Die Aura von Nahezu-Unbesiegbarkeit, Willensstärke und Kraft, die die Schauspielerin Sigourney Weaver auf der Leinwand verströmt, ist unauflöslich verknüpft mit den unerbittlichen Kämpfen, die sich die Astronautin Ripley mit Science-Fiction-Monser in den „Alien“-Filmen geliefert hat. Doch auch als Literaturagentin mach sie eine gute Figur, wie in dem Berlinale-Eröffnungsfilm „My Salinger Year“
Bestimmt gibt es Leute, die, wenn sie den Namen Sigourney Weaver hören, nicht sofort an Lieutenant Ellen Ripley denken; schließlich ist Science-Fiction-Horror nicht jedermanns Sache. Doch diese Ahnungslosen werden stark in der Minderheit sein und sich möglicherweise fragen, wie es kommt, dass dieser Frau ein derart gewaltiger Respekt entgegengebracht wird. An der Größe allein kann es ja wohl nicht liegen, obgleich die mit 1,80 Meter schon bemerkenswert ist. Die Aura von Nahezu-Unbesiegbarkeit, Willensstärke und Kraft, die die Schauspielerin Weaver auf der Leinwand verströmt, ist aber unauflöslich verknüpft mit den unerbittlichen Kämpfen, die sich die Astronautin Ripley in der „Alien“-Tetralogie (1979, 1986, 1992, 1997) mit einem der perfidesten und furchteinflößendsten Urmuttermonster der Filmgeschichte geliefert hat. Sigourney Weaver und Ellen Ripley, das ist ein wenig so wie Anthony Perkins und Norman Bates: Die Figur wirft einen Schatten, den man nicht mehr los wird; zum Glück ist es kein böser Schatten.
Geboren wurde Susan Alexandra Weaver am 8. Oktober 1949 in Manhattan, New York City; der Vater war ein US-amerikanischer Fernsehproduzent, die Mutter, ehemals Schauspielerin, stammte aus England. Weaver schloss in Stanford ein Literaturstudium ab, bevor sie sich an der Yale School of Drama in New Haven einschrieb. Der Umstand, dass sie viele ihrer Bühnenpartner überragte, erschwerte allerdings immer wieder ihre Besetzung; undenkbar, dass Julia auf Romeo hinabsieht, oder? Eine ohnehin eher unwahrscheinliche Laufbahn als romantische Heldin in Liebesfilmen erledigte sich sodann mit ihrer Verpflichtung in Ridley Scotts „Alien“; Ripley machte Weaver 1979 nicht nur buchstäblich über Nacht zum Star, sondern auch zu einer der ersten weiblichen Action-Heldinnen des westlichen Kinos und damit zu einer Pionierin der Filmgeschichte.
Derart im Fokus der Aufmerksamkeit gelandet, konnte Sigourney Weaver endlich die ganze Breite ihres Talents zeigen. Sie spielte in Dramen („The Ice Storm“, 1997) und Komödien („Galaxy Quest“, 1999), in Independent-Produktionen („Be Kind Rewind“, 2008) und Blockbustern („Avatar“, 2009), und sie sorgte mit kleinen und großen Auftritten in Horror-, Fantasy- und SF-Filmen immer wieder für Glanzlichter in den oft so gering geschätzten Genres. 1989 brachte Weaver das Kunststück fertig, sowohl in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin (in „Gorillas in the Mist“) wie Beste Nebendarstellerin (in „Working Girl“) für den Oscar nominiert zu sein. Sie gewann dann zwar weder den einen noch den anderen, räumte dafür aber in den gleichen Kategorien bei den Golden Globes ab.
Im Laufe ihrer Karriere hat Sigourney Weaver den Begriff von der starken Frau schon in vielen verschiedenen Facetten zum Leuchten gebracht. Ihr Name auf der Besetzungsliste gab verlässlich Anlass zur Freude. Zur Eröffnung der diesjährigen Berlinale nun stellt sie ihren aktuellen Film vor, „My Salinger Year“ von Philippe Falardeau, in dem sie die Literaturagentin des eigenbrötlerischen Schriftstellers J.D. Salinger gibt. Der Autor des Klassikers „Der Fänger im Roggen“ war auf seine Weise auch ein Alien, dem man allerdings am besten mit den Mitteln des Charakterschauspiels begegnet. Sigourney Weaver wird das können.
Termine: My Salinger Year bei der Berlinale
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