Sehnsuchtsort: Wie geht es jenen „Berliners“, die die Stadt als Mekka der Freiheit verstanden haben?
Ist Berlin immer noch das Eldorado der Subkulturen, das Utopia für alternative Lebensentwürfe? Der Dokumentarfilm „Berliners“ über Expats und ihre Motive, nach Berlin zu ziehen, stellt diese Frage und beantwortet sie nur bedingt. Wohl auch, weil sich in dem mit bescheidenem Budget realisierten Film die spanische Regisseurin Alba Fortuny Julià nur auf wenige Orte beschränken muss oder möchte, die sie für exemplarisch hält, um Berlin als Sehnsuchtsort der Freiheit für junge Menschen aus aller Welt zu zeigen.
Da ist das Teepeeland am Spreeufer, eine kleine Community von Überlebenskünstlern, die sich ziemlich unterm Radar ausgerechnet gegenüber dem Holzmarkt auf der anderen Flussseite als authentischere Alternative festgesetzt hat. Und da ist das im Tempelhofer Niemandsland verborgene Atelierhaus Greenhouse, in dem unter – für Berlin ungewöhnlich – sicheren Bedingungen junge Künstler ein Domizil gefunden haben für ihre Arbeit und ihr Leben.
Julià porträtiert im Schnellverfahren zahlreiche Protagonisten, wirklich viel erfährt man über diese nicht. Ihr geht es mehr um Atmosphären; die fängt der Film gut ein. Ein stadtpolitischer Kontext, der die Geschichte und Bedeutung gerade urbaner Freiräume in Berlin thematisiert, fehlt leider. Gerade beim Teepeeland mit seinen Verflechtungen zur 2014 geräumten Cuvry-Brache hätte sich das angeboten. Die Stärke von Juliàs Film liegt im persönlichen Blick auf eine Stadt, die immer mehr Menschen nur noch die Freiheit gibt, auf der Straße zu überleben. Eine mit Einschränkungen sehenswert aufrichtige Momentaufnahme.
Berliners E/D 2019, 78 Min., R: Alba Fortuny Julià, Start: 15.8. im Brotfabrik-Kino