Berlinale 2023

„BlackBerry“ von Matt Johnson: Unterhaltsame Technik-Geschichte

Ein BlackBerry war einmal ein cooleres Teil als ein iPhone. Der Erfolg war aber nicht von Dauer. Matt Johnson erzählt in „BlackBerry“ von einem Kapitel der neueren Alltagskultur, in dem es noch Spaß machte, ein Nerd zu sein.

Jay Baruchel in „BlackBerry“ mit dem gleichnamigen Gerät. Foto: Budgie Films Inc.

Geniale Kombination von allem: „BlackBerry“ von Matt Johnson

So stellt man sich die typischen Nerds vor: der eine, Mike, ein Bastler, der bei seiner Präsentation alles ablesen muss und vollkommen unsicher wirkt, der andere, Doug, trägt auch zwölf Jahre später immer noch Bandana und ärmelloses T-Shirt, scheinbar mehr an den Filmnächten im Unternehmen als an allem anderen interessiert. Doch als sie mit Jim einen gewieften Verkäufer treffen, wird ihre Erfindung zum Millionengeschäft: das BlackBerry, eine frühe Kombination von Handy, Computer und Mailprogramm, das zu seiner besten Zeit – als es für Geschäftsleute auch ein Statussymbol war – bis zu 45 Prozent des Weltmarktes beherrschte, heute aber vollkommen bedeutungslos geworden ist.

Jay Baruchel, Pranay Noel, Steve Hamelin, Matt Johnson, Ethan Eng, Ben Petrie, Michael Scott in „BlackBerry“. Foto: Budgie Films Inc.

Von 1996 bis 2008 erstreckt sich die Geschichte des Startups Research in Motion aus der kanadischen Kleinstadt Waterloo, das sein eigenes Waterloo schließlich erlebt, als man das neuentwickelte Smartphone von Steve Jobs‘ Apple, das mit Touchscreen statt mit Tastatur arbeitet, fälschlicherweise als nicht ernstzunehmende Konkurrenz abtut.

„BlackBerry“ erzählt keine naheliegende Geschichte

Der Film erzählt allerdings nicht die naheliegende Geschichte eines Haufens sympathischer Nerds, die vom Großkapital in die Knie gezwungen werden (oder, noch besser, sich als David gegen Goliath durchzusetzen wissen). Regisseur und Ko-Autor Matt Johnson („Operation Avalanche“) zeigt diese Nerds vielmehr als ziemlich verpeilte Truppe, stolz auf Flipper, Tischfußball und Popcornmaschine in ihrem Großraumbüro, konzentriert arbeitend aber nur, wenn sie dazu angetrieben werden. Arbeit an einem Tag, wo die (regelmäßige) ‚Movie Night‘ auf dem Programm steht, bringe Unglück, sagt einer einmal, während Doug fortwährend in Sätzen aus Hollywood-Filmen spricht. Deshalb sympathisiert man von Anfang an unweigerlich mit dem smarten Verkäufer Jim – bis den seine Leidenschaft für Eishockey den Bezug zur Realität verlieren lässt und ihn zum Größenwahn treibt, mit dem Firmenjet von einem Termin zum nächsten hetzend. Am Ende ist das eine ziemlich tragikomische Geschichte, die einer Reihe kanadischer Schauspieler (Michael Ironside, Saul Rubinek, Martin Donovan) prägnante Gastauftritte ermöglicht. Frank Arnold


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