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Filmkritik

„Irresistible“ von Jon Stewart: Kampf um die Seele Amerikas

Komödie Jack Hastings ist ein Konservativer, wie sie in Amerika gerade aussterben: Auf einem Town-Hall-Meeting in Deerlaken, Wisconsin hält er eine flammende Rede für die Arbeiter seiner Gemeinde, auch für die ohne Aufenthaltsgenehmigung. Das Video geht viral und erregt in Washington die Aufmerksamkeit von Gary Zimmer, Top-Stratege des nationalen Komitees der Demokraten und Hauptfigur in der Polit-Komödie „Irresistible“ von Jon Stewart.

Chris Cooper und Steve Carell in "Irresistible" von Jon Stewart. Foto: Universal
Chris Cooper und Steve Carell in „Irresistible“. Foto: Universal

Der riecht eine Gelegenheit, den parteipolitisch nicht gebundenen Hastings zum neuen Bürgermeister aufzubauen. Hastings (Chris Cooper) ist geschmeichelt, stellt jedoch eine Bedingung: Zimmer muss den Wahlkampf persönlich leiten. Als dann die Republikaner Zimmers Nemesis Faith Brewster zur Unterstützung des amtierenden Bürgermeisters schicken, eskaliert die Wahl zu einem Kampf um die Seele Amerikas.

„Irresistible“ von Jon Stewart ist eine scharfzüngige politische Analyse

Es ist nicht ganz einfach, über diesen Film zu schreiben, ohne den Witz der Geschichte zu spoilern. Nur soviel: Es geht um Geld. Viel Geld! Jon Stewart ist der wohl einflussreichste politische Journalist/Satiriker der letzten 20 Jahre. Da erwartet man natürlich eine scharfzüngige politische Analyse. Man bekommt eine toll besetzte und gespielte warmherzige Komödie. Doch das macht diesen Film nicht etwa schlecht.

Worauf Stewart wirklich hinaus will, erfährt man im Abspann des Films, wenn er Trevor Potter, den ehemaligen Vorsitzenden des Bundeswahlkomitees interviewt: Die Menge an Geld, die in Wahlkämpfe ge- pumpt wird, ist obszön. „Irresistible“ macht deutlich, dass in beiden Lagern in Amerika die politische Mathematik an den Bedürfnissen der Menschen vorbeigeht. Das größte demokratische Experiment der Menschheit ist mehr als angeknackst. LuG

USA 2020; 101 Min.; R: Jon Stewart; D: Steve Carell, Chris Cooper, Mackenzie Davies, Rose Byrne; Kinostart: 6. 8. 2020

Die Übersicht über alle Filmstarts dieser Woche; weiterhin im Kino: die Filmstarts vom 30. Juli.

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