Oder in einen Ableger der Sch‘tis. Es handelte sich allerdings nur um die unglückliche Übersetzung eines Dialekts, denn in Yoji Yamadas „Chiisai Ouchi“ geht eigentlich alles sehr diskret und subtil zu – sieht man zumindest vom unnötig ausbuchstabierten Ende und wenigen Anflügen leiser Sentimentalität ab. Der japanische Altmeister, der auf der Berlinale zuletzt mit den Samurai-Dramen „Twilight Samurai“ (2002) und „Hidden Blade“ (2004) vertreten war, erzählt darin von den Erinnerungen und dem lebenslangen Bedauern einer alten Frau.
Vor und während des Zweiten Weltkrieges war sie in Tokio in einem kleinen Haus mit roten Ziegeln als Hausmädchen angestellt und erfuhr dort, dass die Mutter der Familie eine Liebesaffäre mit einem Angestellten ihres Mannes hatte, bei deren Ende sie selbst schließlich eine Schlüsselrolle spielen sollte. Obwohl zumindest das Haus selbst bis 1945 von direkten Auswirkungen unberührt bleibt, ist der Krieg als Hintergrund in Yamadas Film durchweg präsent. Für eine Laufzeit von 137 Minuten ist es dabei zwar sehr überschaubar, was über drei Handlungsebenen verstreut als wichtige Episode eines Lebens berichtet wird.
Und das, was passiert, geschieht alles sehr bedächtig, gradlinig vor sich hin tröpfelnd und fast konsequent ohne aufwallendes Drama. Dennoch lässt man sich irgendwie gern mittreiben in dieser Geschichte über verborgene Gefühle und eine Liebe, die nicht gelebt werden konnte.
Text: Sascha Rettig
Foto: Berlinale
Chancen auf den Goldenen Bären?
Das tip-Bären-Orakel
Chiisai Ouchi Japan 2014, Regie: Yoji Yamada, Darsteller: Takako Matsu, Haru Kuroki, Hidetaka Yoshioka, Satoshi Tsumabuki, Chieko Baisho, Takataro Kataoka
Weitere Termine
Sa 15.02., 09:00: Friedrichstadt-Palast (D, E)
Sa 15.02., 12:30: Haus der Berliner Festspiele (D, E)
Sa 15.02., 15:15: Friedrichstadt-Palast (D, E)