Was sich 2020 im ersten Jahr der neuen Berlinale-Leitung Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian angedeutet hat, setzt sich auch 2021 fort, im Wettbewerb und bei den Berlinale Talents, dem Branchentreff für Nachwuchs-Filmschaffende: Die künstlerische Qualität der Filme und Filmemacher hat eindeutig Vorrang. Und da stört es offenbar auch nicht, dass man nur wenig mit ganz großen Namen protzen kann. Wobei es schon interessant ist, dass ein Rückblick-Clip auf 2020 explizit Stars von Javier Bardem bis Helen Mirren in den Vordergrund stellt.
Diese deutliche Konzentration auf die Filmkunst ist auch bei den Berlinale Talents erkennbar. Bei der digitalen Berlinale vom 1. bis zum 5. März sind lediglich einige Gesprächsrunden der Talents (und der „World Cinema Fond Day“ am 5. März) für die Öffentlichkeit zugänglich – und das live und kostenlos. Das Motto 2021: „Dream On!“. Welche Programmpunkte der Berlinale Talents ihr online ansehen könnt, sagen wir euch hier.
Berlinale Talents: Auftakt am 1. März
Los ging es am 1. März um 16 Uhr mit „New Cinema, New Voices!“, wenn sich Ava DuVernay, Takeshi Fukunaga, Heperi Mita, und Elle-Máijá Tailfeathers zur Diskussion treffen. DuVernay ist die Chefin des unabhängigen US-Verleihers Array und hat unter anderem die Filme von Fukunaga, Mita und Tailfeathers verliehen. Ein großer Schwerpunkt von Array sind Filme von und für Minderheiten. Moderation: Djamila Grandits.
- New Cinema, New Voices 1.3., 16 Uhr, zu sehen hier
Kirsten Johnson über „Dick Johnson is Dead“
Am 1. März um 18 Uhr stellt sich die US-amerikanische Dokumentarfilm-Kamerafrau und -Produzentin Kirsten Johnson („Citizenfour“) dem Publikum. Sie berichtet über ihren neuen Film „Dick Johnson is Dead“, ein Projekt über die Demenz ihres Vaters, bei dem Johnson auch Regie führt.
- Dream On: Kirsten Johnson 1.3., 18 Uhr, zu sehen hier
Berlinale Talents: Über das Schreiben für die Leinwand
Spannend ist das Thema am 2. März um 10.30 Uhr: „Non-Scripted: Can We Write Cinema?“ behandelt die Frage, inwieweit überhaupt konkret in Worte zufassen ist, was hinterher auf der Leinwand zu sehen ist. Neben dem aus dem Jörg-Buttgereit-Umfeld stammenden Script Consultant Franz Rodenkirchen diskutieren die kanadische Kamerafrau Josée Deshaies („Ephraim und das Lamm“) und die libanesische Künstlerin Joana Hadjithomas. Moderation: Vincenzo Bugno.
- Non-Scripted: Can We Write Cinema? 2.3., 10.30 Uhr, zu sehen hier
Welket Bungué über Körper
Am 2. März um 13 Uhr gibt es ein Wiedersehen mit Welket Bungué, dem Hauptdarsteller aus Burhan Qurbanis „Berlin Alexanderplatz“. Der in Berlin lebende Bungué ist ja nicht nur Schauspieler, sondern auch Filmemacher. Seine neueste Produktion „Mudança“ ist dieses Jahr in der Sektion Forum Expanded zu sehen. Unter dem Titel „In Contact: The Politics of Moving Bodies“ diskutiert er mit Natascha Noack („einer Wanderin zwischen Tanz, Bewegung, Sprache und Film“) über „unsere körperliche Präsenz und die Präsenz des politischen Körpers“.
- In Contact: The Politics of Moving Bodies 2.3., 13 Uhr, zu sehen hier
Globale Soundcollage für Berlinale Talents
Bei „Ears Wide Open: A Global Sound Journey“ laden die Klangkünstler Rana Eid, Tim Nielsen und Alastair Sirkett am 2. März um 18.30 Uhr zu einer Klangreise um die ganze Welt in Pandemiezeiten. Eine an 60 verschiedenen Orten entstandene Soundcollage, die exklusiv für dieses Event komponiert wurde.
- Ears Wide Open: A Global Sound Journey 2.3., 18.30 Uhr, zu hören hier
Die Jury zu Visionen
Hochkarätig wird es am 3. März um 18.30 Uhr, wenn sich die Internationale Jury unter der Moderation von Berlinale-Chef Carlo Chatrain dem Publikum stellt. Ildikó Enyedi, Nadav Lapid, Adina Pintilie, Mohammad Rasoulof und Jasmila Žbanić haben alle schon einmal einen Goldenen Bären gewonnen, wissen also, was auf dem Spiel steht. Über ihre Juryarbeit hinaus sind die Filmemacher*innen aufgefordert, über ihre Visionen des Kinos zu sprechen.
- Dream On: Golden Bear Jury 3. März, 18.30 Uhr, zu sehen hier
Berlinale Talents: Weitere spannende Programmpunkte
Aber auch andere Talents-Programm sind spannend, etwa wenn der international gefeierte thailändische Filmemacher Apichatpong Weerasethakul („Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben“) zu einem Kollektiven Traum über „Nichts“ einlädt (4.3., 10.30 Uhr, zu sehen hier), oder wenn der gefeierte Szenenbildner Uli Hanisch von ihm selbst und Alumnus Josef Brandl entworfenen Berlinale Talents-„Filmset“ im HAU3 Einblicke in die Entstehung von „Das Damengambit“) gewährt. (4.3., 18.30 Uhr, zu sehen hier). Zum Abschluss gibt sich die französische Filmemacherin Céline Sciamma die Ehre, wenn sie von der Entstehung ihrer Filme erzählt (5.3., 18.30 Uhr, zu sehen hier). Sciamma ist mit ihrem fünften Film „Petite Maman“ im Wettbewerb der Berlinale 2021 vertreten.
Die Berlinale Talents laufen vom 1. bis 5. März. Die öffentlichen Veranstaltungen sind auch als Aufzeichnung verfügbar, wenn die Online-Events abgeschlossen sind, und stehen auf dem Youtube-Channel der Berlinale bereit.
Mehr zur Berlinale 2021
Er hat die Pflicht, Berlin etwas zu bieten: Berlinale-Chef Carlo Chatrian im Gespräch über seine Pläne 2021. Sorgfältig kuratiert und voller Höhepunkte: Diese Filme dürft ihr bei der „Woche der Kritik“ der Berlinale nicht verpassen. Am Vorabend der Festspiele haben die Filmtheater auf ihre prekäre Situation aufmerksam gemacht – mit der Aktion „Kino leuchtet. Für dich“. Wir berichten immer wieder aktuell über die Berlinale – alle Beiträge hier.