Zeichenschüler, die ein ausgestopftes Tier zeichnen, extrem unruhige Zebras in einer engen Box, ein Tierpfleger, der ein Nashorn duscht, Zooangestellte, die Ställe reinigen, ein Affe, der in einem Gehege mit einem Stofftier spielt, ein Tierpräparator, der eine Ente entbeint und wieder zusammensetzt. Und immer wieder Fütterungsszenen, in denen Pfleger Tieren Häppchen direkt in den Mund werfen. Kaum je hat jemand die Interaktion zwischen Mensch und Wildtier so beklemmend in Szene gesetzt wie der eigenwillige kanadische Filmemacher Denis Cфtй in seiner von Schweigen, Kälte, Grautönen und unbeweglichen Kameraeinstellungen dominierten Dokumentation, die 2012 im Forum der Berlinale lief (in diesem Jahr gewann der Regisseur im Wettbewerb mit dem Spielfilm „Vic + Flo ont vu un ours“ einen Silbernen Bären). Im Winter scheinen die afrikanischen Wildtiere im kanadischen Safari-Park permanent zu frösteln, und der Sommer, in dem sie dem Geschrei der Besucher ausgesetzt sind, wirkt nur unwesentlich freundlicher. Ein seltsam langweiliger und bedrückender, und doch streckenweise auch faszinierender Film. Am Ende regnet es auch noch. Und ein einsamer Elefant zieht über eine Wiese.
Text: Catherine Newmark
Foto: Arsenal Institut für Film und Videokunst
tip-Bewertung: Annehmbar
Orte und Zeiten: „Bestiaire“ im Kino in Berlin
Bestiaire Kanada 2012; Regie: Denis Cфtй; 72 Minuten; FSK k.A.;
Kinostart: 25. April