Thriller 

Ausbeuterische Beziehungen: „Holiday“ im Kino

Summertime-Sadismus: Sascha ist eine blondgefärbte Shopping Queen, die gerne ein paar Scheine für Bademode verbummelt. Michael ist ein herrschsüchtiger Drogenbaron. Die beiden sind in einer grotesken Beziehung

Alamode Film

Im Debütfilm der Schwedin Isabella Eklöf kriegt man die Frage nicht aus dem Kopf: Warum bleibt sie bloß bei dem? Vermutlich nicht, weil alles so poppig bunt und exklusiv ist im türki­schen Feriendomizil in Bodrum, wo Michael mit seiner neureichen Entourage urlaubt: Wasser­rutsche und Planschtiere, zitronengelbe ­Kleider und Selfiestick-Eitelkeit — das alles kann nicht darüber hinwegtäuschen, was hier gespielt wird.

Es herrscht heitere Beklemmung, eine ­satte Swimmingpool-Düsternis wie bei ­François Ozon. Wenn Michael seinen unbedarften Drogenkurier misshandeln lässt, stellt Sascha (einnehmend still: Victoria Carmen Sonne) nebenan den Fernseher lauter, um die Schreie zu übertönen.
Spätestens nach der Vergewaltigung, die man mit Sascha in einer ewig dauernden, hardcore-pornografischen Einstellung über sich ergehen lassen muss, wünscht man der Protagonistin ein Hattori-Hanzō-Schwert.

Stattdessen bekommt sie den segelnden Aussteiger Thomas — der scheint sympathisch, kann er aber helfen? Isabella Eklöf, Co-Autorin des Arthouse-Erfolgs „Border“ (2018), legt ein schwer verdauliches Regiedebüt hin. ­Warum bleibt man trotz all der Zumutungen bei der ­Stange? Weil Eklöf das einfach stark inszeniert: Wie schwer es sein kann, aus patriarchalen Strukturen, Gewalt und emotionalen Abhängigkeiten auszubrechen.

Holiday DK/NL/S/TUR 2018, 92 Min., R: Isabella Eklöf, D: Victoria Carmen Sonne, Lai Yde, Thijs Romer, Start: 15.8.

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