Genauer gesagt: Den Regisseur interessieren Kindheits- und Jugenderinnerungen und die ihnen anhaftende Naivität, die den Erzählduktus einiger seiner bekanntesten Filme („Cinema Paradiso“, „Der Mann, der die Sterne macht“) maßgeblich bestimmen.
Auch in seinem jüngsten Film „Baaria – Eine italienische Familiengeschichte“ blickt Tornatore einmal mehr zurück, diesmal auf die Geschichte seiner sizilianischen Heimat- stadt Bagheria und das Leben seines ungebildeten, aber pfiffigen Vaters, der sich mühsam zum Abgeordneten der Kommunistischen Partei hocharbeitete. Zugleich stellt diese Ezählung ein Panorama der italienischen Geschichte des 20. Jahrhunderts dar, dabei sucht Tornatore den großen epischen Bogen mit einer Vielzahl kleiner tragi- komischer Anekdoten zu spannen. Das ist auf oberflächliche Weise durchaus unterhaltsam, doch wird man das Gefühl nicht los, dass dieses von Morricone-Musik zugegeigte Gefühlskino, über dem bleiern der goldene Glanz der Nostalgie liegt, seiner Thematik einfach nicht angemessen ist: Faschismus, Mafiosi, Armut und himmel- schreiende Ungerechtigkeit – hier wirkt alles wie Operette.
Text: Lars Penning
tip-Bewertung: Zwiespältig
Orte und Zeiten: „Baaria – Eine italienische Familiengeschichte“ im Kino in Berlin
Baaria – Ein italienische Familiengeschichte (Baaria), Italien 2009; Regie: Giuseppe Tornatore; Darsteller: Francesco Scianna (Peppino), Margareth Madи (Mannina), Nicole Grimaudo (Die junge Sarina); Fabre, 150 Minuten
Kinostart: 29. April