Satire

„Holy Spirit“ im Kino

Auf Umwegen: Ein unabhängiges, kunterbuntes Durcheinander um einen Medienstar

2019 Filmperlen

Hat dieser Film einen Sinn? Und falls ja, welchen? Das sind zwar Fragen, die von Mike Barans „Holy Spirit“ aufgeworfen werden, aber deren Beantwortung fällt weder leicht, noch bringt sie einen weiter. Tatsächlich handelt es sich bei diesem Film um eine wilde Mischung aus ziemlich vielem. Am ehesten läßt er sich vielleicht als gesellschaftskritische Satire beschreiben, deren kritischer Impuls allerdings vom Feuerwerk der stilistischen Mittel, die hier zum Einsatz kommen, torpediert zu werden droht.

Worum geht es? Gustl, ein Tischler aus Niederbayern, der aussieht wie Jesus, steigt zum Liebling der Münchner Schickeria auf. Sogar der bayrische Ministerpräsident bemüht sich um seine Unterstützung. Zu verdanken hat Gustl dies einer blasphemischen Werbekampagne für das titelgebende Getränk, den Whisky Holy Spirit. Als Gustl dann aber in den grausamen Mord an der hübschen jungen Babsi verwickelt wird, wird er fallengelassen wie eine heiße Kartoffel.

Es ist also die klassische Geschichte vom Aufstieg und Fall eines Medienstars, die dazu dienen könnte, Zynismus und Amoral der Konsumgesellschaft anzuprangern. Wäre da nicht der offensichtlich hemmungslose Spieltrieb aller Beteiligten, der „Holy Spirit“ immer wieder von einer zielgerichteten Narration abbringt und stattdessen auf Neben-, Um- und Holzwegen die vielfältigen Möglichkeiten filmischer Umsetzung erkunden lässt. Am Ende kennt sich dann zwar keiner mehr aus, dafür aber steht ein kreuzfideles, quietschbuntes Zeugnis wahrhaft unabhängigen Filmschaffens im Raum, dessen freche Existenz beweist: So geht’s auch!

Holy Spirit D 2018, 97 Min., R: Mike Baran, D: Tom Schuster, Matthias Kostya, Michael Foerster, Stefanie Mendoni, Start: 19.12.

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