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TV-Adaption

Juli Zehs Erfolgsroman „Unterleuten“ läuft jetzt als Dreiteiler im ZDF

Die Bewohner von „Unterleuten“ eint, dass sie gerne Grabenkämpfe führen. Foto: ZDF / Stefan Erhard

Mit „Spieltrieb“ (2004) bewies Juli Zeh ihr feines Gespür für den Zeitgeist, „Unterleuten“ avancierte zum Bestseller. Bei dem 2016 erschienenen Roman handelt es sich um die atmosphärisch dichte Schilderung eines Mikrokosmos. Zentraler Handlungsort ist ein märkisches Dörfchen, in dessen Umgebung zehn Windräder entstehen sollen – sehr zum Verdruss einiger Bewohner. Von der Presse wurde das Werk als kongeniale Bestandsaufnahme der Wendeverwerfungen gefeiert. Zeh deutet auch die Ursachen für die ablehnende Haltung gegenüber der Windenergie an. In der Adaption von Matti Geschonneck („In Zeiten des abnehmenden Lichts“) wird dieser Aspekt zugespitzt.

Geschonneck sah im Roman sofort einen Western im wilden Osten, in dem eine Goldgräberstimmung auszubrechen droht. Bürgermeister Seiler (Jörg Schüttauf) unternimmt alles, damit die vielen kleinen Streitigkeiten nicht eskalieren. Da ist der Strippenzieher Gombrowski (Thomas Thieme), der einst enteignet, dann allerdings zum LPG-Vorsitzenden berufen wurde. Nach der Wende riss er sich den Betrieb unter den Nagel. Sehr zum Ärger des Kollektivierungsbefürworters Kron (Hermann Beyer).

„Unterleuten – Das zerrissene Dorf“: Gombrowski lässt das Pferd näher kommen, das Pferd scheut vor dem Hund. Foto: ZDF / Stefan Erhard

Wendegewinner und Verlierer eint das Fremdeln mit den Zugezogenen, den Städtern mit ihren idealisierten Vorstellungen vom romantischen Leben in der Natur. Zu ihnen gehören der Naturschützer Gerhard Fließ (Ulrich Noethen) und dessen Frau Jule (Rosalie Thomass). Sie sind genervt vom Treiben ihres Nachbars Schaller (Charly Hübner), der Müll verbrennt. Fließ will die Windräder mit einem Deal verhindern. Er schanzt Linda Franzen (Miriam Stein) im Naturschutzgebiet eine Koppel zu. Dafür verspricht sie ihm, ihr Land nicht an den windigen Investor Meiler (Alexander Heldt) zu verkaufen, das diesem für den Bau des Windparks fehlt.

Der Regisseur hat den Roman regelrecht verschlungen: „Die Gegend in Brandenburg, in der Juli Zeh wohnt, kenne ich aus den Ferienlagern meiner Kindheit“, sagt er. Geschonneck hat sich bei seiner Verfilmung auf die Kernhandlung konzentriert. Für den von Zeh rund um den Roman geschaffenen, multimedialen Raum ist da kein Platz. Auch die Struktur des Buches wurde aufgebrochen, indem die Figuren jeweils ihre subjektive Sicht der Ereignisse schildern. Ihre Motivation, Vorurteile und Eigenarten bleiben jedoch größtenteils erhalten, ihre widerstreitenden Interessen treiben die stringent chronologisch erzählte Handlung voran.

Die Dorfbewohner verteidigen die lieb gewordene Heimat gegen besserwisserische Eindringlinge und Spekulanten, die den Reibach mit den Windrädern wittern. Ohne Gegenwehr bliebe den Dorfbewohnern wohl nicht mehr als ein unruhiger Schlaf aufgrund der blinkenden Lichter.

Unterleuten – Das zerrissene Dorf, ZDF, 9.–11.3., 20.15 Uhr,
DVD- und Bluray-Veröffentlichung: 12. März

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