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Animationsfilm

Woody, Buzz & Co. sind wieder da! „A Toy Story – Alles hört auf kein Kommando“ im Kino

Vom Kinderzimmer in die freie Wildbahn: To infinity and beyond! – ein überaus freudiges Wiedersehen mit Woody, Buzz Lightyear und den anderen wunderbaren Spielzeugfiguren

Disney/ Pixar

Mit „Toy Story“ fing 1995 alles an. Nun gut, vielleicht nicht alles. Aber „Toy Story“, der erste abendfüllende Computeranimationsfilm des Pixar-Studios, das 1986 aus einer Special-Effects-Abteilung von Lucasfilm hervorgegangen war, änderte das Geschäft mit dem Trickfilm von Grund auf. Alle großen US-Studios stellten in der Folge dieses riesigen Erfolgs auf CGI (Computer Generated Imagery) um, für Pixar selbst begann eine Dekade unvergleichlicher künstlerischer und kommerzieller Triumphe. Denn damals war jeder neue Pixar-Film zutiefst originell und überraschend: Die Geschichten der kaliforni­schen Trickfilmkünstler entführten in immer neue Welten, präsentierten neue animationstechnische Errungenschaften und rangen dem Erzählen frische Perspektiven ab.


Shakespearesche Dramen


Schaut man sich den ersten Film „Toy Story“ heute noch einmal an, überzeugt vor allem der „erwachsene“ Ansatz der Geschichte. Denn es geht um die großen menschlichen Themen: Liebe, Freundschaft, Eifersucht, Solidarität, Verlust – all dies wird durchgespielt in einer Story um Spielzeugfiguren, die zum Leben erwachen, wenn gerade niemand hinsieht. Was für sich genommen bereits ein Geniestreich ist: Denn in den Augen von Kindern, die zwischen Realität und Fantasie noch nicht die gleiche scharfe Trennlinie ziehen wie die Erwachsenen, sind Spielzeuge ja tatsächlich irgendwie lebendig.

Die zentralen Themen von „Toy Story“ und seinen beiden Sequels waren das Bangen vor dem Verlust von Liebe und Zuneigung sowie die Angst vor der eigenen Nutzlosigkeit: Die Eifersucht der Cowboyfigur Woody auf den vermeintlich cooleren Space Ranger Buzz Lightyear, die Furcht vor einem einsamen Ende in der Museumsvitrine, und die Panik, als Besitzer Andy langsam zu alt für ­Spielzeuge wird, setzten in der vom Publikum innig geliebten Trilogie (1995, 1999, 2010) ­immer wieder Dramen von shakespeareschem Ausmaß in Gang. Kann ein vierter, neuer Film da mithalten? Der „Toy Story“ noch einmal einen neuen Dreh geben?

Disney/Pixar

Ob die Idee eines weiteren Sequels nun dem Wunsch der Filmemacher entsprang, neue Geschichten um vertraute Figuren zu erzählen, oder eher der Renditeerwartung Disneys geschuldet ist, sei dahingestellt. An Sorgfalt hat man es jedenfalls nicht mangeln lassen: Starregisseur Andrew Stanton („Findet Nemo“, „Wall∙E“), Co-Autor bereits des ersten „Toy Story“-Films, ist auch bei „A Toy Story – Alles hört auf kein Kommando“ als Ko-Autor des Drehbuchs dabei, und Regisseur Josh Cooley zeichnete als Co-Drehbuchautor von „Alles steht Kopf“ für einen der originellsten Pixar-Filme der letzten zehn Jahre mitverantwortlich.

Resultat ihrer gemeinsamen Anstrengungen ist ein Film, der die Themen der vorangegangenen Trilogie noch einmal auf intelligente – und natürlich auf sehr witzige – Weise ­variiert.

Denn Woody trifft bei seinen Abenteuern mit der neuen Spielzeugbesitzerin Bonnie auf seine alte Liebe, die Porzellanschäferin Bo Peep (in der deutschen Fassung heißt sie Porzellinchen), die als „verlorenes“ Spielzeug nunmehr emanzipiert und selbstbestimmt in freier Wildbahn lebt. Und damit das genaue Gegenteil von Woody verkörpert, jenem Spielzeugäquivalent eines Helikopter-Vaters, der einfach nicht loslassen kann. Bereits im ersten Teil von „Toy Story“ hatte er die für ihn gültige Devise ausgegeben: „Es ist egal, wie oft Andy mit einem Spielzeug spielt. Wichtig ist nur, dass wir für ihn da sind, wenn er uns braucht.“ Nun ist es Zeit für eine neue Lernerfahrung.


Kaputtes Sprachmodul


Neue Figuren sind Forky, ein von Bonnie aus einer Plastikgabel gebasteltes Männchen, das erst einmal von seiner Funktion als Spielzeug (und den daran gebundenen emotionalen ­Gehalt) überzeugt werden muss, sowie die Puppe Gabby Gabby, die mit kaputtem Sprachmodul in der Vitrine eines Antiquitätenladens sitzt und sich nach der Zuneigung eines Kindes sehnt: ein trauriges, beunruhigendes Spielzeug, das einmal mehr zeigt, dass man sich bei Pixar nie mit einer eindimensionalen Zeichnung der Figuren zufrieden gibt.

Die Originalität der vorangegangenen ­Filme erreicht „Toy Story 4“ (so der Originaltitel) dabei nicht ganz, ebenso wenig wie die düstere Bedrohlichkeit des dritten Teils. Hier ist alles auf eine freundlichere Weise unterhaltsam. Doch der Anspruch an die ­emotionale Intelligenz des Publikums ist nach wie vor hoch, schämen muss sich für Teil 4 niemand: ein weiteres schönes Beispiel für den universellen Appeal von Pixar-Filmen, der nicht zuletzt ­darauf zurückzuführen ist, dass man in Emeryville, Kalifornien, sein Publikum ernst nimmt.

A Toy Story – Alles hört auf kein Kommando USA 2019, 100 Min., R: Josh Cooley, Start: 15.8.

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