Gerade angekommen in Paris, findet sich Yoav in einer riesigen Altbauwohnung ohne jegliches Möbelstück wieder. Während er am nächsten Morgen zum ersten Mal duscht, werden prompt seine wenigen Habseligkeiten gestohlen. Nackt hämmert er an verschlossene Nachbarstüren. Glücklicherweise wohnt in der Wohnung über ihm ein junges Paar, das ihn engelsgleich rettet, als er mit einem Fieberschock in seiner Badewanne liegt. Bevor er in eine kleine heruntergekommene Wohnung mit einem Loch in der Wand umzieht, wird er noch mit Kleidung und Bargeld beschenkt. Naheliegend, dass Emile und Caroline seine engsten (und einzigen) Vertrauten in der fremden Stadt werden.
Ein Mann will sein Land hinter sich lassen. Als erstes kauft sich Yoav ein Wörterbuch, denn Hebräisch soll ab heute der Vergangenheit angehören. Als Wachmann in der israelischen Botschaft vermag er seinen Arbeitgeber allerdings ebenso wenig zu überzeugen wie als Modell für einen zugegebenermaßen exzentrischen Künstler, auch wenn er sich dabei ebenso kräftig ins Zeug legt wie beim Singen der französischen Nationalhymme in einem Einbürgerungskurs. Emile hatte ihm zwar einen einfacheren Weg vorgeschlagen, Franzose zu werden, durch eine Heirat mit Caroline, aber Yoav ist davon überzeugt, das selber bewerkstelligen zu können.
Mit seinem dritten Spielfilm ist Regisseur Nadav Lapid, dessen Langfilmdebüt „Policeman“ 2012 auch in deutschen Kinos lief, erstmals im Berlinale-Wettbewerb vertreten, nach zwei Kurzfilmen im Panorama bzw. bei Berlinale Shorts. Er basiert auf eigenen Erfahrungen mit dem Leben in Frankreich. Der Film hat Momente von surrealer Komik, etwa wenn Yoav erzählt, dass er in seinen sieben Monaten in Paris an jedem Tag dieselbe schlichte, preiswerte Mahlzeit zubereitet habe oder wenn er stets im selben ockerfarbenen Mantel auftaucht. Da hat die Figur etwas von einem tragikomischen Helden, der allerdings in einer Szene kurz vor Schluss die Sympathien des Zuschauers verspielt. Viel Leerlauf in diesen 123 Minuten, mitproduziert von der Berliner Komplizen Film („Toni Erdmann“).