Christian Petzold ist mit „Roter Himmel“ bereits zum sechsten Mal im Wettbewerb der Berlinale vertreten. Auch Paula Beer (zum dritten Mal unter seiner Regie) ist erneut in einer Hauptrolle dabei. “Undine“ brachte ihr 2020 einen Silbernen Bären als beste Darstellerin ein. Die Kritik zu „Roter Himmel“.

Stoff für einen Roman: „Roter Himmel“ von Christian Petzold
„Roter Himmel“ beginnt wie eine leichte Sommergeschichte, man darf an Eric Rohmer denken. Die Freunde Felix und Leon sind im Auto unterwegs zu einem Ferienhaus, das Felix’ Familie gehört. Dass seine Mutter parallel auch noch der Nichte einer Arbeitskollegin dort Quartier gewährt, hat sie vergessen mitzuteilen. So müssen sich die beiden Männer ein Zimmer teilen – keine gute Voraussetzung für den Schriftsteller Leon, hier an seinem Roman zu arbeiten.
Felix dagegen, der seine Bewerbungsmappe für ein Studium an der UdK erstellen will, sieht das Ganze gelassener, hat auch weniger Probleme mit einer bestimmtem Art von Geräuschen, die in den ersten beiden Nächten aus Nadjas Zimmer kommen. Den Mitverursacher dieser Geräusche identifiziert Leon als den örtlichen Rettungsschwimmer Devid, der alsbald im Haus auch tagsüber zu Gast ist.
Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Leon, der sich mit seinem Roman quält und alle Angebote für gemeinsame Unternehmungen abschmettert – selbst wenn er sich dafür im nächsten Moment, wieder alleine, darüber ärgert. Es ist der Blick des Schriftstellers, dem die Menschen und Ereignisse Rohstoff für seine Arbeit sind, der immer wieder merkt, wie er sich dadurch der Kommunikation entzieht, aber offenbar nicht anders kann.
Als sich dann sein Verleger für einen Kurzbesuch zur Aussprache über den Roman ankündigt, und Paula diesen nach Lektüre als ‘bullshit’ bezeichnet, spitzt sich die Situation zu, während in der Nähe Waldbrände lodern, die die Feuerwehr nicht unter Kontrolle bringen kann (und die dem Film seinen Titel geben).
„Roter Himmel“ schlägt Wurzeln in der deutschen Geschichte
Nach Wasser in „Undine“ nun Feuer, wiederum ein Film, der Wurzeln schlägt in der deutschen (Märchen-)Geschichte. Heine wird zitiert, der Wald wird zum Leben erweckt, zeigt aber am Ende auch ein anderes Gesicht.
Das Feuer – man könnte es ahnen, dass nicht alles so leichtfüßig bleibt, wie es der Anfang des Films verheißt, aber dass das Drama am Ende so geballt daherkommt, ist schon ein Schock. Einige schwer erträgliche Bilder werden durch eine Coda nur ein Stück weit aufgefangen, transformiert in ein Stück Literatur, das zeigt, dass Leon nicht mehr die tragikomische Figur ist, sondern ein anderer geworden ist. Frank Arnold

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