Berlinale 2023

„Music“: Die ganz eigene Kunst von Angela Schanelec

Sie gilt als die wichtigste Vertreterin der „Berliner Schule“ neben Christian Petzold: Angela Schanelec. In ihrem neuen Film „Music“ erzählt sie eine Version des Ödipus-Mythos, die nicht ganz leicht zu verstehen ist. Die tipBerlin-Filmredaktion hat die Kritik zum rätselhaften, faszinierenden Film.

Theodora Exertzi, Odysseas Psaras, Nikolas Tsibliaris, Aliocha Schneider in „Music“. Die Kritik zum Film. Foto: faktura film / Shellac

Kompositorische Brillanz: „Music“ von Angela Schanelec

Eine einsame, staubige Straße. Ein Hang voller Müll, ein Mensch kriecht ihn hinauf. Eine Landschaft im Sommer, mag das Griechenland sein? Ein Baby, das gerettet, vielleicht auch verschleppt wird. Mit rätselhaften Bildern beginnt Angela Schanelecs „Music“, mit dem die Berliner Regisseurin erneut im Wettbewerb der Berlinale zu Gast ist. Für ihren letzten Film „Ich war zuhause, aber…“ war sie vor vier Jahren mit dem Preis für die Beste Regie ausgezeichnet worden, für einen jener typischen Schanelec-Filme, oft mysteriös, immer ganz eigen, der sie zu einer der wichtigsten Vertreterinnen der sogenannten „Berliner Schule“ gemacht hat.

Auch „Music“ besticht durch seine Bilder, seine Atmosphäre, seine ganz offensichtliche kompositorische Brillanz, und dennoch weist dieser Film auch auf die Probleme des filmischen Ansatzes von Angela Schanelec hin. Ein Ansatz, der hermetisch bis an die Grenzen der Unverständlichkeit ist, und diesmal vielleicht auch darüber hinaus. Eine Variation des Mythos von Ödipus soll „Music“ sein, ein sehr freier allerdings. Würde dieser Hinweis allerdings nicht groß auf dem Plakat des Films stehen, würde man dann in den spröden Bildern des Films ahnen, dass dieses Baby, das zu einem jungen Mann heranwächst, der in einem Gefängnis Ping Pong spielt, eine moderne Version des Ödipus darstellen soll?

Eine seltsame Faszination geht von den Bildern aus

Von Griechenland führt die Geschichte später auf die Straßen Berlins, wo Schanelecs Ödipus, der hier Jon heißt und von Aliocha Schneider gespielt wird, in der Musik Zuflucht und Halt findet, unter anderem in Liedern des kanadischen Komponisten Doug Tielli. So hermetisch „Music“ auch wirkt, so schwer es fällt, einen Zugang in diese von Angela Schanelec mit größter Bestimmtheit erdachten und konstruierten Welt zu bekommen: Eine seltsame Faszination geht von den Bildern aus, die – auch wenn man sie vielleicht nicht sofort versteht oder einem größeren Ganzen zuordnen kann – als kleine Kunstwerke funktionieren, als Beobachtungen einer ganz eigenen filmischen Welt. Michael Meyns


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