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Graffiti für den guten Zweck: 1UP sagen #LeaveNoOneBehind

Die Krise politisiert: Mit einer spektakulären (und ion großen Teilen illegalen) Aktion unterstützt das Berliner Streetartkollektiv 1UP die politische Kampagne „Leave No One Behind“. Zum Ärger der BVG allerdings – und nicht ohne Risiko.

Der U-Bahnhof Kurfürstenstraße diente als Leinwand: die Graffiti-Crew 1UP unterstützt die Kampagne "Leave No One Behind".
Der U-Bahnhof Kurfürstenstraße diente als Leinwand: Die Graffiti-Crew 1UP unterstützt die Kampagne „Leave No One Behind“. Foto: imago/ZUMA Wire/Jan Scheunert

Man muss kein Streetart-Fan sein, um die Kreuzberger Crew 1UP (was für „One United Power“ steht) zu kennen. Ihr Name ziert immerhin nicht nur in Berlin Wände, Dächer und viele andere bemalbare Flächen. Nein, auch international sind sie für ihre Aktionen bekannt, mittlerweile sogar in Kinofilmen, Bildbändern und Ausstellungen gewürdigt.

Vor einigen Tagen veröffentlichte die Gruppe nun ein neues Video, mit denen sie sich zu Aktionen zur Unterstützung der Kampagne „Leave No One Behind“ bekennen. Diese Kampagne, gestartet vom grünen Europaabgeordneten Erik Marquardt, läuft seit dem 19. März. Ziel ist es, auf die Lage der Geflüchteten an den EU-Außengrenzen hinzuweisen. Unter dem Motto „Leave No One Behind“, also „Lasst niemanden zurück“ auf Deutsch, möchte aufzeigen, dass dort Menschen unter oft unmenschlichen Bedingungen in überfüllten Lagern leben müssen.

1UP unterstützen „Leave No One Behind“: 1.300 Menschen, ein Wasserhahn

Die Unterstützer der Kampagne – unter anderem der Sänger Henning May und der Satiriker und Die Partei-Europaabgeordnete Nico Semsrott – fordern eine Evakuierung der Geflüchtetenlager auf den griechischen Inseln zugunsten Corona-sicherer Unterbringungen. Im Lager Moria zum Beispiel kommen derzeit etwa 1.300 Personen auf einen Wasserhahn. Social distancing und Hygieneregeln zu beachten wird da unmöglich.

1UP haben an zahlreichen Stellen im öffentlichen Raum – prominent zum Beispiel im U-Bahnhof Kurfürstendamm – den Titel der Kampagne gesprüht. In einem am Wochenende veröffentlichten Video bekennen sie sich nun zur illegalen Aktion und erklären ihre Solidarität mit Geflüchteten.

1UP Crew: Solidarität mit Geflüchteten

“Uns geht es verhältnismäßig gut in Europa, wir können uns distanzieren von Menschen, die gegebenenfalls den Virus haben”, sagt ein Sprecher mit verstellter Stimme. “Das ist in diesen Camps überhaupt nicht möglich, weil so viele Menschen auf engstem Raum zusammengepfercht sind.”

Mit solchen Aktionen, so erklärt die Gruppe im Video weiter, möchten sie sich klar gegen aufkeimendes rechtes Gedankengut und faschistische Tendenzen in der Gesellschaft bekennen: “1 United Power nicht nur in Graffiti, sondern auch in der Politik.”

Das 1UP-Kollektiv fordert ein "sicheres & selbstbestimmtes Leben für alle Menschen" auf ihrem Graffiti zur Unterstützung von "Leave No One Behind"
Das 1UP-Kollektiv fordert ein „sicheres & selbstbestimmtes Leben für alle Menschen“ auf ihrem Graffiti. Foto: imago/ZUMA Wire/Jan Scheunert

Wer sich nun inspiriert fühle, kann und soll gerne den Namen der Kampagne überall im öffentlichen Raum verewigen. Auch zur Unterstützung von NGOs und Initiativen rufen die Sprüher auf. Ganz gleich ob nun finanziell oder mit Support über soziale Medien.

Aktion ist eindeutig Straftat – die von BVG und Polizei geahndet wird

Die BVG sieht das naturgemäß etwas anders, auf eine Anfrage von Tip Berlin bezüglich der Streetart-Aktion hieß es: „Die offizielle Antwort lautet: Es wurde Anzeige wegen Vandalismus erstattet.“ Und auch die Polizei hätte, sollte sie die Verursacher erwischen, gute Gründe für Anzeigen – Sachbeschädigung, eventuell Hausfriedensbruch. Bei denn gewagteren Aktionen – Stichwort U-Bahn-Stationen – kann es zudem zu schweren Unfällen kommen.

Ob man nun der Aufforderung von 1UP, es ihnen gleichzutun und damit faktisch Straftaten zu begehen, Folge leisten will, muss jeder für sich selbst entscheiden. Vielleicht hilft es der Allgemeinheit und besonders den Menschen im Moria sowieso am ehesten, sich bei Initiativen und NGOs zu engagieren – oder wenigstens seine Meinung eher mit Kreide als der Sprühdose kundzutun. Denn derartige Kampagnen können auch schnell einen gegenteiligen Effekt haben – und bei größeren Teilen der Bevölkerung eher für Ablehnung gegen die Urheber als für Interesse an der Sache sorgen..

Mehr über die Kampagne erfahrt ihr bei LeaveNoOneBehind2020. Informationen zu 1UP findet ihr auf ihrer Facebook– und Instagramseite.


Solidarität in Zeiten von Corona:

Inspiriert von der „LeaveNoOneBehind“-Aktion von 1UP? So wird man politisch aktiv trotz Corona. Auch in der Gastronomie wird Zusammehalt derzeit groß geschrieben: #KochenfürHelden zeigt Solidarität mit Pflegerkräften. Die Clubkultur kämpft mit Aktionen wie #UnitedWeStream um ihr Überleben. Das Gegenteil von Solidarität: Die „Hygiene-Demos“, die Volksbühne und Herr C.

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