Sein vorangegangener Film, „A Man of Integritty“ hatte 2017 beim Festival von Cannes Premiere, der Regisseur war anwesend. Doch zur deutschen Premiere beim Filmfest in Hamburg (wo er und seine Familie zeitweise lebten) wurde ihm die Ausreise verweigert. Erfreulicherweise kam der Film im vergangenen Jahr dann doch noch in die deutschen Kinos. Aber würde es Mohammad Rasoulof, wie seinem Kollegen und Freund Jafar Panahi, gelingen einen weiteren Film im Iran zu machen? Trotz Berufsverbotes? Er hat es geschafft, das Resultat lief jetzt im Berlinale-Wettbewerb. Er selber durfte allerdings, das war zu erwarten gewesn, nicht anreisen


Wie er es geschafft hat, mit List die Zensur zu umgehen, darüber konnte man heute im ‚Tagesspiegel‘ in einem per Skype geführten Interview etwas erfahren: indem die vier Episoden des Films als eigenständige Kurzfilme deklariert wurden und als Regisseure die Namen seiner vier Regieassistenten eingesetzt wurden.
Zentral im 150minütigen Film ist das Militär als ein entscheidender Ort, an dem junge Männer gefügig gemacht werden. Wer sich währemd des 21monatigen Wehrdienstes etwas zu schulden kommen lässt, muss länger dienen. Ohne Ableistung des Wehrdienstes kein Pass und keine Anstellung. Und: das Militär dient derEinübung in die Bereitschaft zu töten. Genau daraus entwickelt der Film Fragen der Gewissensentscheidung, die Möglichkeit und die Pflicht zum Widerstand.
Vier Episoden, in denen verschiedene Menschen aufeiander treffen und sich Konflikte entladen, die dritte sehr schnell als Fortführung der zweiten erkennbar, am Ende hängen sie alle miteinander zusammen, kunstvoll verknüpft durch familäre Beziehungen, in der letzten spielt die Tochter des Regisseurs mit und bringt durch ihre Sätze auf Deutsch eine sehr persönliche Note mit ins Spiel. „There is no Evil“ ist kein Frontalangriff auf behördliche Willkür und Korruption, wie es „A Man of Integrity“ war, aber er zeigt eindrucksvoll die Sttimmung in einem autoritär regierten Land, in dem es gärt unter der Bevölkerung, die immer öfter ihren Unmut auf die Straße trägt. Frank Arnold
Weitere Rezensionen zum Berlinale-Wettbewerb:
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