Nie zuvor haben Jugendliche so viel fotografiert und gefilmt wie heute. War das Tagebuchschreiben früher eher ein Ausdruck von Innerlichkeit, so zeugen die massenhaft mit Mobiltelefonen oder Digitalkameras gemachten Bilder von einer oberflächlichen Auffassung des Daseins. Unter Teenagern ist das Image wichtiger als Werte, suggeriert „Chronicle“. Das Geschehen wird zunächst vorwiegend anhand simulierter Videoaufzeichnungen des kontaktscheuen Oberschülers Andrew vor Augen geführt, der wie besessen alles und jeden filmt – bis er, sein Cousin und ein Mitschüler übernatürliche Fähigkeiten entwickeln. Kraft ihres Willens können sie Dinge oder Personen bewegen und sogar fliegen. Leichte Nebenwirkungen wie Nasenbluten verschmerzen die Mutanten, ernster sind die Risiken für ihre Psyche. Entsprechend wandelt sich auch die Stimmung im High-School-Drama: Stilelemente und Motive des Superhelden- und Horror-Kinos werden ins Spiel gebracht. Im Rausch titanenhafter Macht übt Andrew Rache für erlittene Demütigungen, dann rastet er restlos aus.
Text: Ralph Umard
Foto: 2011 – Twentieth Century Fox
tip-Bewertung: Annehmbar
Orte und Zeiten: „Chronicle – Wozu bist du fähig“ im Kino in Berlin
Chronicle – Wozu bist du fähig (Chronicle), USA/Großbritannien 2012; Regie: Josh Trank; Darsteller: Dane DeHaan (Andrew Detmer), Alex Russell (Matt Garetty), Michael B. Jordan (Steve Montgomery); 84 Minuten; FSK 12
Kinostart: 19. April