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Comicverfilmung

Rollenmodell für all die kleinen Mädchen: „Birds of Prey: The Emancipation Of Harley Quinn“

Fangen wir mal mit den positiven Punkten an: Der Film ist mit 109 Minuten für eine Comicverfilmung schön kurz. Die animierten Szenen am Anfang und am Ende sind großartig. Und Margot Robbie und Mary Elizabeth Winstead sind zwei tolle und anscheinend absolut schmerzfreie Schauspielerinnen. Selbst ein komplett wirres, unzusammenhängendes Drehbuch wie das hier, das vermutlich von den Stuntleuten im Suff auf dem Klo zusammengeschustert wurde, spielen die beiden weg wie nix. Und das war’s dann eigentlich auch schon

Warner Bros. Entertainment GmbH

Schmerzfrei sollten auch die Zuschauer sein, die sich genötigt fühlen, einen Film zu sehen, in dem es nicht eine einzige sympathische Figur gibt. All die kleinen Kotzbrocken machen hässliche Sachen und reden fies darüber. Um mal eine Hausnummer zu nennen: „Birds of Prey“ ist wie ein langer Looney-Tunes-Cartoon, in dem sich Daffy Duck und Elmer Fudd mit Baseballschlägern, Schrotflinten und Atombomben (natürlich nur von der Firma ACME!) beharken, nur eben in realen Bildern! Das, was moderne Filme vorgeben zu haben, bleibt hier auf der Strecke, denn nicht nur eine plausible, nachvollziehbare Handlung, auch selbst härteste körperliche Gewalt hat absolut keine Konsequenz. Harley bricht einem frauenfeindlichen Autofahrer beide Oberschenkel? Hey, fährt er eben im Rollstuhl weiter. Canary zertrümmert ihrem Gegner mit einem brutalen Dropkick den Unterkiefer? Man kann doch auch ohne Zähne auf Toilette gehen. Die Hyäne Bruce bekommt einen Volltreffer durch eine Granate? Fünf Filmminuten später sitzt sie keckernd auf dem Rücksitz von Harleys Wagen: doch daneben! Huntress muss plötzlich merken, dass man mit einer Armbrust schlecht gegen Maschinenpistolen ankommt? Ach, ist doch eh alles schon komplett Wumpe!

Immerhin – und das ist wieder positiv – versucht das DC-Filmuniversum nicht mehr, wie der Marvel-Kosmos eine lange, zusammenhängende Geschichte zu konstruieren („Sie können ‚Thor 3‘ nur verstehen, wenn sie „Agents Of S.H.I.E.L.D.“ Staffel 1, Episode 15 gesehen haben!“): Bei DC wurschteln Kinofilme, Animationsstreifen und TV-Serien relativ unbeeinflusst nebeneinander her. Harley Quinn, die Comicfilmfans bereits aus „Suicide Squad“ (2016) kennen, hat mit der vielschichtigen gleichnamigen Figur aus Comics und Trickfilm kaum noch etwas gemein. Trotzdem wurde sie zu einem Rollenmodell für all die kleinen Mädchen, die gerne „entweder Superstar oder Hartz IV“ werden wollen. Was halt unterwegs verloren ging: Klasse, Charme und Humor.

Birds of Prey: The Emancipation Of Harley Quinn USA 2019, 109 min, R: Cathy Yan; D: Margot Robbie, Mary Elizabeth Winstead, Jurnee Smollet-Bell, Rosie Perez, Ewan McGregor; Start: 7.2.

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