Das Angebot der Berlinale 2025 umfasst 285 Filme – eine große Auswahl. Ihr braucht einen Überblick? Wir haben uns das Programm genauer angesehen und geben euch 30 Filmtipps – je drei Empfehlungen für jede der zehn Sektionen.
Wettbewerb
Drømmer (Dreams (Sex Love)) Norwegen; R: Dag Johan Haugerud
Ein Mädchen verliebt sich in seine Lehrerin, schreibt darüber Tagebuch, das Geheimnis wird entdeckt. Ein Film über die Liebe, die Intimität, und das Schreiben. Die Kritik zu „Drømmer“ findet ihr hier.
Kontinental ’25 Rumänien; R: Radu Jude
Wie schon in seinem Berlinale-Gewinner „Bad Luck Banging or Loony Porn“ erzählt Radu Jude von einer Frau in einer schwierigen Situation: Eszter Tampa spielt eine Gerichtsvollzieherin, die einen Obdachlosen vertreiben soll.
Reflet dans un diamant mort (Reflection in a Dead Diamond) Frankreich; R: Helène Cattet, Bruno Forzani
Fabio Testi spielt einen Geheimagenten im Ruhestand, der an der Côte d’Azur in einen Strudel seltsamer Ereignisse gerät – hier könnte die Berlinale tatsächlich auf einen Edelstein stoßen. Wie wir den glitzernden, funkelnden Film „Reflection in a Dead Diamond“ finden, lest ihr hier.
Special
Ancestral Visions of the Future Lesotho; R: Lemohang Mosese
Kindheit in einem fernen, sagenhaften Land: Der in Berlin lebende Filmemacher aus Lesotho im südlichen Afrika mit einem sehr persönlichen Film über Herkunft und Emigration.
Michtav Le’David Israel; R: Tom Shoval
2013 war Tom Shoval mit seinem Film „Youth“ bei der Berlinale. In einer Hauptrolle: David Cunio, den er bei einem Laiencasting gefunden hatte. 2023 wurde David von der Hamas entführt, derzeit ist er eine der letzten Geiseln, auf deren Befreiung noch gehofft wird. Tom Shoval führt mitten hinein in die Tragödie in Israel/Palästina/Gaza.
My Undesirable Friends: Part I – Last Air in Moscow USA; R: Julia Loktev
Julia Loktev gibt einen sehr persönlichen Einblick in das Leben in Wladimir Putins Russland in den Wochen vor dem Krieg: Sie hat Frauen, die sich zivilgesellschaftliche für Freiheit und Frieden und Demokratie einsetzen, so lange wie wöglich begleitet
Anmerkung: In der Reihe Special laufen auch eine Reihe von tollen Filmen, die bald nach der Berlinale ins Kino kommen; wir haben bei unserer Auswahl deswegen Titel bevorzugt, die man vielleicht nur auf dem Festival zu sehen bekommt.
Perspectives
Hé Mán (Eel) Taiwan; R: Chun Chun-Teng
Taiwan ist ein Inselstaat, der vor dem chinesischen Festland demokratisch zu bestehen versucht. In diesem Film ist das Motiv der Insel die zentrale Metapher einer poetischen Reflexion.
Come la Notte (Where the Night Stands Still) Philippinen/Italien; R: Liryc Dela Cruz
Drei Menschen von den Philippinen, die im weltweiten Dienstleistungsbetrieb nach Italien geraten sind, kommen in einer Villa zusammen, die eine von ihnen als Erbe zugesprochen bekommen hat. Ein Film über Hier und Anderswo.
How to Be Normal and the Oddness of the Other World Österreich; R: Florian Pochlatko
Luisa-Céline Gaffron spielt Pia, eine 26 Jahre alte Frau, die aus der Psychiatrie entlassen wird. Florian Pochlatko folgt ihren Versuchen, sich im Leben zurechtzufinden, und stellt in Frage, was eigentlich normal ist.
Panorama
1001 Frames Iran/USA; R: Mehrnoush Alia
Vor dreißig Jahren drehte Mohsen Makhmalbaf einen legendären Film im Iran über ein Casting: Salam Cinema. Nun wird wieder eine Schauspielerin gesucht, für die Rolle einer Scheherazade.
Khartoum Sudan/Katar; R: Anas Saeed, Rawia Alhag, Ibrahim Snoopy, Timea M Ahmeed, Phil Cox
Die Ereignisse im Sudan seit 2019 sind an Tragik kaum zu überbieten: Eine breite Volksbewegung für Demokratie wurde von Macht- und Waffenkartellen unterdrückt. Hier sprechen fünf Menschen im Exil über ihre Erfahrungen.
Welcome Home Baby Österreich; R: Andreas Prohaska
Judith arbeitet in Berlin als Notärztin. Als sie in Österreich ein Haus erbt, gerät sie auf einen verstörenden Trip. Neuigkeiten von einem der österreichischen Genrekünstler.
Forum
When Lightning Flashes Over the Sea Ukraine; R: Eva Neymann
Odessa war eines der Ziele von Putins Feldzug gegen die Ukraine. Zum Glück kamen seine Soldaten nie so weit, aber Raketen bedrohen bis heute die Menschen in der Stadt am Schwarzen Meer. Eva Neymann hat Momente aus dieser Zeit gesammelt.
2024 (2023) Deutschland; R: Stefan Hayn
Der Maler, Künstler, Filmemacher Stefan Hayn arbeitet seit vielen Jahren an einem radikalen Gesamtwerk über das Malen, das Schreiben, das Denken und das Kino. Dies ist das neueste Kapitel. Unser wichtigster Geheimtipp.
The Long Road to the Director’s Chair Norwegen; R: Vibeke Løkkeberg
1973 fand in Berlin ein Frauenfilm-Seminar statt, das zu einem Schlüsselmoment der feministischen Bewegung wurde. Die Norwegerin Vibeke Løkkeberg war damals dabei und hat Material gedreht, das sie nun erst der Öffentlichkeit vorlegt – ein grandios spannendes Dokument.
Forum Expanded
Mirage: Eigenstate Indonesien; R: Riar Rizaldi
Was ist Wissenschaft? Diese Frage findet hier manch unerwartete Antwort aus Sicht des globalen Südens.
Mikuba (Cobalt) DR Kongo 2025; R: Petna Ndaliko Katondolo
Eine Recherche in der Welt des Kobaltbergbaus in Afrika.
Miraculous Accident Deutschland; R: Assaf Gruber
1968 an einer polnische Filmhochschule: Eine marokkanischer Student trifft auf eine jüdische Lehrerin. Der Künstler Assaf Gruber spinnt um diesen Ausgangspunkt ein komplexes Gewebe für eine heutige, komplizierte Zeit.
Generation
Little Rebels Cinema Club Indonesien; R: Khozy Rizai
In Indonesien gibt es längst ein eigenes Blockbuster- und Superheldenkino. Hier aber entsteht ein Zombiefilm mit den allereinfachsten Mitteln: einem Handy.
Naerata ometi (Lach doch mal) Estland (Sowjetunion); R: Leida Laius
1985 gehörte Estland noch zur Sowjetunion. Aus dieser Zeit stammt dieses filmhistorische Fundstück über ein ungewöhnliches Erziehungsheim.
Only on Earth Spanien; R: Robin Petré
Das nordwestspanische Galicien hat eine wunderbare Landschaft, in der nur leider oft das Wasser fehlt. Brände sind eine Folge. Eine Reise in die Zukunft des Klimas und der Lebensbedingungen.
Retrospektive
Jonathan BRD; R: Hand W. Geißendörfer
Der spätere Showrunner der „Lindenstraße“ mit einem früheren, klassenkämpferischen, mit vielen 68er-Anspielungen durchsetzten Vampirfilm.
Einer von uns beiden BRD; R: Wolfgang Petersen
Ein Studienabbrecher erpresst einen Soziologieprofessor, indem er ihm Plagiate bei der Diss vorwirft: Klingt akademisch, ist aber ein sehr guter Thriller – und einer unserer Filmtipps für die Berlinale 2025.
Nelken in Aspik DDR; R: Günter Reisch
Armin Müller-Stahl spielt einen Werbezeichner, der sich auf Wortlosigkeit verlegt, und damit genial erfolgreich wird: Spannende Einblicke in den DDR-Alltag vor Honecker.
Berlinale Classics
Vestida de azul (Dressed in Blue) Spanien; R: Antonio Giménez-Rico
Sechs trans Frauen in Madrid in den 80er Jahren: ein queerer Dokumentarfilmklassiker.
Seisaku no Tsuma (The Wife of Seisaku) Japan; R: Yasuzo Masumura
Breitwandkino in Schwarzweiß um eine japanische Frau mit schlechtem Ruf, die einen Kriegshelden verführt – so sieht es das Ressentiment.
Solo Sunny DDR; R: Konrad Wolf
Einer der zu Recht beliebtesten Filme aus der DEFA, in neuer Pracht: Renate Krößner spielt die unangepasste Sängerin Sunny.
Berlinale Shorts
Ke wai huo dong (Extracurricular Activity) VR China; R: Dean Wei, Xu Yidan
Zwei Teenager haben Sex in China – mit Folgen.
Their Eyes Frankreich; R: Nicolas Gourault
Blick in digitale Sweat Shops in Venezuela, Kenia und auf den Philippinen.
Lloyd Wong, Unfinished Kanada; R: Lesley Loksi Chan
Dieser Kurzfilm nimmt das Leben mit Aids in den 90er-Jahren in den Blick.
Wie gut ist der Eröffnungsfilm? Die Kritik zu „Das Licht“ von Tom Tykwer. Vom Kiezkino bis zu ehrwürdigen Filmtheatern: Diese Kinos sind die Spielstätten der Berlinale 2025. Filmprominenz im Blitzlichtgewitter: Diese Stars kommen 2025 zur Berlinale. Welche Filme laufen, wann und wo findet ihr das vollständige Programm? Alle Infos rund um das Programm der Berlinale. Wann beginnt der Verkauf, wo gibt es Tickets? Alles, was ihr zum Ticketkauf der Berlinale wissen müsst. Die Jury um Todd Haynes wird ihre Freude haben am Berlinale-Wettbewerb 2025, der spannend und ausgeglichen werden dürfte. Die US-Amerikanerin übernimmt als erste Frau die alleinige Berlinale-Leitung: Tricia Tuttle ist die neue Intendantin der Festspiele. Was läuft sonst? Hier ist das aktuelle Kinoprogramm für Berlin. Mehr aus der Filmwelt lest ihr in unserer Kino-Rubrik. Und alles zum Festival steht in unserer Berlinale-Kategorie.