkischen Pide, zum Einstieg empfiehlt sich unbedingt die Atscharuli-Variante: ein langgezogenes Schiffchen mit einem rohen Ei im noch war- men Käse, das man schnell verrühren muss, um dann die Ränder ebenjenes Teigschiffchens abzureißen und in die seidige Käsemasse zu tauchen. Ebenfalls ohne Walnuss kommen die Khinkali aus, faustgroße, kunstvoll geformte Teigtaschen, gefüllt mit Fleisch und Brühe, beziehungsweise Käse und Kartoffeln, oder der Bohneneintopf Lobio, der hier stilecht im Tongefäß serviert wird.

Wer dann immer noch nicht satt ist, sollte alle anstehenden Verabredungen absagen, das Hühnchen in Milch und Knoblauch bestellen und mit noch mehr Wein hinunterspülen. Der Gast sei ein Geschenk Gottes, heißt es in Georgien. Und wer will schon eine Sünde begehen?

  • Der blaue Fuchs Knaackstraße 43, Prenzlauer Berg, Di–Fr 17–23 Uhr, Sa+So 12–23 Uhr, Tel. 030/26 07 42 44, online

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