Computerkriminalität spannend ins Bild zu setzen, das ist keine einfache Aufgabe. Nullen und Einsen, Tastaturen und Bildschirme, Festplatten, Server und Kabelsalat, alles digital, alles virtuell. Was soll schon aufregend daran sein, wenn einer mit Schmackes auf die Enter-Taste haut? Zu Beginn von Michael Manns „Blackhat“ geschieht ebendies, dann saust ein Licht durch mikroskopische Prozessorlandschaften wie das Feuer einer Zündschnur, und am Ende explodiert ein chinesisches Atomkraftwerk. Entsprechend ist der ausgelöste Aufruhr.
Nicht viel später befindet man sich auch schon inmitten einer Story, die James Bond zur Ehre gereichen würde. Das Atomkraftwerk war lediglich der Anfang. Börsenkurse geraten ins Visier, Gewinne werden eingestrichen, Unsummen transferiert. Aus welchem Grund? Mit welchem Zweck? Alsbald holt das bläuliche Bildschirmlicht der Aufklärung global vernetzte Bösewichter, Stohmänner und Strippenzieher aus dem finsteren Schatten der Morallosigkeit. Zugegeben, es wird viel in Computer gestarrt und programmiert, mit Smartphones hantiert und per GPS geortet – allerdings von der sehr ansehnlichen Paarung aus Chris Hemsworth als großem, starken Hacker und Wei Tang als zierlicher, hübscher Netzwerkspezialistin. Und immer dann, wenn die Abläufe in den Blackboxes den Horizont zu übersteigen drohen, besinnt sich Mann auf den reizvollen Kontrast. Dann donnern Projektile aus großkalibrigen Waffen, sterben Handlanger den kollateralen Tod. Zwar fügt Mann seinem bisherigen Њuvre mit „Blackhat“ nichts Neues hinzu, demonstriert dafür aber mit umso größerer filmemacherischer Lässigkeit seine Souveränität im Umgang mit komplexen Stoffen und seine Könnerschaft im Schaffen sinnlicher Bildtexturen.
Text: Alexandra Seitz
Foto: Legendary Pictures/ Universal Pictures
Orte und Zeiten: Blackhat
Blackhat SA 2014; R: Michael Mann; D: Chris Hemsworth (Nicholas Hathaway), Lee-Hom Wang (Chen Dawai), Wei Tang (Chen Lien); 132 Min.
Kinostart: Do, 5. Februar 2015