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Corona-Angst

Kinder und Corona: Tipps zum Umgang mit der Angst

Kinder hören überall vom Corona-Virus. Das Thema beherrscht Medien und Gespräche und es schürt besonders bei Kindern die Angst. Es ist eine unheimliche, kaum fassbare Bedrohung. Ob in der Familie oder in der Kita und Grundschule, Erwachsene sollten darauf achten, wie sie Kindern den Umgang mit beunruhigenden Meldungen und wichtigen Hygieneregeln vermitteln

Eine Mutter umarmt ihr Kind. Wichtig ist es, den Corona-Virus behutsam zu vermitteln.
Kinder und der Corona-Virus, Foto: Sicher- Stark

Was können Eltern tun, um ihnen die Ängste zu nehmen? Antworten gibt Angelika Stabenow, Pädagogin des Sicher- Stark-Teams:

Wie erleben Kinder die momentane Situation?

Das Coronavirus ist klar ein Thema in Kita und Grundschule. Wie die Kinder die Situation aufnehmen, hängt vor allem auch davon ab, wie die Eltern selbst damit umgehen. Eltern sind die Coachs und Vorbilder ihrer Kinder. Zeigt die Mutter ständig Angst, überträgt sie dieses Verhalten auf das Kind. Hier sollten Eltern ruhig und in Kindersprache ihren Kindern den Virus erklären und was man tun kann.

Kinder werden auch mitbekommen, dass in ganz Berlin Veranstaltungen wegen Corona abgesagt werden.

Wie sollte man sich denn als Eltern richtig verhalten?

Eltern sollten sich selbst fragen: Habe ich unbegründet starke Angst vor dem Coronavirus und übertrage ich es auf mein Kind? Eltern können keinen ruhigen Umgang mit dem Thema vermitteln, wenn sie ängstlicher als das Kind sind oder wenn es zu oft thematisiert wird. 

Um ein Vorbild im Umgang mit Ängsten zu sein, sollten Eltern eigene Ängste überwinden. Ziel ist es nicht, den Kindern Angstfreiheit zu ermöglichen, sondern den Umgang mit Ängsten zu üben. Man sollte nicht in Panik geraten und Vorräte hamstern.

Wie erkläre ich den Kindern denn das Coronavirus und seine Folgen?

Man kann das gut anhand der Grippe erklären, was Kinder alle schon einmal im Leben gehabt haben. Hier können sich die Kinder am besten hineinversetzen, weil sie wissen, was der Körper mit ihnen macht. 

Das Coronavirus ist eine sehr ähnliche Erkrankung, die ebenfalls durch Viren hervorgerufen wird. Viren versuchen immer, sich auszubreiten, ähnlich wie bei einem PC – und genau hier können wir das Virus stoppen.

Wir müssen vermeiden, dass sich das Virus überall einnistet, also auch in den Kindergärten oder in den Grundschulen. Das ist so lange nötig, bis die Ausbreitung unter Kontrolle ist oder im besten Fall gegen dieses neue Virus eine Impfung entwickelt wurde. Viele Ärzte und Kliniken forschen auf Hochtouren, wie ein neuer Impfstoff aussehen könnte. 

In Berlin gab in der Vergangenheit immer wieder Pandemien. Pest und die Spanische Grippe haben die Stadt heimgesucht und die Folgen waren verheerend.

Soll man das Thema als Eltern selbst ansprechen oder auf Fragen der Kinder warten?

Sie sollten warten, bis Ihr Kind Sie anspricht, denn es wird in der Grundschule und im Kindergarten früh genug damit konfrontiert. Auch Lehrkräfte sollten bereits geschult werden, wenn Kinder Fragen zu diesem Thema stellen. 

Wir sollten nicht auf das Kind zugehen und es bedrängen, dass es darüber sprechen muss. Das Kind soll frei entscheiden können, ob es mehr wissen will oder nicht.

Was machen die anderen Kinder in der Kita / Grundschule?

Besonders wichtig ist das Eingehen auf Fragen von Kindern. Das Kind soll wissen, dass jemand zuhört, es nicht alleine gelassen wird und  in der Familie über schwierige Themen sprechen darf. Wenn Kinder nach einem Austausch aufhören zu fragen, sollte man das Thema aber wieder beenden und sich schöneren Dingen widmen.

Soll man den Kindern sagen, wie gefährlich das Virus sein kann?

Es kommt auf das Alter der Kinder an.

Kleinkinder haben noch keine Erfahrung mit dem Tod und seiner Endgültigkeit. Sie hören zwar in Märchen, dass eine Figur gestorben ist, können aber die weitreichenden Folgen noch nicht einschätzen. 

Sie hören auch in den Nachrichten, dass man am Coronavirus sterben kann. Der Tod gehört zum Leben, es ist wichtig, ihn nicht zu tabuisieren. Aber man sollte die Kinder auch nicht mit Zahlen beunruhigen oder aktiv darauf hinweisen, dass man an dem Virus sterben kann.

Fakt ist auch, dass bisher nur ältere und kranke Menschen daran gestorben sind und bislang noch keine gesunden Kinder.

Die Kinder sollten wissen, wie man sich schützen kann. Ein gesundes Immunsystem und vermehrtes Händewaschen können helfen. Man wird bald wissen, wie man das Virus bekämpfen kann.

Einige Kinder haben Angst, ihre Großeltern könnten daran sterben.

Auch hier gilt wieder, die Angst nicht klein zu reden. Das Kind setzt sich offensichtlich mit dem Tod auseinander. Die Kinder sollen aber wissen, dass die geliebten Großeltern nicht schutzlos ausgeliefert sind, sondern etwas gegen eine Ansteckung tun können. Die Kinder fühlen sich zudem weniger machtlos, wenn sie wissen, dass sie mit jedem Händewaschen und Stärkung des Immunsystems selbst mithelfen können.

Sollte man die Kinder nun von den Medienberichten fernhalten?

Nein, den Konsum zu verbieten, ist eine falsche Entscheidung, dann schauen sie heimlich oder bei einer Freundin. Das kann mehr Ängste schaffen. Reden Sie offen in der Familie über dieses Thema.

Man muss den Kindern aber erklären, dass das, was sie in den Nachrichten sehen, nur ein Teil des Ganzen ist und unter Umständen auch nicht immer der Wahrheit entspricht.

Quelle: Bundespressestelle Sicher-Stark

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