Zuhause bleiben

Corona-Quarantäne? Die besten Filme zum Streamen

Die Nachrichten überschlagen sich und nach und nach kommt das öffentliche Leben wegen des Corona-Virus zum Erliegen – die Welt wird langsamer, immer mehr Menschen sind in Corona-Quarantäne. Wenn sich die Stunden zu Hause wie Kaugummi ziehen, hilft es manchmal, in historische oder gleich fiktionale Welten abzutauchen.

Wir haben die besten Filme zum Streamen zusammengestellt, die es zurzeit auf Netflix und Amazon Prime gibt. Dabei ist Action mit Rihanna, Frauenpower und eine Eisläuferin, die für ihre Karriere die Grenzen der Legalität überschreitet.

„Ocean’s 8“ auf Netflix

Filme zum Streamen während der Corona-Krise. Foto: Netflix
Planen ihren „Heist“: 5 der Ocean’s 8. Foto: Netflix

Große Gaunerstücke waren bisher fast immer eine Angelegenheit von Männergruppen. So war das auch noch, als Steven Soderbergh 2001 in „Ocean’s 11“ das kleine Genre des „heist movies“ wiederbelebte, mit George Clooney als Danny Ocean, dazu Brad Pitt, Matt Damon und eine Reihe weiterer Stars, denen damals nur Julia Roberts als Vertreterin des weiblichen Geschlechts gegenüberstand. Es bedurfte des Ausscheidens von George Clooney, damit nun mit „Ocean’s 8“ ein neuer Anfang gemacht werden kann: Hier sind es ausschließlich Frauen, die sich zu einem großen Angriff auf das Metropolitan Museum in New York zusammentun.

Sandra Bullock spielt Debbie Ocean, die Schwester von Danny, die ihrem verblichenen Bruder gern die Ehre eines ebenbürtigen Coups erweisen würde. Kaum aus dem Gefängnis entlassen macht sie sich auch schon an die Arbeit. Zuerst wendet sie sich an ihre alte Freundin Lou (Cate Blanchett), der Rest des Teams wird nach einschlägigen Kompetenzen besetzt, wobei da durchaus immer an zwei Dinge gleichzeitig zu denken ist: an das Drehbuch, und an die Starpolitik in Hollywood in Zeiten der Globalisierung.

So wird zum Beispiel die dritte Frau im Bunde von Mindy Kaling gespielt, einer Komikerin mit tamilo-bengalischem Migrationshintergrund, die zudem ein anderes, nicht ganz so diätaffines Körperbild repräsentiert wie Ann Hathaway, die in „Ocean’s 8“ „den schönsten Hals der Welt“ spielt.

Auf Netflix, USA 2018, 110 Min., R: Gary Ross, D: Sandra Bullock, Cate Blanchett, Anne Hathaway, Rihanna



„Fences“ auf Netflix

Filme zum Streamen während der Corona-Krise. Foto: Paramount Pictures
Troy hat den Glauben an Veränderung aufgegeben. Foto: Paramount Pictures

Bereits 1987 gewann der schwarze amerikanische Dramatiker August Wilson den Pulitzer Preis in der Kategorie Drama für sein Bühnenstück „Fences“, das einen Blick auf das Thema Rassismus aus einer interessanten Perspektive bietet: Hauptfigur ist ein im Pittsburgh der 1950er-Jahre lebender schwarzer Familienvater mittleren Alters, der die in seinem Leben erfahrenen rassistischen Kränkungen so sehr verinnerlicht hat, dass er sich immer stärker zum Familientyrannen entwickelt, von dem sich Frau und Kinder zusehends entfremden. Die Zäune des Titels sind dabei natürlich auch eine Metapher: Barrieren kann man nicht nur aus Holz bauen.

Denzel Washington verkörpert in der von ihm inszenierten Verfilmung, den ehemals  in der sogenannten Negro League erfolgreichen Baseballspieler Troy Maxson, der es aufgrund seiner Hautfarbe jedoch nie in die Major League schaffte und heute bei der Müllabfuhr von Pittsburgh arbeitet. Mit seiner Familie bewohnt er ein kleines Häuschen; ein hart arbeitender Mann der unteren Mittelschicht.

Das unstete Leben seines Sohnes aus erster Ehe als erfolgloser Jazzmusiker missbilligt er, dem jüngeren Sohn verwehrt er die Karriere als Sportler: Für Troy hat das alles keinen Sinn, die Lebensperspektiven der Schwarzen würden sich sowieso nie ändern, verlassen kann man sich nur auf sich selbst. Troy blickt zurück im Zorn, die Söhne blicken in die Zukunft. Irgendwann bleiben nur Wut und Sprachlosigkeit.

Auf Netflix, USA 2016, 139 Min., R: Denzel Washington, Viola Davis, Jovan Adepo


„I, Tonya“ auf Amazon Prime

In der Geschichte des Sports war es ein einmaliger Vorgang: Im Vorfeld der Olympischen Winterspiele von Lillehammer 1994 wurde die US-Eiskunstläuferin Nancy Kerrigan von einem zunächst Unbekannten mit einer Eisenstange attackiert. Schnell konnten Leute aus dem direkten Umfeld ihrer Konkurrentin Tonya Harding als Täter identifiziert werden: deren Ex-Ehemann und ein von ihm bezahlter Kumpel, der das dilettantische Attentat ausgeführt hatte.

Bis heute ist das Duell zwischen der hübschen „Eisprinzessin“ Kerrigan und der prolligen „Eishexe“ Harding in den USA präsent; es gibt sogar eine Oper darüber. Der Spielfilm „I, Tonya“ unternimmt nun den zweifellos gewagten Versuch, Harding (gespielt von der gerade richtig durchstartenden Australierin Margot Robbie) als Sympathieträgerin in der Geschichte ihres Lebens darzustellen: ein Mädchen aus einer Unterschicht-Familie, das sich nach Liebe, Anerkennung und Erfolg sehnt. Und dabei immer wieder manipuliert wird, zunächst von ihrer kaltschnäuzigen Mutter (Allison Janney gewann für ihre Darstellung einen Oscar), später von ihrem schmierigen Ehemann.

Auf Amazon Prime, USA 2017, 120 Min., R: Craig Gillespie, D: Margot Robbie, Sebastian Stan, Allison Janney, Paul Walter Hauser, Start: 22.3.



„Victoria“ auf Amazon Prime

Am Anfang scheint es um nicht viel zu gehen: Victoria  (Laia Costa), eine junge Spanierin mit Lebenshunger und Nachholbedarf in Sachen Vergnügung, lernt des Nachts vor einem Club vier Berliner Jungs kennen. Die chatten sie voll, schneiden dabei ordentlich auf, flirten unbeholfen in holprigem Englisch. Victoria und Sonne (Frederick Lau) fühlen sich zueinander hingezogen, doch dann geht es plötzlich um alles:  Die kleine Chaostruppe schlittert naiv in die kriminelle Unternehmung eines Banküberfalls mit Geiselnahme. Sebastian Schippers in nur einer einzigen Einstellung gedrehter Film „Victoria“ (Kinostart: 11. Juni) ist atemloses deutsches Kino – und als solches ein beeindruckender Sonderfall, der stimmig und mit tollen Darstellern ein spezifisch berlinisches Lebensgefühl transportiert.

Auf Amazon Prime, D 2015, 139 Min., R: Sebastian Schipper, D: Laia Costa (Victoria), Frederick Lau (Sonne), Franz Rogowski (Boxer)


„Birth of the Cool“ auf Netflix

Filme zum Streamen während der Corona-Krise. Foto: Piece of Magic Entertainment
Lässig: Miles Davis. Foto: Piece of Magic Entertainment

Miles Davis wurde 1926 geboren und wuchs in einer Zeit auf, in der der afroamerikanische Jazz für alles Schlechte verantwortlich gemacht wurde, vom miesen Wetter bis hin zum Verfall der Sitten. Das Überraschende Fazit am Ende des Filmportraits „Miles Davis – Birth of The Cool“ ist die Erkenntnis, dass ausgerechnet einem so schwierigen Charakter wie Miles Davis das Kunststück gelang, den Jazz salonfähig zu machen, ihn mit der Klassik zu versöhnen und dabei den Mainstream mit dem Underground zu verbinden, ohne auch nur eine einzige Note seiner Musik ausverkauft zu haben.

Dass seine Ausnahmekarriere auch viel mit Glück zu tun hatte, zur richtigen Zeit am richtigen Ort den richtigen Leute zu begegnen – von der ersten Begegnung mit Charlie Parker und Dizzy Gillespie über das Jazz-Laboratorium der „Klangphysiker“ in der New Yorker 52nd Street bis hin zu seiner Zusammenarbeit mit dem weißen Jazzkomponisten Gil Evans – zeigt Stanley Nelson in seinem wunderbaren Film mittels einer elegant und dynamisch geschnittenen Montage.

Auf Netflix, R: Stanley Nelson, USA 2019, 115 Min., Start: 2.1.2020


Genug in die Röhre geguckt? Diese 100 Berlin-Romane solltet ihr gelesen haben. Wie die Berliner*innen mit der Krise umgehen, lest ihr im Corona-Tagebuch. Ihr ärgert euch darüber, dass manche Veranstalter*innen nicht ausreichend über die Ausfälle ihrer Events informieren? Unser Autor auch.

Berlin am besten erleben
Dein wöchentlicher Newsletter für Kultur, Genuss und Stadtleben
Newsletter preview on iPad