Der Regisseur Ameer Fakher Eldin erzählt mit „Yunan“ von Erfahrungen des Exils – und von seiner Sehnsucht nach Syrien.
Hanna Schygulla ist in „Yunan“ zu sehen
Die Halligen sind eine Inselgruppe im nordfriesischen Wattenmeer, westlich von Husum, südlich von Sylt. Wer hier lebt, oder wen es hierher verschlagen hat, ist dem Wind und dem Meer ausgesetzt. Wenn eine Flut kommt, gibt es keinen schützenden Deich, halbwegs sicher ist man nur in den Häusern auf den Warften, auf Erhöhungen, die von Menschenhand aufgeschüttet wurden. Auf einer der Halligen hat Ameer Fakher Eldin seinen Film „Yunan“ angesiedelt.
Ein Mann namens Munir (gespielt von dem libanesischen Star Georges Khabbaz) zieht sich an diesen entlegenen Punkt zurück, um vielleicht mit seinem Leben Schluss zu machen. Er trifft auf eine Frau namens Valeska, eine Rolle für die legendäre Hanna Schygulla. Ameer Fakher Eldin lässt also Welten aufeinander treffen, in einem Film, in dem er, wie er sagt, grundsätzlich und allgemein und vielleicht auch bis zu einem gewissen Grad metaphorisch von „displacement“ erzählen möchte. Eine „displaced person“ ist eine Person, die nicht mehr an dem Ort sein kann, an dem sie zu Hause ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es viele solcher „displaced persons“, und die internationale Gemeinschaft suchte nach Regeln, um sie zu schützen. Heute wird dieser Schutz zunehmend in Frage gestellt.
Ameer Fakher Eldin: Ein Syrer, der nie in Syrien war
Der Regisseur erzählt mit seinem zweiten abendfüllenden Film auch von eigenen Erfahrungen. Er kam 1991 in Kyjiw zur Welt, seine Eltern waren noch zu Zeiten der Sowjetunion in die Ukraine zum Studieren gegangen, kehrten aber bald nach Madschals Sams zurück, ein Dorf auf dem Golan, einem Teil von Syrien, der seit 1967 von Israel besetzt ist. Hier wuchs Ameer Fakher Eldin auf. Ethnisch gehört er zur Minderheit der Drusen, politisch aber versteht er sich als Syrer. Ein Syrer, der nie in Syrien war, wie er zuspitzt.
Der Syrer, der nie in Syrien war, tritt nun für Deutschland im Wettbewerb der Berlinale mit einem Film an, der sieben Produktionsländer hat: „Yunan“ bekam Geld sogar aus Palästina, Katar und Saudi-Arabien, federführend aber war die Firma Red Balloon aus Hamburg. Dort lebt Ameer Fakher Eldin nun auch seit vier Jahren, nachdem er für die Postproduktion seines Films „The Stranger“ nach Deutschland gekommen war. Davor hatte er sieben Jahre in Tel Aviv gelebt. Als zentrale Inspiration für seinen neuen Film nennt er ein klassisches „abendländisches“ Zeugnis: den Abschiedsbrief, den der vertriebene Jude Stefan Zweig 1942 in Brasilien schrieb. Er verwand den Verlust seiner (alt)österreichischen Heimat nicht. Optimistisch nennt man Menschen wie Stefan Zweig oder Ameer Fakher Eldin Weltbürger. Aber wer tröstet sie in der Fremde?
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