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Filmstadt Berlin

100 Berlin-Filme, die man gesehen haben sollte – Teil 1 (1916-1968)

Ganz klar: Berlin ist eine Film-Metropole und diese 100 Berlin-Filme sind der Beweis. Die Stadt ist eine Inspiration für deutsche wie auch internationale Filmemacher, denn sie produziert quasi am laufenden Band Stoff für die große Leinwand. Von den Goldenen Zwanzigern über die Trümmelandschaften des Zweiten Weltkrieges, die Aufteilung in Ost- und West bis zum Berlin der schier grenzenlosen Freiheit – alles wurde in großartigen Spiel- und Dokumentarfilmen verewigt.

Chronologisch geordnet, erzählt die folgende Berlin-Filme Auswahl nicht nur Berlin- sondern auch Filmgeschichte.

Teil 1 unserer 100 Berlin-Filme beginnt 1916 in der Weimarer Republik und endet mit den wilden 1968er Jahren in der geteilten Stadt. Wir wünschen viel Spaß auf der cineastischen Berlin-Tour.


1. Schuhpalast Pinkus (1916, Ernst Lubitsch)

Eine Stummfilmkomödie in drei Akten um den faulen, dreisten, zugleich einfallsreichen und charmanten Sally Pinkus. Er bringt es vom Schulabbrecher zum erfolgreichen Besitzer eines Schuhgeschäfts in Berlin. Dieser frühe Berlin-Film von Ernst Lubitsch lädt inhaltlich wie auch wegen seiner, aus heutiger Sicht, naiven filmischen Ausführung zum Schmunzeln.   


2. Berlin – Die Sinfonie der Großstadt (1927, Walter Ruttmann)

Walter Ruttmann schuf 1927 eine legendäre Hommage an die Hauptstadt – und ein dokumentarisches Kunstwerk. Er beschreibt einen Tag in Berlin, vom morgentlichen Aufstehen über die alltägliche Hektik bis zur abendlichen Entspannung. Musik und Schnitt passen sich der Geschwindigkeit der Aufnahmen an und machen diese sehr lebendig. Ruttmanns Werk war eine Inspiration für viele weitere Berlin-Filme.


3. Mutter Krausens Fahrt ins Glück (1929, Phil Jutzi)

Basierend auf einer Idee des Milieu-Zeichners Heinrich Zille, porträtiert Regisseur Phil Jutzi das Leben im Berliner Arbeiterbezirk Wedding. Vorwiegend mit Laiendarstellern gedreht, besticht der Film durch seine präzise Zeichnung des proletarischen Milieus, dessen spezifische Sprache sich in den Berlinernden Zwischentiteln wiederfindet.


4. Menschen am Sonntag (1930, Robert Siodmak, Edgar G. Ulmer)

1930 sorgten die jungen Kinoenthusiasten Robert Siodmak und Edgar Ulmer mit ihrer Mischung aus Dokumentarszenen und einer um einen sonntäglichen Ausflug an den Wannsee und den sich daraus ergebenden Liebe- und Eifersüchteleien kreisenden Spielhandlung gehörig für Aufsehen.


5. M – Eine Stadt sucht einen Mörder (1930, Fritz Lang)

https://youtu.be/P6nj1mq4-XQ

Ein Kindermörder (Peter Lorre in einer beeindruckenden Performance) geht um in Berlin – und sowohl die Polizei als auch die Unterwelt ist hinter ihm her. Fritz Langs erster Tonfilm zieht einem heute noch vor lauter Wucht die Schuhe aus. Einer der Berlin-Filme, die über die Jahre kaum an Spannung eingebüßt haben.


6. Berlin Alexanderplatz (1931, Phil Jutzi)

Diese erste Adaption entstand schon kurz nach dem Erscheinen von Alfred Döblins Roman unter der Mitwirkung des Autors. Es konnte noch am originalen Alexanderplatz gedreht werden, der zu jener Zeit gerade kräftig umgebaut wurde. Der Film glänzt mit Akteuren wie Heinrich George (Foto) als Biberkopf und Bernhard Minetti als seinen Mephisto Reinhold.


7. Emil und die Detektive (1931, Gerhard Lamprecht)

Diese erste Verfilmung eines Kästner-Romans inszenierte Gerhard Lamprecht nach einem Drehbuch Billy Wilders. So entstand der einzige „Emil und die Detektive“-Film, der am Ort und zur Zeit der Handlung gedreht wurde und heute ein recht authentisch wirkendes Bild der Metropole am Ende der Weimarer Republik zeigt.


8. Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt? (1932, Slatan Dudow)

https://youtu.be/jQaSqey1RFM

Wenige Monate nach der Fertigstellung dieses einzigen offen kommunistischen Spielfilms der Weimarer Republik kamen die Nazis an die Macht. Dennoch (oder gerade deshalb?) avancierte das Werk zur Legende. An der drastischen, anklagenden Schilderung der Verhältnisse im Berlin der Weltwirtschaftskrise der frühen 30er-Jahre wirkten auch Brecht und Eisler mit.


Unter den Brücken (1945, Helmut Käutner)

Im Kriegssommer 1944 gedreht ist diese lakonische Liebesgeschichte um zwei Schleppkahnführer und ihre Konkurrenz um die Gunst eines Mädchens ein filmisches Wunder – und wird von vielen Regisseuren der Berliner Schule als Vorbild genannt.


10. Die Mörder sind unter uns (1946, Wolfgang Staudte)

Der erste deutsche Nachkriegsfilm wurde mitten im zertrümmerten Berlin gedreht. Im Zentrum steht die zunächst unfreiwillige Wohngemeinschaft von der jüdischen KZ-Überlebenden und Fotografin Susanne Wallner (Hildegrad Knef) mit dem Kriegsrückkehrer und Chirurg Dr. Mertens (E. W. Borchert:). Eine Geschichte über Liebe, Schuld und Vergeltung mit eindrücklichen Bildern.


11. Deutschland im Jahre Null

Ein weiterer Berlin-Film aus der Nachkriegzeit, gedreht vom große italienische Regisseur Roberto Rosselini im Stile des von ihm mitbegründeten italienischen Neorealismus. Anhand der Geschichte des zwölfjährigen Edmund zeichnet er ein Bild der deutschen Nachkriegsgesellschaft, die vom Überlebenskampf und moralischer Desorientierung geprägt ist.


12. A Foreign Affair (1948, Billy Wilder)

1945 kehrte Billy Wilder als US-Offizier nach Berlin zurück. Damals entstanden auch Aufnahmen, die Wilder dann drei Jahre später für diesen legendären Spielfilm verwendete. Er erzählt von einem US-Offizier, der eine Affäre mit einer deutschen Nachtclub-Sängerin (Marlene Dietrich) hat, hinter die eine Kongressabgeordnete zu kommen droht.


13. Berliner Ballade (1948, Robert A. Stemmle)

Ein spindeldürrer Gert Fröbe mäandert als Kriegsheimkehrer Otto Normalverbraucher durch das zerstörte Berlin des Jahres 1948. Mit Musikeinlagen versehene sanfte Satire auf die Nachkriegszustände – nach einer Revue des Insulaners Günter Neumann.


14. Rotation (1949, Wolfgang Staudte)

Beginnend mit dem Endkampf um Berlin, blickt Käutners Film weit in die Vergangenheit zurück und erzählt, wie das Arbeiter-Ehepaar Hans und Charlotte Behnke (Paul Esser und Irene Korb) sich mit dem Nazi-Regime arrangiert. Typische Mitläufer zeichnet Staudte hier, Menschen, die keine überzeugten Nationalsozialisten waren, aber durch immer weitergehende Konzessionen, Weggucken und Ignorieren zu den Personen wurden, die das Nazi-Regime erst möglich machten.


15. Die Halbstarken (1956, Georg Tressler)

Als Georg Tressler und Will Tremper diesen Film 1956 schufen, war es noch ungewöhnlich, sich mit der langsam aufmüpfig werdenden Jugend zu beschäftigen. Oder überhaupt realitätsnahe Filme zu drehen, in denen es auch um soziale Probleme geht.


16. Berlin – Ecke Schönhauser … (1957, Gerhard Klein)

Regisseur Gerhard Klein und der Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase schufen einen der wichtigsten DEFA-Filme der 1950er Jahre. Im Zentrum steht eine Gruppe junger Männer, die sich täglich unter dem U-Bahnhof Schönhauser Allee trifft. Den Halbstarken fühlen sich nicht nur von den Eltern zuhause, sondern in der sie umgebenden sozialistischen Ordnung eingeschränkt. Obwohl kein DDR-kritischer Film, zeigt er doch einen ungeschönten Blick auf die Wiedersprüche und Herausforderungen des Lebens in Ost-Berlin.


17. Wir Kellerkinder (1960, Jochen Wiedermann)

Szene aus "Wir Kellerkinder"
Szene aus der Berliner Komödie „Wir Kellerkinder“. Foto: cinema.de

Sozusagen als bitterböse Antwort auf Kurt Hoffmanns braven „Wir Wunderkinder“ rechnet Autor und Hauptdarsteller Wolfgang Neuss satirisch mit neuen und alten Nazis ab. Mit dabei auch: die „Stachelschweine“ Wolfgang Gruner, Jo Herbst und Achim Strietzel.


18. Eins, zwei, drei (1961, Billy Wilder)

Die rasanteste Berlinkomödie ever, rund um einen Chef von Coca Cola und einen überzeugten Kommunisten. Billy Wilder kam während des Drehs der Mauerbau dazwischen. Also wurde das Brandenburger Tor in München auf dem Studiogelände nachgebaut. Berlin-Filme haben einen mega-spannenden, aber eben nicht immer einfachen Drehort. Wilders Film floppte seinerzeit total und wurde erst Anfang der 80er-Jahre zum Renner.


19. Das Brot der frühen Jahre (1962, Herbert Vesely)

Walter hat sich gut eingerichtet in den Jahren des blühenden Wirtschaftswunders: sicheres Einkommen als Elektriker und die anstehende Heirat mit Ulla, der Tochter seines Chefs, sichert das private als auch berufliche Glück. Doch dann taucht Jugendfreundin Hedwig auf und Walters Welt steht Kopf…Nouvelle Vague à la Berlin.


20. Die endlose Nacht (1963, Will Tremper)

Dass Berlin schon zu Zeiten als „Frontstadt“ ein Ort für Hasardeure und Selbstüberschätzer war, bringt treffend Will Trempers 1962 gedrehter Film auf den Punkt – mit seinen Improvisationen und spontan eingefangenen Momenten und eleganten Bildkompositionen in Schwarzweiß und Cinemascope. Nebel über Tempelhof führt in einer langen Nacht auf dem Flughafen Menschen zusammen.


21. Das Kaninchen bin ich (1965, Kurt Maetzig)

Ausgerechnet ein Film des regimetreuen Kurt Maetzig sollte zum Synonym für jene kritischen Werke werden, die die SED Ende 1965 dazu brachten, gleich einen ganzen Jahrgang von DEFA-Produktionen für 25 Jahre in den Giftschrank zu verbannen: „Kaninchen-Filme“ wurden sie genannt, nach dieser Adaption von Manfred Bielers Roman. Es ist die Geschichte der Selbstfindung einer jungen Ost-Berlinerin, die mit jenem Richter anbandelt, der ihren Bruder aus politischen Gründen hinter Gitter brachte.


22. Jahrgang 45 (1965, Jürgen Böttcher)

Jürgen Böttcher, unter dem Pseudonym Strawalde auch als Maler bekannt, war einer der wichtigsten DDR-Dokumentarfilmer. Sein Spielfilm „Jahrgang ’45 wanderte noch vor der Fertigstellung für 25 Jahre in den Giftschrank , wie ein Großteil der Defa-Produktionen der Jahre 1965 und 1966. Hatten doch viele Künstler während der zaghaften Liberalisierung nach dem Mauerbau die ganzen SED-Phrasen von Demokratie und Sozialismus zu ernst genommen. Wobei schon ein unverstellter Blick auf die Realität genügte, um in Ungnade zu fallen. Wie bei diesem Film über Leben, Gefühl und Selbstfindung damals Zwanzigjähriger in Ost-Berlin.


23. Playgirl (1966, Will Tremper)

Man nehme: eine faszinierende junge Frau. Eine Stadt, an der man vieles toll findet. Und dann fängt man mit Freunden einfach an, einen Film zu drehen, schreibt jeden Tag, was einem gerade einfällt, zu der Frau, zu der Stadt. So entstand 1965 „Playgirl“, einer der schönsten (West-) Berlin-Filme. Will Tremper schuf mit Eva Renzi in der Hauptrolle einen Streifen, so frisch, spontan und wirklichkeitsnah, wie es sich viele der westdeutschen Jungfilmer, die damals erst in den Startlöchern saßen, wünschten – und nur selten zustande kriegen sollten. Die Musik schufen Peter Thomas und Klaus Doldinger.


24. Farbtest – Rote Fahne (1968, Gerd Conradt)

Einer der experimentellen Berlin-Filme: Farbtest Rothe fahne von Gerd Conradt.
Einer der experimentellen Berlin-Filme: Farbtest Rothe Fahne von Gerd Conradt. Foto: Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Berlin

Gerd Conradt, dffb-Student des legendären ersten Jahrgangs, formulierte mit dieser stummen Kameraübung 1968 den filmischen Widerstand in 14 Minuten mit einfachsten Mitteln.


Quartett im Bett (1968, Ulrich Schamoni)

Ähnlich wie mit „Es“ drei Jahre zuvor erwies sich Ulrich Schamoni auch hier als Chronist der ‚Frontstadt‘ im Umbruch und lieferte ein Zeitbild, das heute allein schon wegen der historischen Aufnahmen Beachtung verdient. Sozusagen das Berliner Äquivalent zum Münchner „Zur Sache, Schätzchen“ – wobei als Schätzchen hier die Jacob Sisters auftreten.


Berlin in Film, Literatur und Musik

Der zweite Teil unser Liste der wichtigsten Berlin-Filme (1072 bis 1991) umfasst wahre Klassiker der Filmgeschichte, den Lieblingsstreifen von Angela Merkel, Christiane F. und einen schwulen DDR-Film, der während des Mauerfalls Premiere feierte. Teil 3 wiederum ist vor allem ein Abbild der Filmstadt Berlin in den 90er Jahren. Und Teil 4 fängt verstärkt das Berliner Lebensgefühl des neuen Jahrtausends ein.

Berlin ist eine beliebte Filmkulisse. Diese 12 internationalen Produktionen haben hier ihre Kameras aufgebaut. Neben Filmemacher inspirierte Berlin zahlreiche Schriftssteller*innen – hier die 100 Berlin-Romane, die ihr gelesen haben solltet. Für alle Musik-Fans haben wir 100 Berliner Platten zusammengetragen, die man gehört haben sollte bevor man stirbt.

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