Alexandria war einmal das intellektuelle Zentrum der Welt. Im Jahr 391 ist davon nicht viel geblieben, nur die Philosophin Hypatia (Rachel Weisz) zerbricht sich noch den Kopf über die Position der Erde im Kosmos. Längst haben die religiösen Eiferer das Regiment übernommen und versuchen nun, alle dem einen, christlichen Glauben zu unterwerfen. Alejandro Amenбbar gestaltet in „Agora – Die Säulen des Himmels“ ein Panorama der ausgehenden Antike, das an die alten Monumentalfilme erinnert, diese aber auf den Stand von Google Earth bringt. Mit mehreren Zooms auf eine Erdumlaufbahn des souveränen Überblicks macht der spanische Regisseur („The Others“) den Abstand zu heute deutlich – haarklein aber widmet er sich dann der (teilweise digitalen) Rekonstruktion des urbanen Lebens in einer Zeit, in der die Menschen bei Büchern noch an Rollen dachten. Unfreiwillig wirkt „Agora – Die Säulen des Himmels“ manchmal fast ein wenig komisch, so ernsthaft werden hier die unübersichtlichen ideologischen Konflikte des Späthellenismus unserer unübersichtlichen Gegenwart als Menetekel vorgehalten.
Text: Bert Rebhandl
Foto: Teresa Isasi
tip-Bewertung: Annehmbar
Orte und Zeiten: „Agora – Die Säulen des Himmels“ im Kino in Berlin
Agora – Die Säulen des Himmels (Agora), Spanien/USA 2009; Regie: Alejandro Amenбbar; Darsteller: Rachel Weisz (Hypatia), Max Minghella (Davus), Oscar Isaac (Orestes); Farbe, 128 Minuten
Kinostart: 11. März