• Kino & Stream
  • 100 Berlin-Filme, die man gesehen haben sollte – Teil 2 (1972-1991)

Filmstadt Berlin

100 Berlin-Filme, die man gesehen haben sollte – Teil 2 (1972-1991)

Hier kommt der zweite Teil unserer 100 Berlin-Filme, die ihr gesehen haben müsst. Diesmal starten wir 1972 und enden 1990. Die meisten Filme dieser Zeit blicken mal realistisch, mal poetisch, aber stets intensiv auf das Leben in Ost- und Westberlin.


26. Cabaret (1972, Bob Fosse)

Wenn ein Film in der Fremde das Bild einer Stadt prägt, so ist das normal. Doch Bob Fosses berühmte Adaption des berühmten Musicals nach den ebenfalls berühmten Erlebnissen Christopher Isherwoods im Berlin der frühen 30er-Jahre wirkte so auch bei den Berlinern selbst. Einer der kultigsten Berlin-Filme.


27. Die Legende von Paul und Paula (1972, Heiner Carow)

Leidenschaft, Träume und der Ausbruch aus dem Einheitsgrau des sozialistischen Alltags – wie sehr dies den Nerv vieler Menschen in der DDR traf, zeigte der große Publikumszuspruch, den dieser Film von Heiner Carow und Ulrich Plenzdorf erlebte. Wobei die hohen Zuschauerzahlen den Argwohn jener Kleingeister, die 40 Jahre lang die DDR beherrschten, noch verstärkt haben dürfte – eigentlich hatten sie das Drama um die große Liebe und das unkonventionelle Nischenglück nach der Uraufführung 1973 möglichst schnell und unauffällig in der Versenkung verschwinden lassen wollen. Am Rummelsburger See gibt es heute ein Paul-und-Paula-Ufer. Übrigens der Lieblingsfilm von Angela Merkel. 2013 hatte sie ihn in der Berliner Filmkunst 66 als eben jenen vorgestellt und mit ausgesuchten Publikum geschaut.


28. Die neuen Leiden des jungen W (1976, Eberhard Itzenplitz)

Kongeniale TV-Verfilmung von Ulrich Plenzdorfs berühmtem Roman rund um einen Außenseiter. In der Hauptrolle: Klaus Hoffmann, der zeitgleich als Liedermacher seinen Durchbruch feierte.


29. Das Schlangenei (1977, Ingmar Bergman)

In Ingmar Bergmans Thriller gerät ein arbeitsloser Trapezartist in eine mysteriöse Mordserie im Berlin der 1920er Jahre. Während Inflation und Zukunftsangst das Leben der Menschen bestimmen, zeichnet sich der Weg in den Abgrund ab.


30. Die allseitig reduzierte Persönlichkeit – Redupers (1977, Helke Sander)

Die Filme von Helke Sander zählen zum intelligentesten und interessantesten, was im deutschen Nachkriegskino entstanden ist. Ihre erste abendfüllende Arbeit ist die Geschichte einer frauenbewegten, freischaffenden Pressefotografin und alleinerziehenden Mutter, die sich abmüht, ihren privaten wie politischen Ansprüchen gerecht zu werden. Eine der genauesten Beschreibungen des Klimas im West-Berlin der späten 70er.


31. Stroszek (1977, Werner Herzog)

Für Bruno S., den Werner Herzog bereits in „Jeder für sich und Gott gegen alle“ als Kaspar Hauser eingesetzt hatte, schrieb der Regisseur diesen Film: Auch in „Stroszek“ ist die Titelfigur – vom Schicksal ihres Laiendarstellers inspiriert – ein Außenseiter, ein West-Berliner Straßensänger aus prekären Verhältnissen, der nach dem Glück sucht. Dieses hofft er in Amerika zu finden, doch das dortige Leben mit seiner sich prostituierenden Freundin (Eva Mattes) und einem betagten Nachbarn mündet bald in neue Probleme.


32. Berlin Chamissoplatz (1980, Rudolf Thome)

Der vielleicht schönste unter den vielen schönen, unaufgeregten Filmen des Rudolf Thome: Die Hauptrolle in der Liebesgeschichte rund um Häuserspekulation in Kreuzberg spielt Hanns Zischler.


33. Solo Sunny (1980, R: Konrad Wolf)

Regisseur Konrad Wolf schrieb zusammen mit dem kongenialen Wolfgang Kohlhaase (siehe Nr. 75) das Drehbuch zu einem der besten DEFA-Filme überhaupt. Erzählt wird von der Odyssee der unangepassten Ostberliner Popsängerin Sunny. Renate Krößner erhielt für ihre Darstellung 1980 einen Silbernen Bären.


34. Taxi zum Klo (1980, Frank Ripploh)

Grandiose Tragikomödie rund um den Alltag eines schwulen West-Berliner Lehrers zwischen Schule, Darkroom und Liebessehnsucht – von und mit Frank Ripploh, der an diesen Erfolg nie wieder anknüpfen konnte.


35. Possession (1981)

Verstörende Filmkunst und Berliner Zeitgeschichte treffen in Andrzej Zulawskis Werk „Possession“ aufeinander. Was zunächst wie ein eindringliches Ehedrama anfängt, entwickelt sich schnell zu einem kafkaesk anmutenden Psycho-Horror-Thriller in der geteilten Stadt Anfang der 80er Jahre.


36. Engel aus Eisen (1981, R: Thomas Brasch)

Sperriges, zu Zeiten der Berliner Luftbrücke angesiedeltes Drama des Multitalents Thomas Brasch – mit Hilmar Thate und einer blutjungen Katharina Thalbach.


37. Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (1981, Ulli Lommel)

Basierend auf dem biografischen Bestseller „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, wurde auch der Film über das Leben der drogenabhängigen Jugendlichen Christiane F. ein großer Erfolg. Eine faszinierend-schaurige Geschichte über Berliner Teenager, Heroin, David Bowie und die Spirale des Abstiegs.


38. Der Mann auf der Mauer (1982, Reinhard Hauff)

Einen der wenigen echten Mauerfilme stellt diese Adaption von Peter Schneiders Erzählung „Der Mauerspringer“ dar. Der Linke Schneider hatte auch das Drehbuch zu diesem Film über Heimatlosigkeit im geteilten Deutschland geschrieben: Ein eigensinniger junger Mann (Marius Müller-Westernhagen) fordert die Obrigkeit im Osten heraus und will schließlich nur noch in den Westen. Doch auch dort eckt er überall an, nun will er zurück in den Osten.


39. Die Kümmeltürkin geht (1985, Jeanine Meerapfel)

Heute ist Jeanine Meerapfel Präsidentin der Akademie der Künste. Damals drehte sie diesen empathischen Dokumentarfilm um die Türkin Melek Tez, die nach Jahren des Rassismus und der Anfeindungen resigniert.


40. Richy Guitar (1985, Michael Laux)

Sicherlich kein filmisches Meisterwerk. Aber ein Berlin-Film, in dem Farin Urlaub und Bela B. Felsenheimer von Die Ärzte die Hauptrollen spielen, darf in solch einer Liste nicht fehlen.


41. Westler (1985, Wieland Speck)

Zum Teil mit versteckter Kamera in Ostberlin gedreht erzählt Wieland Speck von einer diffizilen schwulen Liebe im geteilten Berlin. Speck war dann lange Jahre Leiter der Sektion Panorama der Berlinale.


42. Meier (1986, Peter Timm)

Der Debütfilm von Peter Timm („Go Trabi Go“). Meier ist aus dem Osten ausgebüxt, muss aber heimlich mit seinem Westpass und einem Besucher-Visum Nacht für Nacht ein- und wieder ausreisen. Alles droht aufzufliegen, als der Grenzgänger anfängt, Raufasertapete von West nach Ost zu schmuggeln. Besonders kultig ist eine Szene, in der Meier und seine Freundin endlich mal schick Fisch essen gehen wollen und Dieter Hildebrandt als Kellner stoisch auf jeden Bestellwunsch erwidert: „Hamwanich“.


43. Das Spinnennetz (1989, Bernhard Wicki)

Ein monumentales Drei-Stunden-Epos nach Joseph Roths Roman rund um einen schlimmen Opportunisten (Ulrich Mühe) und einen gewieften Juden (Klaus Maria Brandauer) gegen Ende der Weimarer Republik. Bernhard Wickis zweiter großer Film zur deutschen Vergangenheit nach „Die Brücke“.


44. Berlin – Ecke Bundesplatz (1986-2012, Detlef Gumm, Hans-Georg Ullrich)

Über 25 Jahre lang filmten Detlef Gumm und Hans-Georg Ullricht in einem Wilmersdorfer Kiez. Herausgekommen ist ein Vierteljahrhundert Stadtgeschichte auf 62 Filmen, in denen knapp 30 Protagonisten mit den unterschiedlichsten Lebensrealitäten einen Einblick in die Westberliner Seele geben.


45. Der Himmel über Berlin (1987, Wim Wenders)

Wim Wenders preisgekrönter Film ist längst ein Klassiker unter den Berlin-Filmen. Wenige Jahre vor dem Mauerfall kreiert der Regisseur ein poetisches Stimmungsbild der geteilten Stadt und ihrer Bewohner*innen aus der Beobachterperspektive zweier Engel.


46. Linie 1 (1988, Reinhard Hauff)

1988 verfilmte Reinhard Hauff das Kultmusical des Grips-Theaters und ließ das Uraufführungsensemble die Rollen auch im Kino spielen, allerdings ergänzt um ein paar illustre Gäste. So bevölkern auch Dieter Hildebrandt und Hark Bohm die Bahn. Denn „da ahnste, wie das Leben ist, wenn Sehnsucht das Gehirn zerfrisst“. Immer noch eine rasante Fahrt.


47. Coming out (1989, Heiner Carow)

Die Premiere des ersten offiziellen schwulen Films der DDR kollidierte mit einer anderen Sensation: Während die Premierengäste am 9. November 1989 im Kino International feierten, fiel ein paar Kilometer weiter die Mauer.


48. Wedding (1989, Heiko Schier)

Zu Unrecht in Vergessenheit geratenes Drama um drei Jugendfreunde, die sich in einer Lagerhalle wiedertreffen und den anderen ihr Scheitern eingestehen müssen – eine treffende Milieustudie.


49. RobbyKallePaul (1989, Dani Levy)

Nach seinem Indiehit „Du mich auch“ lieferte der junge Exilschweizer Dani Levy diese stimmige Komödie rund um das Treiben in einer West-Berliner WG – der Film harrt auf eine Wiederentdeckung.


50. Die Architekten (1990, Peter Kahane)

Grandios vielstimmiges Drama um eine Gruppe junger Ostberliner Architekten und ihr Vorhaben, eine Neubausiedlung so zu gestalten, dass die Menschen dort gerne leben. Durch die Maueröffnung verpuffte die fundamentale Gesellschaftskritik des Films etwas.


Berlin in Film, Literatur und Musik

Hier geht es zum 1. Teil unserer Liste der 100 Berlin-Filme, die man gesehen haben muss. Der Teil 3 führt euch vor allem durch die 90er – und Teil 4 bis in die Gegenwart. Neben Filmemacher inspirierte Berlin zahlreiche Schriftssteller*innen – hier die 100 Berlin-Romane, die ihr gelesen haben solltet. Für alle Musik-Fans haben wir 100 Berliner Platten zusammengetragen, die man gehört haben sollte bevor man stirbt.

Berlin am besten erleben
Dein wöchentlicher Newsletter für Kultur, Genuss und Stadtleben
Newsletter preview on iPad