Berlinale 2020

Der Goldene Ehrenbär geht 2020 an Dame Helen Mirren

Sie spielt am Theater, im Film und im Fernsehen. Auf der Leinwand sieht man sie in Blockbuster-Actionkrachern, Arthouse-Dramen und Unterhaltungsfilmen. Sie kann Gangsterbräute und Gattinnen, Spioninnen und Inspektorinnen, Lehrerinnen und Direktorinnen.

Unterkühlte Eleganz: Helen Mirren als „The Queen“, Foto: 2007 Concorde Filmverleih

Helen Mirren verfügt über eine natürliche Autorität und das Vermögen, ohne viel Aufhebens Zentrum der Aufmerksamkeit zu werden. Mal gibt sie die elegante Lady, mal eine schwer zu durchschauende Frau, selten das unberechenbare Biest, nie aber das naive Blondchen und schon gar kein schmückendes Beiwerk männlicher Selbstdarstellung.

Stets furchtlos

Helen Mirren wurde am 26. Juli 1945 in Hammersmith, London, in eine Familie hineingeboren, die mütterlicherseits der englischen Arbeiterklasse und väterlicherseits dem russischen Adel entstammte; ihr Geburtsname lautet Jelena Lidija Wassiljewna Mironowa. Sie war mit 19 Jahren eine der Jüngsten, die je an der Royal Shakespeare Company aufgenommen wurden, und sie reüssierte von Anfang an auch vor der Kamera.

Mirrens Figuren mögen zwar nicht immer das Sagen haben, wie beispielsweise Georgina in Peter Greenaways The Cook, the Thief, His Wife & Her Lover (1989), die in dem Unflat, der unablässig aus der Riesenklappe ihres Ganovengatten Albert strömt, fast absäuft. Dafür aber hat sie das letzte Wort und präsentiert schließlich eine Rechnung, die ihm das Maul endgültig stopfen wird. Mirren macht in diesem nervlich herausfordernden Werk nicht nur in den verschärften Kostümen von Jean-Paul Gaultier bella figura, sie stellt auch das erotisch-lebendige Gegengewicht dar zur um sie her lautstark herrschenden Zerstörungswut.

Die Frauen, die Helen Mirren spielt, sind lebensbejahend, energiegeladen, lustvoll, sexy. Gleich ob sie nun – wie in Michael Hoffmanns Historiendrama The Last Station (2009) – in der Rolle der alten Gräfin Tolstaja den noch älteren Lew ins Bett lockt. Oder ob sie – wie in John Mackenzies Meilenstein des britischen Gangsterfilms The Long Good Friday (1980) – als kultivierte Frau an der Seite eines kriminellen Rumpelstilzchens die Contenance wahrt. Mirren unterläuft die Klischees, sie holt aus der erbittert ums Erbe streitenden Gräfin die enttäuschte Gefährtin hervor. Und in der Trophy Wife am Arm des Gangsters findet sie die Liebende wider besseres Wissen. So macht sie denn auch, furchtlos wie immer, aus einer Ikone einen Menschen und aus der unnahbaren Monarchin jene Königin Elizabeth II, die der Tod ihrer Ex-Schwiegertochter übel in die Bredouille bringt. Für ihre ebenso präzise wie mitfühlende Darstellung der Queen in Stephen Frears’ gleichnamigem Film wurde Mirren mit Preisen regelrecht überschüttet und erhielt 2007 den Oscar.

Am 27. Februar bildet ein Gala-Screening von The Queen den festlichen Rahmen, in dem Helen Mirren, die seit 2003 den Ehrentitel Dame trägt, der Goldene Ehrenbär für ihr Lebenswerk verliehen wird.

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