Berlinale 2020

Wettbewerb: Rezension von Caetano Gotardos und Marco Dutras „Todos os Mortos“

Jahreszahlen und Kalenderereignisse bestimmen die Geschichte des brasilianischen Films „Todos os Mortos“ (Alle die Toten). 1888 wurde die Sklaverei abgeschafft, seit 1891 ist Brasilien eine Republik. Auf Weihnachten folgt Neujahr, und dann der Karneval

© Hélène Louvart/Dezenove Som e Imagens

Bei der Familie Soares, eine Mutter und zwei Schwestern in Sao Paolo, erinnern sich alle noch an die Zeit auf dem Land, als die Ordnung der Ausbeutung fest etabliert war. Nun aber leben die privilegierten weißen Frauen mit ihren Bediensteten in einem schwierigen sozialen Gleichgewicht. Ana bringt dem kleinen Joao das Klavierspiel bei, dessen Mutter aber fürchtet, der Junge könnte seine Herkunft aus einer armen Familie von Schwarzen vergessen. Die Rituale der afrikanischen Religion stoßen auf die Gewohnheiten der privilegierten Weißen. Caetano Gotardo und Marco Dutra haben mit „Todos os Mortos“ ein historisches Panorama der brasilianischen Geschichte und Gesellschaft entworfen, das eher mit Details als mit großen Schwenks arbeitet. Auch das Spiel der Figuren ist eher zurückgenommen als expressiv.

Bis auf den kleinen Joao ist das vorwiegend eine Geschichte der Frauen, die unter sich ausmachen müssen, wie es mit der Familie und mit der Nation weitergeht. Die Epochen gehen ineinander über, und symbolische Formen wie der Karneval oder das Kammerspiel werden Teil der künstlerischen Strategien der Regisseure. Ein Film zum Mitdenken, in dem sich die ganze Komplexität der brasilianischen Kolonialerfahrungen und Staatswerdung allmählich vermittelt. Bert Rebhandl

Termine: Todos os Mortos bei der Berlinale


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